Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ferien mit Oma

Ferien mit Oma

Titel: Ferien mit Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Kleberger
Vom Netzwerk:
Hauptgericht aus dem Kühlschrank holen.“

    Der ‚Kühlschrank’ bestand aus dem Schatten unter dem Wagen. Peter holte einen Topf und tat jedem mit strahlendem Gesicht eine große Portion Erdbeereis auf den Teller. Es war schon etwas zerflossen. „Schon wieder Eis?“ fragte Brigitte mit langem Gesicht. „Dann hast du ja gar nichts gekocht.“
    „Ach, laß ihn doch“, sagte Jan. „An einem so heißen Tag ist kalte Küche ganz gut.“ Aber das Hauptgericht wurde nicht mit der gleichen Begeisterung verzehrt wie das Vorgericht.
    „Und was gibt’s als Nachtisch?“ fragten Jan und Brigitte.
    Peter machte ein geheimnisvolles Gesicht. „Als Nachtisch habe ich mir eine Überraschung ausgedacht. Aber eßt mal etwas schneller, damit er nicht zerfließt.“
    „Es ist doch nicht etwa---“, fing Brigitte entsetzt an.
    „Schokoladeneis“ sagte Peter strahlend. Er verschwand und kam mit einem neuen Topf zurück, in dem eine braune Soße schwamm, das Schokoladeneis, das in der Mittagswärme sanft zerflossen war. Keinem wollte es mehr so recht schmecken, und als sie fertig waren, stöhnte Jan: „Jetzt werde ich mein Leben lang nie mehr Appetit auf Eis haben!“
    Am nächsten Tag war Jan schon früh an der Arbeit. In der sandigen Bucht am Fluß hantierte er mit Stangen, die er aus dem Wald herangeschleppt hatte.
    „Denkst du auch daran, daß du heute kochen mußt?“ fragte ihn Brigitte.
    „Eben“, sagte Jan, „deshalb mach’ ich das ja hier.“
    „Wieso?“ fragte Brigitte spöttisch. „Sollen wir heute Stangen und Steine zum Mittagessen kriegen?“
    „Du liebe Zeit“, sagte Jan, „siehst du denn nicht, daß ich hier einen Bratspieß baue?“ Der Bratspieß brauchte seine Zeit. Er wurde ein paarmal errichtet, wieder eingerissen und neu errichtet. Es war schon spät am Vormittag, als er endlich fertig war.
    „Was willst du denn braten?“ fragte Brigitte.
    „Ich gehe auf die Jagd“, sagte Jan. Er holte aus dem Wagen Pfeil und Bogen und machte sich auf den Weg zum Wald.
    „Was willst du jagen?“ rief Brigitte.
    „Na, irgendwas, einen Hasen oder eine Wildtaube oder so.“
    Peter und Brigitte liefen ihm nach und hängten sich rechts und links an ihn. „Ach nein, mach das nicht“, jammerte Brigitte. „Die kleinen Hasen sind so süß.“ Jan schüttelte ihren Arm ab. „Uff, ihr Mädchen seid wirklich sentimental“, stöhnte er. „Du ißt ja auch Kalbfleisch, ohne an das süße Kälbchen zu denken. Von irgendwas muß man doch leben.“
    „Nimm mich mit“, rief Peter. Aber Jan schüttelte den Kopf und verschwand einsam und stolz im Wald. Brigitte ging traurig ans Flußufer zurück und starrte auf den Bratspieß. Sie mußte die Tränen hinunterschlucken, wenn sie an die weichen Häschen mit den runden Schwänzchen und den langen, seidigen Ohren dachte, an die Wildtauben mit ihrem glänzenden, graurötlichen Gefieder und dem sanften Gegurre. Nein, sie würde nichts davon essen, keinen Happen. Und sie wollte auch nie wieder Kalbfleisch essen. Doch plötzlich kam ihr eine wunderbare Idee. Vielleicht verfehlte Jan sein Ziel, oder er fand kein Tier, das er jagen konnte. Sie drückte kräftig den Daumen, obgleich er noch durch die Kartoffelschäl-wunde weh tat, daß Jan kein Jagdglück beschieden sei. Lieber wollte sie heute hungern.
    Ihr Daumendrücken schien geholfen zu haben. Gegen ein Uhr erschien Jan mißmutig, Pfeil und Bogen hinter sich herschleifend. „Nichts“, brummte er, „kein Hase, kein Reh, nicht mal eine Taube. Der ganze Wald ist wie leergefegt.“ Als er die fragenden Blicke der anderen auf sich gerichtet sah, meinte er hastig: „Aber macht euch keine Sorgen, ich werde Fische fangen. Wenn sie groß genug sind, können wir sie auch am Spieß braten.“
    Er brachte Pfeil und Bogen in den Wagen und kam mit seiner Angelrute heraus. „Komm, Peter, hilf mir Regenwürmer suchen!“ Es war zwei Uhr, als sie die Schachtel mit Regenwürmern gefüllt hatten. Brigitte beobachtete schaudernd, wie Jan sie auf den Angelhaken spießte. Dann warf er die Schnur mit weitem Schwung in das Wasser. Die Familie war tief beeindruckt, wie fachmännisch er dort stand, mit gespreizten Beinen, den Bauch etwas vorgeschoben, die Angelrute fest in beiden Händen haltend. Ab und zu zog er sie ein. Jedesmal war der Wurm vom Haken verschwunden, aber ein Fisch hing nicht daran. Zuerst schauten Oma, Brigitte und Peter mit Interesse zu, aber die Zeit verging, die Sonne brannte vom Himmel, Oma fielen die Augen zu und

Weitere Kostenlose Bücher