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Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Schuppen.
    Und dann standen sie da und starrten bestürzt ins Leere. Hier war kein Moses. Er war weg.
    »Er ist abgehauen«, sagte Tjorven.
    »Abgehauen! Und hat den Haken selber wieder drübergelegt, was?« sagte Pelle.
    Moses war nicht abgehauen. Jemand hatte ihn gestohlen. Tjorven wandte sich zu Stina um.
    »Hat dich irgendein Mensch gesehen, als du gestern hierhergegangen bist?«
    Stina dachte nach.
    »Nein, kein Mensch. Bloß Vesterman. Er wollte endlich von Rotkäppchen hören.«
    »Dir kann man ja wohl alles einreden«, sagte Tjorven. »Oh, dieser Vesterman, so ein Lump!« Tjorven stieß gegen Moses' Schlafkiste, daß sie an die Wand flog.
    »Ich reiß ihm die Haare aus. Er ist ein Dieb! Ich schieß ihn tot!« schrie sie wie rasend.
    »Ich weiß, was wir machen«, sagte Pelle. »Wir rauben Moses wieder zurück. Ich wette, daß er ihn in seinem Bootsschuppen hat, und da ist sicher auch nur ein Haken an der Tür.«
    Tjorvens Wut legte sich.
    »Heute abend, wenn Vesterman schläft«, sagte sie eifrig.
    Stina wurde ebenfalls eifrig, nur eins machte ihr Sorge.
    »Wenn wir nun aber eher einschlafen als Vesterman?« sagte sie.
    »Das tun wir nicht«, versicherte Tjorven drohend. »Nicht, wenn wir so wütend sind wie jetzt.«
    Stina war offenbar nicht wütend genug, denn sie konnte sich nicht wach halten. Tjorven und Pelle aber konnten es, und, was noch merkwürdiger war, niemand bemerkte sie, als sie davonschlichen.
    An diesem Abend war auf Saltkrokan Fuchsjagd abgehalten worden, um den Fuchs aus seinem Versteck aufzuscheuchen. Und tatsächlich gelang es ihnen, aber es wurde trotzdem kein Fuchs geschossen. Denn als sie ihn draußen auf der Landzunge in die Enge getrieben hatten und er keinen anderen Ausweg sah, da glitt er ins Wasser und schwamm davon. Dieser Fuchs wußte sich zu helfen, und bis zur nächsten Insel war es nicht weit.
    Nisse Grankvist schickte einen Schuß hinter ihm her, verfehlte ihn aber. Darüber war Pelle froh, als er es hörte.
    »Ich finde, Füchse sollen auch leben dürfen«, sagte er. »Und auf Norrsund gibt es jedenfalls keine Kaninchen und keine Schafe und keine Hühner.«
    »Das wird ein mageres Leben für ihn werden«, sagte Tjorven zufrieden. »Der Schurke, weshalb mußte er Jocke totbeißen.«
    »Das hat er nur getan, weil er ein Fuchs ist«, erklärte Pelle ihr. »Dann muß er sich ja auch wie ein Fuchs verhalten.«
    »Es mag ja sein, daß er ein Fuchs ist, aber deswegen kann er sich doch wie ein Mensch benehmen«, sagte Tjorven und wollte den Fuchs durchaus nicht begreifen.
    Übrigens – allerdings – sich wie ein Mensch benehmen? Wie Vesterman zum Beispiel? War das so viel besser? Hinzugehen und einen armen kleinen Seehund zu stehlen, nur um ihn zu verkaufen! Aber daraus würde nichts werden, darauf konnte Vesterman Gift nehmen! versicherte Tjorven.
    »Wenn nur Cora nicht bellt«, sagte sie.
    Aber Cora bellte. Sie stand neben ihrer Hundehütte und bellte so laut sie konnte, als sie Tjorven und Pelle heranschleichen sah. Aber damit hatte Pelle gerechnet. Im Schreinerhaus hatte es heute Rinderbrust gegeben. Und nun warf er Cora ein paar prächtige Rindsknochen hin und redete ihr gut zu. Da wurde sie still. Trotzdem hatten sie Angst auszustehen, bis sie wußten, ob jemand herauskommen und nachsehen würde, weshalb Cora gebellt hatte. Lange Zeit lagen sie unter dem Fliederstrauch am Hoftor und warteten. Aber als nichts zu hören war, schlichen sie sich vorsichtig auf den Hof. Dort oben auf einem Felsbuckel vor ihnen lag das Wohnhaus, an dem sie vorbeimußten, um zum Bootsschuppen hinunterzukommen. Es war still und dunkel. Wie ein schwarzer, drohender Würfel lag das Haus dort auf seiner Felsböschung mit dem hellen Nachthimmel darüber. Niemand rührte sich.
    »Die schlafen wie die Murmeltiere«, sagte Tjorven zufrieden. Das hatte sie jedoch zu früh gesagt, denn plötzlich wurde es in einem Fenster dort drinnen hell, und Tjorven hielt den Atem an. Sie sahen Frau Vesterman, wie sie gerade die Petroleumlampe über dem Tisch anzündete. Da liefen sie leise und schnell geradewegs auf das Fenster zu und warfen sich auf die Erde dicht an der Hauswand. Voller Schrecken hockten sie hier und warteten. Hatte sie sie gesehen oder nicht? Vielleicht hatte sie drinnen im Dunkeln gestanden, bevor sie die Lampe anzündete, und hinter dem Vorhang herausgelugt und gesehen, wie sie durchs Hoftor gingen. Kein Mensch konnte sich an einem hellen Juniabend auf diesem Felsbuckel verstecken, wo es nicht einen

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