Ferien, Flirten & Flamingos
sagt mein Vater und kratzt sich verlegen am Hinterkopf, âwir dachten eigentlich, er kann unten im Keller in der Kartoffelkiste schlafen. Da ist es schön dunkel und auÃer den Ratten stört ihn niemand.â
âWie bitte?â, schreit Frau Dengler entsetzt auf. âSie wollen unseren Matthias im Keller â¦â
âNein, nein!â, beschwichtigt sie mein Vater. âNur ein SpaÃ, Frau Dengler! Nur ein SpaÃ! Sie wissen doch, was Spaà ist, oder?â
âIch muss sagen, Sie haben einen recht fragwürdigen Humor, Herr Frohweinâ, sagt Herr Dengler mit missbilligendem Blick zu meinem Vater. âIch bin mir nicht sicher, ob diese Umgebung die richtige für unseren Sohn ist. Matthias ist ein zartes, sensibles Pflänzchen, das uneingeschränkte Aufmerksamkeit und gewissenhafte Pflege braucht.â
âNun machen Sie sich mal keine Sorgen, Herr Denglerâ, sagt mein Vater. âMatthias wird es bei uns an nichts fehlen. Ich verspreche Ihnen, ich werde gut auf Ihr zartes Pflänzchen aufpassen. Sagen Sie mir nur noch kurz, wie oft am Tag ich ihn gieÃen soll, und Sie können sich ganz beruhigt auf den Heimweg machen.â
Ich muss mich die ganze Zeit über schon tierisch beherrschen, nicht laut loszulachen. Matthias hingegen sieht nicht so aus, als hätte er gerade SpaÃ. Er steht zwischen seinen Eltern und wirft mir flehende Blicke zu. Wahrscheinlich hat er Angst, seine Eltern könnten ihn wieder mitnehmen. Ich gebe meinem Vater einen kleinen Stoà mit dem Ellenbogen in die Seite, als Zeichen, mit dem Blödsinn aufzuhören.
âGenug gescherztâ, sagt er. âIch versichere Ihnen, Matthias wird es bei uns gut gehen, und ich werde alle Ihre Anweisungen befolgen.â
Die Denglers werfen sich einen langen, skeptischen Blick zu, dann nicken sie beide. âNun gutâ, seufzt Herr Dengler und streckt meinem Vater eine groÃe Reisetasche entgegen. âUnser Familientherapeut hat schlieÃlich gesagt, wir müssen auch mal loslassen können.â âDabei haben wir ihn doch letztes Jahr schon in dieses Ferienlager gelassenâ, knurrt Frau Dengler. âUnd was war das Ergebnis? Er kam völlig verwahrlost und mit einem inakzeptablen Wortschatz im Gepäck wieder zurück. Ich habe von Anfang an gesagt, der taugt nichts, dieser komische Wald-und-Wiesen-Therapeut. Aber du musstest natürlich wieder â¦â
âLass gut sein, Schatzâ, unterbricht Herr Dengler sie rasch. âDas gehört nicht hierher. Das können wir nächsten Mittwoch in der Paartherapie thematisieren.â
Mein Vater greift nach der Reisetasche.
âHolla!â, sagt er. âGanz schön schwer. Ich dachte, Matthias bleibt nur eine Woche. Das fühlt sich an, als hätten Sie für eine dreimonatige Weltreise gepackt.â
âWie bitte? Nein, neinâ, versichert ihm Herr Dengler. âDa sind doch nur seine Medikamente und die Inhalatoren drin. Und sein Röntgenanzug. Und die Sauerstoffflasche, für Notfälle. Die Tasche mit seiner Kleidung ist noch im Auto. Augenblick, ich hole sie.â
Mein Vater wirft mir einen fassungslosen Blick zu. Matthias schaut nervös in unsere Richtung, während seine Mutter an ihrem Daumennagel knabbert.
âSo, hier ist alles drinâ, sagt Herr Dengler, als er zurückkommt und eine noch gröÃere Reisetasche vor meinem Vater abstellt. âDie Unterhosen sind an den Etiketten nummeriertâ, erklärt Frau Dengler. âDie 1 steht für Montag, nicht für Sonntag. Bitte packen Sie sie nach Benutzung zurück in die ebenfalls nummerierten Hygienebeutel. Und bitte waschen Sie auf gar keinen Fall eines der Kleidungsstücke. Wir haben eine Spezialreinigung gleich um die Ecke.â
âÃh ⦠jaâ, sagt mein Vater und schnappt sich die zweite Tasche. âDann wollen wir Sie mal nicht länger aufhalten. Und die Jungs haben bestimmt ganz viel zu bequatschen. Nicht wahr, Jungs?â
Matthias und ich nicken heftig.
âNa schönâ, seufzt Herr Dengler und tätschelt Matthias die Schulter. âDann sehen wir uns in einer Woche wieder, Sohn. Sei tapfer.â
âUnd vergiss nichtâ, sagt Frau Dengler, während sie Matthias fest an sich drückt, âein Anruf genügt und wir holen dich sofort hier raus.â
âJa, Mutterâ, sagt Matthias und streckt mir mit verzweifeltem Blick eine
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