Ferien mit Oma
Brigitte gähnte. Schließlich murrte Peter: „Ich hab’ Hunger.“
„Ich auch“, jammerte Brigitte. „Du fängst ja doch nichts.“
„Weiber haben aber auch nie Geduld“, brummte Jan. Aber nach ein paar weiteren Versuchen zog er die Angelschnur ein. Sein Kopf war rot, und er blinzelte ärgerlich.
„Was nun?“ fragte Brigitte, und Peter rief: „Gibt’s heute denn gar nichts zu essen?“
„Himmel“, brauste Jan auf, „seid doch nicht so gierig! Ich werde euch schon was zu essen verschaffen.“ Er warf die Angelschnur beiseite und verschwand im Wald.
„Geht er wieder jagen?“ fragte Brigitte ängstlich. Oma schüttelte den Kopf. „Er hat ja Pfeil und Bogen zu Hause gelassen.“ Sie holte aus dem Wagen ihr Strickzeug, setzte sich auf die Stufen und fing wieder an zu stricken. Peter und Brigitte lungerten mit knurrendem Magen am Flußufer herum. Ab und zu jammerte Peter: „Ich hab’ solchen Hunger, solchen Hunger! Mein Bauch ist ganz hohl.“ Und er klopfte sich anklagend mit der Faust auf sein rundes Bäuchlein.
„Meinst du, meiner klingt anders?“ knurrte Brigitte ärgerlich.
Plötzlich hörten sie ein Pfeifen. Jan kam aus dem Wald, hocherhobenen Kopfes, mit einem Bündel in seinen Händen. „Da“, sagte er und knüpfte sein nicht sehr sauberes Taschentuch auf. Stolz breitete er vor Oma ein Häufchen Pilze aus. Auch aus der Hosentasche holte er welche. „Gib mir den Korb, Oma, dann bring’ ich noch mehr. Ich kenne eine Stelle im Wald, da wachsen viele davon.“
Oma betrachtete die Pilze kritisch. Sie waren weiß und sahen sehr appetitlich aus.
„Ihr könnt schon anfangen, sie zu putzen“, sagte Jan. „Wenn ich zurückkomme, werde ich sie in Butter braten.“
Peter und Brigitte lief das Wasser im Mund zusammen. Oma sagte: „Und wenn wir sie gegessen haben, werden wir ziemlich schnell alle für immer einschlafen. Es sind Knollenblätterpilze, die giftigsten Pilze, die es gibt.“
Peter und Brigitte traten entsetzt einen Schritt zurück, aber Jan nahm einen Stock und schlug auf die Pilze ein, daß die weißen Fetzen in der Gegend herumflogen. Tränen der Wut liefen ihm über das Gesicht.
„Sammle sie ein und wirf sie dort in den Busch“, sagte Oma, „und wasch dir hinterher gründlich die Hände.“
Dann schmierte sie jedem eine Schnitte dick mit Butter und Leberwurst. Sie saßen alle vier bedrückt auf den Wagenstufen und verzehrten die Brote heißhungrig. Als der Hunger etwas gestillt war, wachten ihre Lebensgeister wieder auf. Schließlich fragte Brigitte zaghaft: „Oma, kochst du uns heute abend etwas Gutes?“
„Ja, Oma, bitte, bitte“, bettelte Peter.
„Hm, du kochst doch am besten“, brummte Jan. Oma nickte: „Was meint ihr zu Gulaschsuppe?“
„Ah!“ riefen alle drei im Chor.
„Und Bratwürstchen?“
„Ah!“
„Und grünem Salat?“
„Ah!“
„Ich hab’ auch so großen Appetit auf Vitamine“, sagte Brigitte noch.
Nach dem Mittagsschlaf ging Oma ins Dorf, um einzukaufen. Die Kinder aalten sich auf der Wiese und träumten von den kommenden Genüssen. Plötzlich ertönte auf der Straße eine Hupe, und als sie sich umsahen, erblickten sie den roten Sportzweisitzer. Die hübsche Daisy saß darin und winkte. Neben ihr thronte Oma. Daisy sprang aus dem Wagen und half Oma heraus. Sofort wurden sie von den Kindern umringt.
„Da staunt ihr, was?“ rief Daisy. „Die Reparatur unseres Wagens hat sehr lange gedauert, und so sind wir immer noch hier in der Gegend. Morgen wollen wir weiter. Aber als ich eure Oma eben im Dorf traf, habe ich sie schnell nach Hause gefahren.“
Sie sah sich um. „Hübsch habt ihr’s hier.“ Dann sprang sie wieder in das Auto und ließ den Anlasser brummen.
„Wollen Sie schon wieder fort?“ riefen die Kinder.
„Ich will nur meinen Verlobten holen. Eure Oma hat uns zum Abendessen eingeladen. Ich freu’ mich so. Ich hab’ doch noch nie Würste vom Spieß gegessen.“ Und fort sauste sie mit ihrem schnellen Wagen. Die Kinder sahen ihr bewundernd nach. Doch plötzlich fiel Jan etwas auf. „Würste am Spieß hat sie gesagt?“ Er blickte Oma fragend an.
„Na, ja“, sagte Oma, „wir müssen doch deinen Spieß benutzen, und da dachte ich ---“ Aber sie konnte nicht zu Ende sprechen, weil ein Jubelgeschrei es verhinderte.
Eine halbe Stunde später erschienen Daisy und ihr Verlobter und wurden im Triumph zu der sandigen Bucht geführt. Daisy ließ sich lachend in den Sand fallen, aber ihr Verlobter breitete erst ein
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