Ferien mit Oma
gib weiter“, sagte Brigitte.
Jan blieb der Mund offenstehen. „Was, das ist für uns alle? Ich dachte, es wäre für mich allein.“
„Ich habe für jeden ein halbes Ei genommen, das muß doch genügen“, sagte Brigitte gekränkt. „Du kannst ja Kartoffeln essen, wenn du solchen Hunger hast, davon sind genug da.“
Als Jan die erste Kartoffel in den Mund steckte, verzog er sein Gesicht. „Du liebe Zeit, wieviel Salz hast du denn da hineingeschüttet?“
„Nur eine Prise“, sagte Brigitte, den Tränen nahe.
„Nun, nun“, beschwichtigte Oma, „das Rührei schmeckt sehr gut. Die Kartoffeln sind zwar etwas versalzen, aber das erste Mal kann beim Kochen nicht alles restlos gelingen.“
„Jawohl“, trumpfte Brigitte auf, „wir wollen mal sehen, was du uns kochst, Jan.“
Darauf schwieg Jan. Er hoffte auf den Nachtisch. Vielleicht konnte er sich daran satt essen. Aber den Nachtisch hatte Brigitte vergessen.
„Kein Pudding“, jammerte Peter. „Nichts Süßes, gar nichts?“
Nun fing Brigitte wirklich an zu weinen. „Aber ich habe doch schon so viel Mühe mit dem anderen Essen gehabt. Wie sollte ich da noch Pudding kochen?“
Zum Abendbrot stellte Oma einen Berg belegter Brote, doppelt so hoch wie sonst, auf den Tisch. Kein Krümchen davon blieb übrig.
Peter wälzte sich unruhig im Bett herum. Morgen würde er kochen müssen. Was nur und wie? Wenn er nichts zustande brächte, würden die Geschwister ihn auslachen, und Brigitte würde sagen: „Siehst du, du kannst doch noch nicht kochen, du bist noch zu klein.“ Aber plötzlich hatte er eine Idee, eine wunderbare Idee, und nun schlief er beruhigt ein. Am anderen Morgen war er als erster wach. Er schlüpfte aus dem Bett und rüttelte Oma sanft am Arm. „Oma, steh auf“, flüsterte er.
„Aber warum, Liebling?“ fragte, nach einem Blick auf die Uhr, Oma schlaftrunken. „Es ist doch noch so früh.“
„Du mußt mir eine Kochmütze machen“, sagte Peter. „Ohne Kochmütze kann ich nicht kochen.“
Während des Vormittags bastelte Oma an einer hohen weißen Kochmütze.
„Borgst du mir dein Kochbuch?“ fragte Peter. „Ich weiß zwar schon, was ich kochen will, aber vielleicht fällt mir noch was Besseres ein.“ Dann lag er neben Oma im Gras auf dem Bauch und buchstabierte mühsam: „L-a-m-m-s-t-e-a-k m-i-t C-h-a-m-p-i-g-n-o-n-s.“ Da Peter erst ein Jahr zur Schule ging, fiel ihm das Lesen noch recht schwer, und er bat Brigitte, ihm vorzulesen. Sie hockte sich neben ihn und las: „Jedes gute Menü soll mindestens drei Gänge haben.“
„Muß man da beim Essen Spazierengehen?“ fragte Peter.
Aber Oma erklärte: „Ein Menü ist ein Essen, bei dem hintereinander mehrere Speisen, die sogenannten Gänge, aufgetragen werden, zum Beispiel Suppe oder Vorspeise, Hauptgericht und Nachtisch.“
„Ich werde ein Menü kochen“, sagte Peter entschieden.
Während Oma an der Mütze arbeitete, las Brigitte aus dem Buch Rezepte vor. Als die Mütze fertig war, hatte Peter sich noch nicht ganz entschieden, ob er Szegediner Gulasch, eine Wildschweinkeule oder Truthahn mit Ananas kochen sollte. Brigitte blickte zweifelnd auf die Sonne, die schon recht hoch stand. „Wenn du bis Mittag fertig werden willst, mußt du dich aber beeilen“, sagte sie.
„Ich werde fertig“, sagte Peter bestimmt. „Ich koche doch lieber das, was ich mir schon vorher ausgedacht habe.“ Er setzte sich die hohe Kochmütze auf und trabte zum Einkaufen ins Dorf.
Pünktlich zur Mittagszeit steckte er den weißbemützten Kopf zur Wagentür heraus und rief zum Essen. Er strahlte.
„Was gibt’s Gutes, Peter?“ fragte Jan.
„Ich bin nicht Peter“, erwiderte Peter ernst.
Jan seufzte: „Jetzt fängt das schon wieder an. Was gibt’s zu essen, Koch?“
„Du mußt Herr Koch sagen, weil ich der Oberkoch bin. Es gibt ein Menü mit drei Gängen.“
Jan schlug ihm auf die Schulter. „Prima, Herr Koch, dann werden wir wenigstens satt.“
Der erste Gang war schon aufgetragen. „Ah!“ riefen Jan und Brigitte. Auf jedem Teller lag eine hübsche Portion Vanilleeis. Die Pieselangs ließen es sich schmecken.
„Prima Idee“, meinte Jan anerkennend. Brigitte war ein bißchen eifersüchtig, weil ihre Kochkünste gestern nicht so bewundert worden waren. Schnell waren die Teller leergeputzt.
„Und nun den zweiten Gang, Herr Koch“, sagte Oma.
Peter kletterte aus dem Wagen.
„Wo willst du denn hin?“
„Ich komme gleich wieder“, rief er wichtig. „Ich muß das
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