Ferien, Flirten & Flamingos
1000 Kalorien erhöht. Jetzt kannst du ohne schlechtes Gewissen einen Nachtisch essen. Oder auch zwei.â
âJa, aber ⦠das dürfen Sie doch gar nichtâ, erwidert Matthias zaghaft. âDas darf nur meine Mutter.â
âPapperlapappâ, sagt mein Vater. âSolange du hier wohnst, bin ich streng juristisch gesehen dein Erziehungsberechtigter. Und als dein Erziehungsberechtigter darf ich alles, was deine Mutter darf. Also, was ist jetzt? Möchtest du Nachtisch oder nicht?â
âOh ja, bitte!â, antwortet Matthias strahlend. âAuch eine doppelte Portion! Egal, was es ist!â
âNa also, geht dochâ, sagt mein Vater zwinkernd und verschwindet in der Küche. Kurz darauf kommt er mit vier Schälchen und einer groÃen Packung Schokoladeneis zurück. Er fängt an, mit einem Eisportionierer Kugeln zu formen und die Schälchen zu füllen. âWie viele Kugeln sind eine doppelte Portion?â, fragt er. âZwei?â
âVier!â, rufe ich.
âMindestens!â, steigt Matthias mit ein.
âMir reichen zweiâ, sagt Tamara.
Wir fangen gerade an, unser Eis zu löffeln, als der Zwerg aufwacht und losplärrt. Matthias kriegt das gar nicht richtig mit. Er feiert genussvoll jeden einzelnen Löffel Eis in seinem Mund, als wäre es sein allererster. Tamara steht auf und schaut nach dem Zwerg. âNa, da hat wohl noch jemand Lust auf Nachtischâ, sagt sie und hebt ihn aus der Wiege. âDu hast doch erst vor einer Stunde was gekriegt, du kleine Mampfmaschine.â Sie setzt sich wieder und legt sich den immer lauter quengelnden Zwerg auf den Arm. âJa, ja, ist ja gut, du kriegst ja gleich was, du kleiner Quälgeistâ, sagt Tamara. Als sie den zweiten Knopf ihrer Bluse öffnet, reagiere ich blitzschnell. Ich schnappe mir die Strickjacke meines Vaters, die über seinem Stuhl hängt, und werfe sie Matthias über den Kopf.
âHey, was soll denn das?â, beschwert er sich.
âNicht bewegen, bleib so!â, sage ich und wende mich flüsternd an Tamara. âBist du wahnsinnig? Willst du ihn etwa umbringen?â
Tamara sieht mich fragend an.
âSchon vergessen? Reizüberflutung!â, flüstere ich grinsend und zeige auf ihren Ausschnitt. âWenn du die jetzt rausholst, um den Zwerg zu füttern, kippt Matthias garantiert ohnmächtig vom Stuhl.â
âWenn wer was rausholt?â, fragt Matthias unter der Jacke.
âNicht gucken!â, sage ich.
Tamara zwinkert mir zu, steht auf und geht ins Haus. Als sie verschwunden ist, ziehe ich Matthias die Jacke wieder vom Kopf.
âWas sollte das denn jetzt?â, fragt er verwundert. âUnd wo ist Tamara plötzlich hin?â
âAch, das war nur ein kleines, spaÃiges Familienritualâ, sage ich. âMachen wir mit jedem Gast beim Nachtisch, schon seit Generationen. Tamara ist Windeln wechseln und bringt dann den Zwerg ins Bett.â
Matthias und mein Vater starren mich verständnislos an.
âSo ganz normal seid ihr aber auch nicht, oder?â, fragt Matthias und schielt auf Tamaras Eisschälchen. âHeiÃt das etwa, dass Tamara ihren Nachtisch nicht mehr will?â
âGenau das heiÃt esâ, sage ich und schiebe ihm das Schälchen zu. âHau rein.â
âIch weià allerdings nicht, ob ich in meiner derzeitigen körperlichen Verfassung so viel Nachtisch gewachsen binâ, bemerkt Matthias. âHabt ihr Kotztüten im Haus?â
Mein Vater und ich müssen laut lachen.
âEin Putzeimer tut es zur Not auchâ, sagt Matthias. âEr muss nur mindestens 3000Â Kalorien fassen.â
Ja, so gefällt mir das. Es ist gut, dass Matthias jetzt hier ist. Er hat diese Ferien durch seine Anwesenheit schon deutlich entlangweilt.
4.
âMessi umdribbelt den ersten Spieler! Den zweiten! Den dritten! Den vierten! Messi zieht ab! Tor! Tor! Tooor! 3:0! Eine vernichtende Niederlage für das Team von Tobias Frohwein deutet sich an!â Hrmpf. So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt. Normalerweise bin ich echt gut im FIFA zocken. Gegen meine Kumpels gewinne ich fast immer. Aber Matthias hat mich jetzt bereits fünfmal gnadenlos abgezogen. Und das sechste Mal steht kurz bevor. Aber kampflos werde ich mich nicht ergeben!
âNoch ist nicht alles verloren! Es sind noch achtzehn Minuten zu spielen!â, halte ich dagegen. âDas Team von
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