Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
Melcher. »Mit dem Schuppen im rechten Winkel dazu. Sieht es nicht aus, als wäre alles wie von selber aus dem Boden gewachsen? Einen Hofplatz wie diesen hier, dafür hätte der Schreiner eine Medaille bekommen müssen.«
    »Papa, es ist doch sicher, daß wir hier immer wohnen bleiben?« fragte Pelle. »Ich meine, jeden Sommer?«
    »Aber ja, aber ja«, sagte Melcher. »Und heute kommt Mattsson, er hat angerufen und bei Nisse Grankvist Bescheid gesagt. Nun wird also endlich ein neuer Vertrag gemacht.«
    Während Melchersons beim Frühstück saßen, machte Tjorven mit Bootsmann einen Morgenspaziergang. Sie ging zum Anlegesteg, um die Schwäne zu füttern. Die kamen jeden Morgen und kriegten altes Brot von ihr, ein Schwanenvater und eine Schwanenmutter und sieben Junge, lauter kleine graue Bälle. Als sie gerade da stand, kam ein großes Motorboot, eins, das sie nicht kannte. Es hatte drei Personen an Bord. Einer davon war dieser Mattsson, den sie schon kannte, weil er ein paarmal im Jahr kam. Aber der andere, dieser große dicke Kerl mit der Schiffermütze, der das Boot lenkte, der war noch nie auf Saltkrokan gewesen und das Mädchen, das dabei war, auch nicht. »Wirf die Leine rüber«, sagte Tjorven. Mattsson schleuderte sie ihr zu, und sie machte sie fest. »Sieh mal an, du bist aber tüchtig«, sagte der mit der Schiffermütze, als er an Land gesprungen war. »Das ist ja ein vorzüglicher Knoten!«
    Tjorven lachte.
    »Knoten? Das ist ein doppelter Halber Schlag.«
    »Hm«, machte der mit der Schiffermütze. »Und wann hast du den gelernt?«
    »Das konnte ich schon immer«, sagte Tjorven.
    Da holte er ein blankes, ganz neues Kronenstück aus der Tasche und schenkte es ihr. Sie starrte verblüfft darauf, und dann lächelte sie ihn an. »Das ist gut bezahlt für einen doppelten Halben Schlag.«
    Jetzt hörte er ihr aber nicht mehr zu und beachtete sie überhaupt nicht mehr. »Komm, Lotta«, rief er, und das Mädchen sprang an Land. Tjorven fand sie riesig fein mit den engen hellblauen langen Hosen und dem weißen Jumper und dem schönen braunen, dauergewellten Haar. Die Glückliche, die hatte eine Dauerwelle und war doch höchstens so alt wie Teddy. Sie sah allerdings unfreundlich aus und sagte Tjorven nicht guten Tag. Aber sie hatte einen kleinen weißen Pudel auf dem Arm, und Tjorven sah sich nach Bootsmann um. Es wäre vielleicht nett für ihn, wenn er mal mit einem Pudel zusammenkäme. Aber Bootsmann war am Ufer entlanggeschlendert und halbwegs bis zur Landzunge gelangt.
    Ja, da war er eben selber schuld, denn jetzt ging Lotta mit ihrem Pudel fort. Mattsson wollte zum Schreinerhaus, das war Tjorven klar. Weshalb er diese beiden anderen mitschleppte, konnte sie nicht begreifen, und sie dachte auch nicht weiter darüber nach, folgte ihnen aber auf den Fersen, denn sie wollte ja auch dorthin und Pelle aufsuchen.
    »Aha, da ist ja endlich Herr Mattsson«, sagte Melcher, als er die Besucher durch die Gartenpforte kommen sah. »Bitte, treten Sie näher, wir wollen nur eben den Tisch abräumen, dann können wir den Vertrag hier unterschreiben.«
    Mattsson war ein kleiner, nervöser und wichtigtuerischer Herr, und er trug einen Anzug, den Malin grausig fand. Der war kariert und geradezu wunderbar häßlich. Doch der Anzug konnte nicht allein schuld daran sein, daß sie ein ausgesprochenes Unbehagen empfand, als sie Mattsson sah und auch die beiden anderen.
    Mattsson stellte seine Begleitung vor.
    »Dies ist Herr Direktor Karlberg und seine Tochter … Sie wollen sich gern einmal das Schreinerhaus ansehen.«
    »Das läßt sich wohl machen«, sagte Melcher. »Aber warum wollen sie das denn?«
    Mattsson erklärte es ihm. Es sei nämlich so, daß Frau Sjöblom das Schreinerhaus zu verkaufen gedenke. Sie sei alt und habe keine Lust mehr zu vermieten, und darum …
    »Nun mal langsam«, sagte Melcher. »Ich bin hier schon Mieter, wenn ich mich nicht ganz irre. Und ich sollte heute einen neuen Vertrag unterschreiben auf ein Jahr oder wie, Herr Mattsson?«
    »Das geht leider nicht«, sagte Mattsson. »Frau Sjöblom will verkaufen, dagegen ist nichts zu sagen. Wollen Sie wohnen bleiben, dann kaufen Sie doch den Besitz selbst. Das heißt, falls Sie ein besseres Angebot machen können als Direktor Karlberg.«
    Melcher begann zu zittern, er fühlte, wie eine verzweifelte Wut in ihm hochstieg, die ihn fast erstickte. Wie konnte einfach jemand daherkommen und mit ein paar Worten ihm und seinen Kindern alles, aber auch alles zerstören?

Weitere Kostenlose Bücher