Ferien, Flirten & Flamingos
gemeinsam einen groÃen Haufen Scherben zusammen und ich schaufele sie in einen alten Umzugskarton.
âDein Freund aus dem Ferienlager, der kommt morgen, oder?â, fragt mein Vater.
âJa, morgen Nachmittagâ, antworte ich. âUnd der ist ein bisschen seltsam, hast du gesagt?â
Nein, das ist nicht das richtige Wort. Matthias ist nicht seltsam. Obwohl ich das am Anfang auch dachte. Ich habe ihn letztes Jahr im Ferienlager kennengelernt. Er hatte sich im Bus gleich neben mich gesetzt und tierisch genervt. Er hat ständig irgendwas von seinem Therapeuten gefaselt und ich dachte nur: Hoffentlich hängt sich dieser Obernerd nicht an mich dran wie eine Klette. Hat er aber. Zum Glück. Denn wie sich herausstellte, war er zwar sehr nerdig, aber auch ein richtig guter Kerl. Als ich ihm geschrieben habe, dass das mit dem Ferienlager bei mir dieses Jahr nicht klappt, hat er sofort vorgeschlagen, mich besuchen zu kommen.
Er wird eine ganze Woche hierbleiben. Ob ich das so richtig gut finde, weià ich noch nicht. Ich meine, ich freue mich echt, ihn wiederzusehen. Seit dem Ferienlager hatten wir nur noch Mailkontakt. Aber im Ferienlager waren eben auch noch andere Jungs, da hing er mir nicht den ganzen Tag auf der Pelle. Keine Ahnung, wie es ist, Matthias ständig um mich zu haben. So gern ich ihn auch mag, er ist eben doch ein bisschen â¦
âSpeziellâ, korrigiere ich meinen Vater. âIch habe gesagt, er ist ein bisschen speziell. Nicht seltsam.â
âAha, speziell ist er alsoâ, sagt mein Vater. âHat er das von seinen Eltern?â
Ich sehe ihn fragend an.
âSie haben mir gestern eine Mail geschickt. Mit einer fünfseitigen Bedienungsanleitung für ihren Sohn im Anhang. Nahrung, Medikamente, Hygiene â ist alles haarklein aufgeführt.â
âWie bitte, was?â, platzt es aus mir heraus.
âIm Ernstâ, sagt mein Vater. âDer Betreff der Mail lautete: Bedienungsanleitung für Matthias Dengler .â
âAch du ScheiÃe! Jetzt weià ich auch, warum Matthias unbedingt deine E-Mail-Adresse haben wollte.â
âDas Wort âScheiÃeâ ist übrigens ab morgen in diesem Haus streng verbotenâ, sagt mein Vater grinsend. âUnd noch einige andere Wörter. Die stehen in einer Liste auf Seite 5 unter âStrikt zu vermeidende Ausdrückeâ .â
âNie im Leben!â, sage ich. âDu verarschst mich doch.â
â Veräppelst . Ab morgen darfst du nur noch âveräppelstâ sagen. Ich musste Matthiasâ Eltern sogar per Mail bestätigen, dass ich die Bedienungsanleitung komplett gelesen und verstanden habe.â
âIch fass es nichtâ, sage ich kopfschüttelnd. âEr hat mir nie erzählt, dass seine Eltern so krass drauf sind. Aber dann ist es auch kein Wunder, dass er so selt⦠äh ⦠dass er so speziell ist.â
âWie speziell ist er denn genau?â, will mein Vater wissen. âIch habe keine Lust, Ãrger mit diesen Leuten zu kriegen, wenn wir ihn ⦠kaputt machen oder so.â
Mein Vater kichert.
âKeine Sorgeâ, sage ich lachend. âIch pass schon auf, dass er nicht kaputtgeht.â
âAch ja? So wie bei dem Glastisch?â
âWieso? Hast du etwa vor, Matthias in den Keller zu tragen?â
âWer weiÃ? In der Bedienungsanleitung steht jedenfalls nicht, dass das verboten wäre.â
Wir müssen beide lachen.
Okay, jetzt freue ich mich doch so langsam uneingeschränkt auf Matthias. Er sorgt ja bereits für gute Laune, obwohl er noch gar nicht da ist. Und eins wird es mit ihm ganz sicher nicht: langweilig.
2.
âUnd bitte geben Sie ihm nach 20Â Uhr nichts mehr zu essenâ, sagt Frau Dengler.
âWieso nicht? Wird er dann zum Gremlin?â, fragt mein Vater schmunzelnd.
Die Denglers sehen ihn völlig verständnislos an.
âSie wissen schon. Die Gremlinsâ, sagt mein Vater, erhält aber keinerlei Reaktion darauf. âDieser Film aus den Achtzigern? Das waren so kleine Viecher, die man nicht nach Mitternacht ⦠Ach, ist ja auch egal. Nur ein SpaÃ. Nach 20 Uhr nicht füttern, ich habe verstanden.â
âUnd allerspätestens um 23 Uhr muss er schlafenâ, sagt Herr Dengler. âEr hat hier doch hoffentlich ein separates Zimmer und ein orthopädischen Ansprüchen genügendes Bett?â
âNa jaâ,
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