Ferien mit Biss
»Alles zum Wohle der Passagiere«, wiederholte Ludovic Lobond den Kernsatz im Kopf. Er lächelte die Passagiere so breit an, dass sie seinen goldenen Backenzahn sehen konnten.
»Guten Tag, mein Herr. Die Dame«, er nickte der zierlichen Frau mit dem rotbraunen Wuschelkopf zu, die neben dem Mann stand. »Was kann ich für Sie tun?«
Die Frau lächelte und ihre nachtblauen Augen funkelten. »Wir fliegen mit der Maschine 11:35 Uhr nach Sibiu.« Sie schob fünf Flugtickets und fünf Reisepässe über den Schaltertresen.
Der Mann, der schwarze halblange Haare und einen riesengroßen Schnauzbart hatte, der sich wie zwei Lakritzschnecken kringelte, starrte auf die Flugtickets und schüttelte den Kopf. »Ich verstehe immer noch nicht, wozu ich ein Flugticket brauche. Ich, Mihai Tepes! Die lachen mich zu Hause alle aus«, murmelte er finster.
Die Frau stieß ihn kurz sanft in die Seite. »Mihai, sei friedlich. Du hast es versprochen. Mir zuliebe.« Sie fügte etwas leiser hinzu: »Erinnere dich daran, wie oft ich mit dir geflogen bin. Jetzt fliegst du mal mit mir. Das wird eine ganz neue Erfahrung. Du kannst während des Fliegens schlafen, lesen oder ... sogar auf Toilette gehen.«
Mihai Tepes schnaufte. Der Lakritzschnauzer wackelte.
Ludovic Lobond schielte von der Frau, die laut Reisepass Elvira Tepes hieß, zu ihrem Mann.
»Ich will am Fenster sitzen!«, sagte das blonde Mädchen. Ludovic Lobond sah im Reisepass, dass sie Helene Steinbrück hieß.
»Und ich in der Nähe vom Notausstieg«, sagte das Mädchen mit der Fliegerhaube. Sie hieß Silvania Tepes.
»Kann ich beim Sperrgepäck abhängen?«, fragte das Mädchen mit der Massageballfrisur. Das war Dakaria Tepes, die offenbar Silvanias Zwillingsschwester war, wie Ludovic Lobond anhand der Daten in den Reisepässen feststellte. Allerdings nannte sie niemand Dakaria, sondern nur Daka. Davon wusste der TAROM-Mitarbeiter aber nichts. Es stand nicht im Reisepass.
»Ich bin nicht so anspruchsvoll«, verkündete Mihai Tepes. »Für mich können Sie einfach einen Sitzplatz auf einer der Tragflächen reservieren. Und wegen des Essens machen Sie sich keine Sorgen, da fliegt schon genug vorbei.«
»MIHAI!« Elvira Tepes sah ihren Mann entsetzt an.
Mihai Tepes blickte unschuldig zurück. »Soll ich lieber auf der Rumpfnase reservieren?«
Daka Tepes kicherte. Silvania Tepes verdrehte die Augen und Helene Steinbrück sah Mihai Tepes mit offenem Mund an.
Ludovic Lobonds Blick wanderte einen Moment ängstlich über die Passagiere. Erst von rechts nach links. Dann von links nach rechts. »Alles zum Wohle der Passagiere«, betete er leise vor sich hin. Dann räusperte er sich und sagte laut: »Wir, das freundliche Serviceteam von TAROM, bemühen uns, jeden Wunsch unserer Passagiere zu erfüllen. Ein Platz am Fenster«, sagte er an Helene gewandt, »jederzeit gerne.« Er reichte Helene die Bordkarte, auf der ihr Sitzplatz stand. »Ein Platz beim Notausstieg. Kein Problem.« Ludovic Lobond reichte Silvania ihre Bordkarte und wandte sich danach an Dakaria Tepes. »Ein Platz beim Sperrgepäck – ich bedaure sehr, aber das ist leider nicht möglich. Der Frachtraum ist für Passagiere nicht zugänglich. Ich habe dir einen Gangplatz gleich neben deiner Freundin gebucht. Dann kannst du ab und zu aufstehen und zumindest nach dem Handgepäck sehen.«
Daka nahm die Bordkarte entgegen und studierte sie.
»Was Ihren ausgefallenen Sitzplatzwunsch betrifft, mein Herr«, fuhr Ludovic Lobond an Mihai Tepes gewandt fort, »sehe ich leider keine Möglichkeit. Die Richtlinien der TAROM sehen vor, Passagiere im Flugzeug zu transportieren, nicht auf dem Flugzeug. Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis.«
Mihai Tepes wollte etwas erwidern, doch Elvira Tepes zwickte ihn in den Arm und schüttelte den Kopf.
»Darf ich Ihnen, Frau Tepes, denn einen besonderen Sitzplatzwunsch erfüllen?«, fragte Ludovic Lobond.
»Danke, sehr freundlich«, erwiderte Elvira Tepes. »Aber ich habe keine Vorlieben. Das heißt, doch, natürlich: Ich würde gerne neben meinem Mann sitzen.«
Ludovic Lobond zog eine Augenbraue nach oben und musterte Elvira Tepes. »Sind Sie sich sicher?«
Frau Tepes nickte.
Herr Tepes sah den TAROM-Mitarbeiter finster an.
Ludovic Lobond druckte die restlichen zwei Bordkarten aus und reichte sie Frau Tepes mit einem breiten Lächeln. Dann kümmerte er sich um die Koffer. »Der Rest ist Handgepäck?«, fragte er.
Elvira Tepes überflog die Gepäckstücke und nickte.
»Verzeihen
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