Ferien, Flirten & Flamingos
liebenswerter und guter Kerl. Bleibt nur die Frage, ob Emma das auch erkennt. Ich werde jedenfalls alles dafür tun.
Moment mal, was ist denn das für ein Geräusch? Ein regelmäÃiges, dumpfes Klopfen dringt von links an mein Ohr. Da steht das Gästebett, in dem Matthias schlummert. Kommt mir irgendwie bekannt vor, dieses Geräusch. Das klingt fast so, als würde sich jemand einen ⦠Nein. Das kann nicht sein. Das macht er nicht wirklich. Nicht hier in meinem Zimmer, wo ich keine drei Schritte entfernt liege und es hören kann. Oder etwa doch?
âMatthias?â
Das Geräusch verstummt abrupt. Stattdessen ertönt ein auffällig gewollt und seltsam klingendes Schnarchen.
âWas soll das denn darstellen?â, frage ich leise lachend. âEinen verschnupften Koala?â
Ein Glucksen ertönt, dann herrscht wieder Stille.
âMatthias, ich weiÃ, dass du wach bistâ, sage ich. âBitte sag mir, dass du da eben gerade nicht das gemacht hast, wonach es sich angehört hat.â
âTut mir leid, wenn es zu laut warâ, entschuldigt sich Matthias. âIch werde ab jetzt versuchen, leiser zu sein.â
âÃh ⦠darum geht es nicht. Du sollst das überhaupt nicht machen, wennâs geht. Zumindest nicht hier. Nicht, wenn ich auch im Raum bin. Du kannst das gern im Bad machen. Beim Duschen zum Beispiel. Aber sagâs mir bitte nicht vorher. Ich muss das nicht wissen.â
âMein Therapeut hat aber gesagt, ich soll das abends vor dem Einschlafen machen. Vor allem dann, wenn ich gestresst bin. Und heute war ich sehr gestresst.â
âDein Therapeut hat dir verordnet, dass du wichsen sollst?â, frage ich mehr als erstaunt. âGibt er dir dann als Hausaufgabe Pornos mit, oder wie?â
âNein, damit soll ich gar nicht erst anfangen, sagt er. Ich soll meine Fantasie spielen lassen. Das wäre gut für meine kognitive Entwicklung.â
âKogni-was für eine Entwicklung? Nie gehört, das Wort. Hat das auch was mit Wichsen zu tun?â
âNein, das hat etwas mit Denken zu tun. Quasi mit allem, was so im Kopf abläuft.â
âOkay, verstehe. Genau darum geht es bei mir auch. Deine Geräusche erzeugen Bilder in meinem Kopf, auf die ich kognitiv gut verzichten kann.â
âAlles klar, kein Problemâ, sagt Matthias. âDann warte ich eben, bis du eingeschlafen bist. Gute Nacht.â
Das ist nicht sein Ernst, oder? Wie soll ich denn einschlafen, wenn ich genau weiÃ, dass er gleich wieder damit anfängt? Aber gut, von mir aus. Dann versuche ich eben, möglichst schnell einzuschlafen.
âGute Nachtâ, sage ich noch und vergrabe meinen Kopf im Kissen. Einschlafen, Tobias. Ganz schnell einschlafen. Am besten an gar nichts denken. Geht das überhaupt â an gar nichts denken? Ich meine, wenn ich versuche, an gar nichts zu denken, denke ich ja schon daran, an nichts zu denken. Hm, gar nicht so einfach. Vielleicht sollte ich mich darauf beschränken, nicht an Matthias zu denken. Nicht an Matthias denken. Nicht an Matthias â¦
âTobias? Schläfst du schon?â
Na super. âNein, du musst noch wartenâ, brumme ich.
âNicht deswegenâ, sagte er. âKann ich dich mal was fragen? Was Ernstes?â
âOkay, schieà losâ, sage ich.
Er seufzt. âIch glaube zwar nicht, dass das jemals passieren wird, aber: Wie ist es, ein Mädchen zu küssen?â
âAlso erstens: Das wird ganz bestimmt passieren. Und wenn alles gut läuft, sogar früher als du denkst. Und zweitens: Das ist wunderschön. Es gibt nichts Schöneres.â
âJa, aber ich habe doch noch nie geküsst. Ich weià doch gar nicht, wie das geht. Worauf muss ich denn da achten?â
âDu musst eigentlich nur darauf achten, den Schlumpf vorher aus dem Mund zu nehmenâ, antworte ich.
âNein, ernsthaft, Tobias. Ich brauche noch ein paar technische Angaben. Wie lang dauert so ein Kuss? So lang, wie man die Luft anhalten kann? Was ist, wenn sich die Zähne dabei berühren? Ist das erlaubt? Tut das sehr weh? Muss der Junge mehr saugen oder mehr pusten? Was ist, wenn â¦â
âLangsam, langsamâ, unterbreche ich ihn. âDu machst dir viel zu viele Gedanken. Es gibt keine vorgeschriebene Technik beim Küssen. Da gibt es keinen festgelegten Ablaufplan, das passiert einfach.â
âAber ich mache bestimmt
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