Ferien mit Oma
müßte man haben, zum Beispiel zum Eisessen.“
Die Schloßbesichtigung
„Da geht’s zu einem Schloß“, sagte Brigitte. „Wollen wir es nicht besichtigen?“
„Au ja“, riefen die anderen im Chor. Die Pieselangs besichtigten, im Gegensatz zu den meisten Kindern, sehr gern.
Oma nickte erfreut und lenkte Max in eine Allee, die von riesigen, geheimnisvoll rauschenden Pappeln gesäumt war. Hinter einer Biegung tauchte das Schlößchen auf, kremgelb, mit vielen Erkern und Türmchen, von dunkelroten Rosen umrankt. Eine Gruppe von mehreren älteren Damen, einem streng aussehenden Herrn mit Brille und einem beleibten Ehepaar mit einem dicken Jungen wartete vor dem Eingang und betrachtete den grünen Wagen verblüfft. Oma führte Max in den Schatten einer großen Eiche und hängte ihm den Hafersack um. Dann schlossen sich die Pieselangs der wartenden Gruppe an. Auf einem Schild an der Tür stand „Führung um elf Uhr“.
Im Garten war eine Sonnenuhr. Als der Schatten des Zeigers auf die Elf fiel, öffnete sich das Schloßportal, und ein spindeldürres Männchen mit einer viel zu großen Schirmmütze auf dem Kopf trat heraus.
Er rasselte mit dem Schlüsselbund, räusperte sich gewaltig und versuchte, seinem dünnen Stimmchen möglichst viel Kraft zu geben. „Bitte eintreten, die Herrschaften, und bitte beachten Sie, daß in diesem herrrrlichen Schloß des Fürsten Heinrich nichts angefaßt werden darf, und bitte, ziehen Sie die Pantoffeln dort an!“
Mit einem Jubelschrei stürzten sich die Pieselang-Kinder auf die riesigen Filzpantoffeln, die in einer Reihe an der Wand standen.
„Und bitte, seien Sie nicht laut!“ sagte der Führer streng. „Und bitte, treten Sie hierher!“ Gehorsam scharte sich alles um ihn. Er räusperte sich noch einmal und fing an: „Dieses herrrrliche Schloß des Fürsten Heinrich wurde in den Jahren 1560 bis 61 in fünfhundertsechsundsechzig Tagen erbaut. Es hat fünfundzwanzig Räume. Diese Halle hier ist fünfzehn Meter hoch, und die herrrrliche Treppe, die dort nach oben führt, hat hundert Stufen.“
Alle Blicke folgten seinem zeigenden Finger. „Und nun gehen wir in den herrrrlichen Speisesaal.“ Auf ihren Pantoffeln schlurfte die Gruppe hinter ihm her. „Dieser Speisesaal ist fünfzehn Meter lang und acht Meter breit. Die Einrichtung stammt von 1575, bis auf den großen Eßtisch, der aus dem 13. Jahrhundert stammt. Die Familie des Fürsten bestand 1575 aus vier Personen und sie hatten dreißig Bedienstete.“
„Warum brauchten die für vier Personen einen so langen Tisch und dreißig Diener?“ fragte Jan.
Der Führer warf ihm einen strafenden Blick zu, aber Oma antwortete: „Sie haben damals in großem Luxus gelebt und hatten oft viele Gäste. Wenn Gäste da waren, wurde das Essen nicht einfach so auf den Tisch gestellt wie bei uns. Das Aufträgen der Speisen war besonders festlich, etwa so: Zuerst erschien ein Herold, ein Mann in einem bunten Anzug, der mit einem Stock auf die Erde schlug und ankündigte, was es alles zu essen und zu trinken geben würde. Das Hauptgericht war meist eine Überraschungspastete. Nach dem Herold kamen sechs Diener mit Flaschen voll der edelsten Weine, dann kam ein Koch, eine hohe weiße Mütze auf dem Kopf, mit einer riesigen goldenen Suppenschüssel, dann vier Küchenjungen, die große silberne Platten trugen, auf denen gekochte Fische lagen mit Rosen im Maul. Dann kamen vier besonders starke Männer, die auf einer mit Edelsteinen besetzten Schüssel eine mächtige Pastete hereinschleppten, dann zwei hübsche Mädchen mit goldenen und silbernen Körben voller Früchte, Mandeln, Rosinen und Zuckerzeug. Während des Einzuges spielte die ganze Zeit eine kleine Musikkapelle. Die starken Männer setzten die Überraschungspastete auf den Tisch, der Deckel der Pastete hob sich, und ein kleiner Mohrenknabe sprang heraus.“
„Haben sie den Mohrenknaben dann auch gegessen?“ fragte Peter.
Oma lachte. „Aber nein, Dummchen, natürlich nicht. Der mußte sich neben die Fürstin setzen und wurde von ihr mit Hühnerbeinen und Süßigkeiten gefüttert. Außer ihm waren nämlich noch Hühnerbeine in der Pastete.“
Nicht nur die Pieselang-Kinder, sondern auch alle anderen hatten sich zu Oma umgewandt und ihr interessiert zugehört.
„So speisten sie natürlich nicht alle Tage, nur wenn sie ein großes Fest feierten“, sagte Oma, als sich der kleine Führer wieder gewaltig räusperte.
Er machte seine Stimme so stark wie möglich. „Und
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