Ferien, Flirten & Flamingos
auf sie zu! Ich öffne den Mund, um sie zu warnen, aber da ist es schon zu spät: Die Scheibe kracht einem der Mädchen gegen den Kopf.
âAu!â, schreit sie auf und hält sich beide Hände vors Gesicht.
Oh verdammt! Bitte, lieber Gott, lass mich nicht der erste Mensch sein, der jemandem mit einer Frisbee-Scheibe ein Auge ausgeworfen hat!
âOh Gott! Das tut mir leid!â, rufe ich und laufe auf die Mädels zu. âDas wollte ich nicht!â
Matthias folgt mir. Als wir bei den Mädels ankommen, nimmt die Getroffene gerade vorsichtig die Hände vom Gesicht. Uff! Sie hat noch zwei Augen! Und Blut ist auch keins zu sehen.
âIst alles okay bei dir?â, frage ich zaghaft. âDer Wurf ist voll danebengegangen. Und dann kam noch der Wind und ⦠Tutâs sehr weh?â
âSoll ich einen Notarzt rufen?â, fragt Matthias aufgeregt. âIch habe eine Taste auf meinem Handy! Wenn ich die dreimal drücke, kommt sofort ein Hubschrauber! Hat mein Vater eingerichtet!â
âDanke, nicht nötigâ, knurrt mein Opfer. âIch denke, ich schwebe nicht in akuter Lebensgefahr.â
Sie betastet vorsichtig mit zwei Fingern ihre Nase. âGebrochen scheint sie nicht zu seinâ, sagt sie. âSchade eigentlich. Dann hätte ich meine Nasen- OP doch noch vor meinem achtzehnten Geburtstag gekriegt. Und du hättest sie bezahlen müssen.â
Sehr gut. Sie nimmt es mit Humor. So schlimm kann es also wirklich nicht sein.
âIch kann es gern noch mal versuchenâ, sage ich grinsend.
âNein danke, verzichteâ, erwidert sie und lächelt dabei leicht gequält. âDu bist mir nicht treffsicher genug.â
âIst auch wirklich alles okay, Steffi?â, fragt das andere Mädchen besorgt.
âJa, geht schonâ, antwortet Steffi. âMir ist nur ein bisschen schwindlig, glaube ich.â
âDann solltest du dich vielleicht lieber hinsetzenâ, sage ich. âAm besten in den Schatten. Kommt mit, wir haben unser Zeug da drüben unter dem Baum.â
Wir gehen zurück zu unserem Baum. Steffi setzt sich und lehnt sich mit dem Rücken gegen den Stamm. Wir setzen uns um sie herum und ich biete ihr was von meiner Cola an. Sie trinkt ein paar Schlucke. In diesem Moment ertönen aus dem Kinderwagen wimmernde Geräusche.
âOjeâ, seufze ich. âHoffentlich hat der Zwerg nicht die Hosen voll.â
Ich hebe ihn aus dem Kinderwagen, nehme ihn auf den Arm und setze mich wieder. Ein kurzer Geruchstest bestätigt mir, dass ich die Windel zum Glück nicht wechseln muss. âWahrscheinlich warâs ihm nur zu langweilig da drinâ, sage ich und wiege den Zwerg in meinem Arm.
âGott, ist der süÃ!â, sagt Steffi.
âJa, megasüÃ. Das ist aber nicht dein Baby, oder?â, fragt ihre Freundin.
âDochâ, antworte ich. âIst ein bisschen dumm gelaufen. Meine Cousine, also seine Mutter, ist erst zwölf. Wir haben nicht verhütet, weil wir dachten, Mädchen können frühestens mit sechzehn schwanger werden. Das kommt davon, wenn man sich im Sexualkundeunterricht lieber Pornos auf dem Smartphone anguckt, anstatt zuzuhören.â
Steffis Freundin klappt die Kinnlade herunter. âDu hast ⦠ihr habt ⦠mit deiner Cousine?â, stammelt sie fassungslos.
âNein, hat er nichtâ, sagt Steffi. âEr verarscht uns doch nur.â
âIch habe gar keine Cousineâ, sage ich und zwinkere Steffi zu. âDas ist mein kleiner Bruder.â
Steffis Freundin atmet hörbar erleichtert auf. Wobei mir auffällt, dass ich noch gar nicht weiÃ, wie sie heiÃt.
âSorryâ, sage ich zu ihr. âIch konnte nicht widerstehen, die Vorlage war einfach zu gut. Ich bin übrigens Tobias. Und das ist â¦â âMatthias!â, sagt Matthias und streckt ihr seine Hand entgegen. âGuten Tag.â
Guten Tag?
Was ist denn jetzt schon wieder mit ihm los? Wer sagt denn âGuten Tagâ zu einem schätzungsweise gleichaltrigen Mädchen? So was sagt man zu Erwachsenen, die man nicht kennt oder zu denen man besonders höflich sein muss.
Na ja, ist wahrscheinlich wieder irgend so ein Schwachsinn, den ihm seine Mutter eingetrichtert hat.
âHallo, Matthiasâ, sagt das Mädchen und schüttelt kurz verlegen seine Hand. âIch bin Emma.â
âÃh ⦠ja â¦
Weitere Kostenlose Bücher