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Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Titel: Ferien mit Mama und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kasch
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Kunstlehrer. Er hielt sich ja für den einzig wahren Kunstkenner der Gruppe, aber als er Mamas Trophäe sah, war er doch sehr erstaunt und lobte ihren Geschmack. Selbst Kubasch hatte so viel Interesse für die minoische Geschichte bei uns nicht erwartet.
    Als wir im Bus erschöpft auf unsere Sitze fielen, nahm er Mama lächelnd die schwere Vase ab und verstaute sie sicher im Gepäckraum des Busses. Dann ging es los Richtung Heraklion zum Bummeln. Der Fahrer warf sofort die Klimaanlage an. Im Bus herrschten 38 Grad. Wir waren noch keinen Kilometer gefahren, als uns ein Konvoi Polizisten auf Motorrädern entgegenraste, gefolgt von einer Feuerwehr, die allesamt Richtung Knossos bretterten.
    »Da hat wohl ein Tourist eine brennende Zigarette weggeworfen«, meinte Mama.
    Ich schluckte. Eine ganze Weile wagte ich nicht, mich zu bewegen und starrte nur auf die vorbeigleitenden Geschäfte. Als Mama in meinem neuen Buch zu blättern begann, schaute ich mich kurz zu Zadek um. Auch ihm schien etwas mulmig geworden zu sein. Er zuckte mit den Schultern, wird schon gutgehen.
    Da erst bemerkte ich, dass meine Hände noch völlig schwarz von Ruß und Asche waren. Rasch schob ich sie unter meine Hose. Kein Mensch würde je beweisen können, dass wir das Feuer gelegt hatten. Bei den vielen Touristen dort.
    Doch meine Beruhigungsversuche hielten genau zehn Minuten, bis das Heulen der Sirenen wieder zu hören war. Es schwoll immer lauter an und plötzlich waren wir umzingelt von heulenden Polizeimotorrädern, bis unser Fahrer schließlich genervt rechts ranfuhr.
    Die Ordnungshüter stürmten schreiend den Bus. Ich presste mich in meinen Sitz. Leugnen würde eh zwecklos sein. Man brauchte nur meine Hände anzusehen. Bestimmt würde ich den Rest meines Lebens zusammen mit Zadek in irgendeinem griechischen Gefängnis verbringen. Ich konnte einfach nichts dagegen tun, ich begann zu weinen.
    Kubasch versuchte mich zu beruhigen und gleichzeitig herauszubekommen, was die Polizisten eigentlich wollten. Sie schrien aber derart durcheinander, dass niemand auch nur ein Wort verstand. Bis schließlich ein gellender Pfiff durch den Bus schrillte und augenblicklich Stille herrschte. Kubasch atmete auf und nahm den Finger aus dem Mund. Nun konnte er endlich nach dem Grund der Aufregung fragen. Einer der Polizisten, wahrscheinlich ihr Chef, denn er hatte eine Menge Zeugs auf seinen Schulterklappen, antworte ihm kurz und scharf. Was immer es auch war, Kubasch wurde plötzlich blass und musste sich für einen Moment vorn auf das Armaturenbrett des Busses stützen.
    Dann nahm er das Mikrofon in die Hand, räusperte sich und sagte: »Ich denke, das ist alles nur ein Missverständnis, das sich leicht aufklären wird.« An der Stelle versuchte er ein wenig zu lachen, doch es gelang ihm irgendwie nicht richtig.
    »Also, der Officer hier sagt, wir hätten etwas aus Knossos mitgenommen, das uns nicht gehört.«
    Ich wusste nicht, ob ich lachen oder heulen sollte. Es ging also gar nicht um einen Brand? Doch freuen konnte ich mich trotzdem nicht.
    Kubasch kam aus dem Räuspern überhaupt nicht mehr heraus. »Uns wird gemeinsam organisierter Kunstraub vorgeworfen. Also, ich bitte Sie, meine Herrschaften. Das ist doch lächerlich.«
    Der Oberpolizist fand das aber ganz und gar nicht lächerlich. Und trotz heftigen Widerspruches von Kubasch musste der Bus, eingekeilt zwischen den Motorrädern, zum Polizeihauptquartier mitfahren. Da glaubte ich noch, dass Zadek vielleicht irgendwas für seine Knochen-Götter-Sammlung eingesteckt hatte. Doch es kam schlimmer.
    Als der Bus im Innenhof der Polizeiwache anlangte, mussten wir alle aussteigen. Sofort schwärmten noch mehr Polizisten herbei und jeder von uns bekam seinen ganz persönlichen Aufpasser. Meiner sah aus wie die griechische Ausgabe von Mr. Bean, verstand aber nicht halb so viel Spaß. Ich durfte mich keinen Millimeter rühren, während seine Kollegen den Bus auseinandernahmen.
    Wir standen alle wie erstarrt in der brütenden Sonne und verfolgten stumm, was die Polizisten mit unserem Bus anstellten. Zadek war jedenfalls nicht der Grund. Der Inhalt seines Rucksackes lag schon durchsucht zu seinen Füßen verstreut. An seinen Knochen und Kieselsteinen hatten sie kein Interesse. Wonach suchten sie dann?
    Als es an den Gepäckraum ging, entfuhr Kubasch ein leises Stöhnen. Ich folgte seinem verschreckten Blick. Mamas Vase? Aber die war doch aus dem Souvenirladen! Kubasch hatte sie sorgsam in Papier gewickelt und in

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