Ferien Auf Saltkrokan
Verzweifeln war. Da hatte sie sich so sehr nach ihm gesehnt, daß sie meinte, er müsse es spüren, wo immer er auch war. Und jetzt stand er hier, er war zurückgekommen. Das mußte bedeuten, daß auch er Sehnsucht gehabt hatte.
»Wohnst du in diesem Laden?« fragte Petter. Er nahm ihre Hände, und seine Stimme klang froh, denn er hatte im Schreinerhaus vergeblich nach ihr gesucht. Jetzt hatte er sie gefunden, gottlob, sie war hier, und ihre Augen waren warm und glänzten, als sie ihn ansah. Das erste aber, was sie sagte, klang wie ein Vorwurf. »Petter, mußt du wirklich einen Seehund haben?«
Bevor Petter antworten konnte, ging Vesterman auf ihn zu, zufrieden grinsend. Jetzt konnten die Inselbewohner stehen und starren, jetzt würde er ihnen zeigen, wie Kalle Vesterman Geschäfte machte, Kalle Vesterman, der seine Seehunde verkaufte, an wen er wollte, ohne jemanden auf Saltkrokan um Erlaubnis zu fragen!
»Sie kommen gerade richtig«, sagte er. »Sie können den Seehund jetzt kaufen. Dreihundert, dann sind wir quitt.« Petter Malm lächelte ihn freundlich an.
»Dreihundert, ist das nicht ein bißchen viel für einen Seehund? Ich hab nicht die geringste Lust, so viel auszugeben.«
Tjorven und Stina warfen ihm einen Blick zu, der zeigte, was sie von ihm dachten. Ach, weshalb hatten sie nur diesen Frosch geküßt! »Na schön, dann zweihundert«, sagte Vesterman eifrig. Immer noch lächelte Petter freundlich, denn er hatte ein freundliches Gemüt. »Soso, für zweihundert kann ich ihn kriegen, das ist billig. Das dumme ist nur, ich will gar keinen Seehund kaufen.«
»Sie wollen keinen …« Vesterman sperrte einfältig Mund und Augen auf. »Sie sagten doch aber …« begann er wieder.
»Danke, aber ich möchte tatsächlich keinen Seehund haben«, sagte Petter Malm. »Jedenfalls nicht diesen Seehund.«
Im Kaufmannsladen brach ein Jubel los, und Vesterman ging wütend zur Tür. Aber Nisse rief ihm nach:
»Nimm trotzdem das Geld hier und gib dich damit zufrieden!«
Jetzt hatte Vesterman die Nase voll von allem, was Seehundgeschäfte hieß, und außerdem schämte er sich, nicht weil er habsüchtig war, sondern weil sie alle dachten, er sei es. Deshalb wollte er kein Geld haben und keinen Seehund und überhaupt nichts. Er wollte nur noch aus dem Laden wegkommen und keinen Menschen sehen, der auf Saltkrokan zu Hause war.
»Nimm du deinen alten Seehund, Tjorven«, sagte er. »Ich mach mir einen Dreck aus dem und aus euch allen miteinander.«
Und dann war er verschwunden.
Jetzt wurde Pelle lebendig.
»Nein, er muß aber das Geld nehmen, sonst merk ich doch gar nicht, daß es wirklich mein Seehund ist.«
Und er riß die Tüte an sich, in die Nisse Grankvist das Geld gesteckt hatte, und rannte hinter Vesterman her.
Sie warteten alle mit Spannung, und nach einer Weile kam Pelle zurück, rot im Gesicht.
»Doch, er hat's schließlich genommen. Er sagte nämlich, er hätte es nötig.«
Malin strich ihm zärtlich über die Wange.
»Nun, Pelle, ist es jedenfalls dein Seehund.«
»Und jetzt hat man hoffentlich endlich mal einen freien Augenblick!« sagte Teddy.
Was dann weiter geschah, schrieb Malin in ihr Tagebuch: Friede mit Moses, wo immer er im Meer schwimmt! Pelle hat seinem Seehund gestern abend die Freiheit geschenkt. Wir kamen gerade zum Steg hinunter, Papa, Petter und ich, als es geschehen war. Da stand er, mein herzliebes Brüderchen, mit blanken Augen, und schaute seinem Seehund nach, den er noch immer weit draußen auf dem Fjord undeutlich sehen konnte.
»Warum denn, Pelle, warum denn nur?« fragte Papa.
Und Pelle sagte mit rauher Stimme: »Ich wollte nicht, daß ein Tier, das mir gehört, sich woanders hinsehnen muß. Jetzt ist Moses da, wo Seehunde sein sollen .«
Ich hatte einen Kloß im Hals und sah, daß Papa auch ein paarmal schluckte. Wir schwiegen. Aber Tjorven und Stina waren auch dabei, und Tjorven sagte:
»Pelle, weißt du was, es hat nicht viel Sinn, daß man dir einen Seehund schenkt. Jetzt hast du ja doch kein Tier, das dir gehört.«
»Bloß meine Wespen«, sagte Pelle, und seine Stimme klang noch rauher. Da geschah etwas – ach, Petter, dafür werde ich dich segnen, solange ich lebe! Petter stand mit Jumjum auf dem Arm da und sagte plötzlich so ruhig, wie er alles sagt:
»Ich finde aber, Pelle soll nicht nur Wespen haben. Ich finde, er soll Jumjum haben.«
Er trat auf Pelle zu und legte ihm den kleinen Hund in die Arme. »Jumjum wird sich nie woanders hinsehnen«, sagte
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