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Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Titel: Ferien mit Mama und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kasch
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mir eine blasse Erinnerung aus einer Geschichtsstunde durch den Kopf. War beim Orakel von Delphi nicht eine Schlange mit im Spiel gewesen, ein riesiger geflügelter Python? Mir brach der kalte Schweiß aus. Und außerdem wurde stets ein Opfer gebracht, wenn man eine Antwort erhalten wollte. In Delphi nahm man dazu früher Jungfrauen!
    War ich etwa die Jungfrau in Zadeks Plan? Na toll.
    Jetzt beruhige dich mal wieder, Sophie Fischer, redete ich mir zu. Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert! Da opfert man keine Menschen mehr. Aber auf einer Insel voller Götter und anderer Merkwürdigkeiten rechnete ich einfach mit dem Schlimmsten.
    Am anderen Morgen kroch ich wie gerädert aus dem Bett. Und das lag nicht nur an dem mörderischen Muskelkater. Auch Mama jammerte, als wir zusammen zum Frühstück schlichen. Das ist ja mal was ganz Neues, dachte ich, meine persönliche Bildungswächterin schwächelte. Aber es konnte mir nur recht sein, wenn sie heute nicht ganz auf der Höhe war.
    Zadek grinste mir beim Frühstück über seinen Kaffeebecher verschwörerisch zu. Im Gegensatz zum Rest der Truppe wirkte er ausgeruht und zu allem bereit.
    »Du verstehst dich wohl gut mit deinem Lehrer?«, fragte Mama gleich.
    »Hmm«, murmelte ich.
    Das war scheinbar das einzig Wichtige für sie, dass ich mich mit meinem Lehrer verstand! Ich hatte nach seinem Outing vermutet, dass sie ihn nun endlos mit Fragen löchern würde, doch es war genau das Gegenteil eingetreten. Mama hielt einen geradezu ehrfürchtigen Abstand zu ihm.
    Im Bus schwor uns Kubasch dann auf die Tagestour ein. Die Erkundung einer der berühmtesten Weltkulturerbestätten Europas sollte uns für alle Zeiten im Gedächtnis bleiben, versprach er. Dass auch wir ihm im Gedächtnis bleiben würden, konnte da noch keiner ahnen. Knossos würde uns jedenfalls bis zum Mittag beschäftigen, danach hatten wir frei.
    Ich schaute mich kurz zu Zadek um, der mit Margarete und Altgriechisch auf der letzten Bank lachte. Wir hatten also nicht viel Zeit, wenn man noch die zwei Stunden Hinfahrt abzog. Doch Zadek zwinkerte mir beruhigend zu.
    Auch wenn ich die Schlingertouren des Busses mittlerweile gewöhnt sein sollte, war die Fahrt entlang der Küstenstraße ein echter Angriff auf mein Frühstück. Doch diesmal würde ich es nicht hergeben, zu viel stand auf dem Spiel. Ich klammerte mich an das kleine Plastiktischchen vor mir, und um mich abzulenken, hörte ich sogar Kubasch zu, der uns erzählte, warum heute alle Welt nach Knossos fuhr. Der junge Zeus hatte sich eines Tages in die phönizische Prinzessin Europa verliebt, und weil sie nicht freiwillig mitkommen wollte, beschloss er, sie zu rauben. Als seine Frau herausfand, dass ihr Gatte mal wieder fremdging, hatte er die junge Europa bereits nach Kreta in seinen Palast entführt.
    Mama grinste mich an. Ich wusste nicht, was es da zu grinsen gab. Zeus war in meinen Augen ein fieser Frauenbetrüger. Aber es sollte noch schlimmer kommen.
    Zeus’ Sohn Minos wollte später auch König von Kreta werden. Deshalb bat er Poseidon um Hilfe und versprach ihm, alles den Göttern zu opfern, was aus dem Meer zu ihm kommen sollte. Als Poseidon ihm dann einen wundervollen Stier schickte, behielt Minos diesen aber für sich selbst. Zur Strafe gebar seine Frau ein Ungeheuer, halb Mensch, halb Stier, den Minotaurus. Damit nun niemand von seiner Missetat erfuhr, ließ Minos seinen von den Göttern verfluchten Sohn unter dem Palast einsperren.
    Eigentlich eine traurige Geschichte, der Vater baut Mist und der Sohn muss es büßen. Was mir aber immer mehr Sorgen bereitete, war die Sache mit dem Opfer. Denn wenn man es nicht richtig anstellte, konnte man sich, wie man hörte, noch mehr Ärger einbrocken, als man eh schon hatte.
    Als der Bus auf den staubigen Parkplatz von Knossos einbog, bekam ich erst einmal einen Schock. So hatte ich mir eine heilige Stätte ehrlich gesagt nicht vorgestellt. Mit uns kamen noch mindestens zwanzig andere Busse an und schwemmten Scharen von Touristen über den Platz. Vor allem Japaner. Als ob die nicht genug eigene Tempel hatten!
    Ich hielt mich mit Zadek am Ende der Gruppe, während Kubasch die Eintrittskarten besorgte. Mama quittierte unsere traute Zweisamkeit mit einem bedeutungsvollen Lächeln, glaubte sie doch, es wäre zu meinem Besten. Mir war aber gar nicht wohl zumute. Während wir von den anderen Besuchern Richtung Eingang geschoben wurden, musste ich die ganze Zeit auf Zadeks riesigen Rucksack starren. Was

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