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Ferien mit Oma

Ferien mit Oma

Titel: Ferien mit Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Kleberger
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keine Brauselimonade trinken, und ich durfte keine Tiere haben, weil man davon krank werden könnte.“
    Brigitte sah sie mitleidig an. „Aber jetzt sind Sie erwachsen und können alles machen, was Sie wollen.“
    Die junge Dame schüttelte den Kopf. „Die anderen Erwachsenen würden es komisch finden, wenn ich mit schmutzigen Fingernägeln und ungekämmten Haaren herumliefe, und mein Verlobter würde mich auslachen, wenn ich statt Wein Brauselimonade trinken wollte. Und Tiere kann er auch nicht leiden.“
    Der Wagen hielt vor einer Autoreparaturwerkstatt. Die junge Dame sprang ab. Bevor sie sich verabschiedete, ging sie in ein Geschäft neben der Werkstatt. Bepackt kam sie wieder heraus und gab jedem der Kinder eine Tafel Schokolade und Oma eine riesengroße Schachtel Konfekt mit einem Rosenbild und einer dunkelroten Schleife. Sie winkte dem grünen Wagen noch lange nach.

    Nun wollte Brigitte neben Oma sitzen, und die beiden Buben mußten auf den Rücksitz. Brigitte war recht schweigsam. Plötzlich umarmte und küßte sie Oma heftig, so daß Oma fast die Zügel aus der Hand gefallen wären.
    „Was ist denn los?“ fragte sie erschrocken.
    „Ach, mir war grad so“, sagte Brigitte.
    Was war das für ein erlebnisreicher Tag! Als sie nach dem Abendbrot auf der Wiese an einem Waldsee saßen, konnten sie nicht fertig werden, über alles zu schwatzen. Über den Herrn im roten Auto und die hübsche Dame, über die lange Autoschlange, den großen Ameisenhaufen, über die viele Schokolade, die die junge Dame ihnen geschenkt hatte, und über Peter, das arme Grafenkind, und daß Oma beinahe ins Gefängnis gekommen wäre.
    „Im Gefängnis gibt es nur Wasser und Brot“, sagte Jan.
    „Und Kohlrübensuppe“, rief Brigitte.
    Peter fing jämmerlich an zu schluchzen. „Aber ich mag doch keine Kohlrübensuppe!“
    „Du hättest ja keine gekriegt, sondern Oma.“
    Peters Schluchzen wurde stärker. „Aber Oma soll doch auch nicht essen, was ich nicht mag.“
    Oma machte dem Streit ein Ende. „Jetzt hört mal auf mit euerm Geschwätz und paßt auf, was der Wald uns erzählt.“
    Sie schwiegen und schauten auf den glatten, von der Abendsonne beschienenen See. Ab und zu sprang ein Fisch in die Höhe. Im Walde zwitscherte leise ein Vogel, es raschelte und knackte. Plötzlich traten am anderen Ufer zwei Rehe aus dem Dickicht, um zu trinken. Die Sonne traf ihr Fell, so daß es rot aufleuchtete. Brigitte mußte niesen. Die Rehe hoben die Köpfe, schauten mit ihren großen Augen herüber und sprangen dann anmutig ins Gebüsch zurück.
    Ganz in ihrer Nähe hörten sie plötzlich ein Klopfen. Ein großer, grüner Vogel mit einem roten Mützchen hüpfte an einem Baum hinauf und hackte mit seinem spitzen Schnabel in die Rinde.

    „Ein Grünspecht“, rief Jan. „Ich werde ihn fangen.“
    Er sprang auf und näherte sich dem Baum. Der Vogel kehrte ihm den Rücken zu und schien Jan nicht zu bemerken. Aber plötzlich hüpfte er auf die Rückseite des Baumes und guckte nach kurzer Zeit mit gestrecktem Hals hinter dem Baum hervor, um zu sehen, ob sich Jan noch in der Nähe befand. Als Jan wieder einen Schritt näher ging, flog der Specht mit lautem Gelächter auf eine alte Eiche hinauf.
    „Er lacht dich aus“, jubelte Brigitte.
    Unterdessen war der Vogel in ein Loch im alten Eichbaum geschlüpft. „Das wird seine Schlafhöhle sein“, sagte Oma.
    „Da wird er sich jetzt gemütlich ins Bett legen“, meinte Peter.
    Oma schüttelte den Kopf. „Er wird sich gemütlich an die Wand hängen. Ein Specht schläft so, wie wir ihn vorhin bei der Nahrungssuche am Baum hängen sahen.“
    Peter machte große Augen. „Ob ich das heute nacht auch mal versuche?“
    „Baut er sich die Schlafhöhle selbst?“ fragte Brigitte.
    Oma nickte. „Er hat nicht nur eine, sondern mehrere Schlaf- und Bruthöhlen, und weil er viele Höhlen baut, aber nicht alle benutzt, ziehen dort andere Vögel ein, die nicht selbst bauen können.“
    „Dann ist er ja ein Zimmermann“, rief Brigitte.
    „Ja, aber er hat noch einen anderen Beruf. Er ist Wächter. Bei Gefahr stößt er einen kreischenden Schrei aus, durch den die Tiere im Wald gewarnt werden.“
    „Vorhin hat er sich Würmer aufgepickt?“ fragte Jan.
    Oma nickte. „Er pickt mit dem Schnabel Löcher in die Rinde und steckt dann seine lange, klebrige Zunge hinein. Die Zunge ist so lang und so beweglich, daß er damit sogar um Ecken langen kann.“
    „Hat der’s gut“, meinte Jan. „Solch eine Zunge

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