Ferien mit Oma
großes, blütenweißes Taschentuch auf der Erde aus, ehe er sich setzte. Er sah sich ein wenig unsicher um. „Werden wir uns hier so dicht am Fluß nicht erkälten?“
„Ach, es ist doch heute so warm“, rief Daisy. „Ich freu’ mich so sehr, daß wir Sie wiedergefunden haben!“
Oma brachte in Tassen die Gulaschsuppe, die allen köstlich schmeckte. Unterdessen hatte Jan auf den Steinen unter dem Spieß geschickt ein Feuer angezündet. Es war nicht zu klein und nicht zu groß, gerade richtig. Die Würste wurden auf eine Metallstange geschoben, die Mario zum Zaubern benutzt hatte, und sorgfältig von Jan über dem Feuer gedreht. Sie brutzelten und dufteten, so daß allen das Wasser im Munde zusammenlief. Daisy verbrannte sich fast die Finger, als Jan ihr die erste Wurst vom Spieß reichte. Aber ihr Verlobter war ein Kavalier. Er nahm die Wurst in die Hand und ließ Daisy abbeißen. „Ich wollte heute abend eigentlich mit dir zusammen Entenbraten essen“, sagte er etwas vorwurfsvoll. Doch Daisy rief: „Das hier schmeckt viel, viel besser, koste mal.“ Wirklich ließ sich auch der Verlobte immer noch eine neue Wurst geben. Oma hatte reichlich eingekauft.
Als das Feuer niedergebrannt war, legte sie in die heiße Asche Kartoffeln und ließ sie dort gar werden.
„Delikat“, sagte der Verlobte. „Gnädige Frau, die Kartoffeln sind wirklich delikat.“ Zum Schluß brachte Oma Teller mit viel frischem grünen Salat.
„Noch nie hat es mir so gut geschmeckt“, seufzte Daisy.
Peter nickte: „Oma ist die allerbeste Köcherin.“
„Köchin“, verbesserte Jan. Aber Daisy fragte Peter: „Was kocht sie denn deiner Meinung nach am besten?“
Peter überlegte. „Ich glaube“, sagte er dann verträumt, „ich glaube Wäsche.“ Er hatte es gern, wenn Oma den großen Topf zu Hause mit Wäsche füllte, wenn es brodelte, zischte und dampfte wie in einer Hexenküche.
Plötzlich stand Daisys Verlobter auf, klopfte sich den Sand von der Jacke, zog sich die Bügelfalten gerade und sagte: „Ich fahre schnell mal ins Dorf und hole einen kleinen Nachtisch.“
„Was für einen Nachtisch?“ fragte Daisy gespannt.
Ihr Verlobter lächelte. „Ich dachte an Eis.“
„Nein“, schrien die Pieselang-Kinder entsetzt, „kein Eis!“
Der Herr runzelte erstaunt die Stirn. „Kein Eis? Ihr eßt kein Eis? Nun, sehr vernünftig. Man kann sich damit so leicht den Magen erkälten. Wie wäre es mit Pfirsichen?“
Dieser Vorschlag wurde begeistert angenommen. Daisys Verlobter brauste davon und kehrte bald mit einer großen Tüte voll samthäutiger, rotwangiger Früchte zurück.
Sie saßen noch lange um die glimmende Asche herum und plauderten. Sie blieben beisammen, bis die Sterne herauskamen. Oma zeigte ihnen die Sternbilder, das W der Kassiopeia, die schimmernde Milchstraße und den großen Wagen, der mit seinen Sternenrädern durch die Nacht zu rollen schien.
„Den hat mir als Kind mein Vater auch gezeigt“, sagte Daisys Verlobter.
Camping
Es war glühend heiß. Matt und lustlos zottelte das Pferd dahin. Matt und schläfrig saßen Oma und Brigitte auf dem Bock. Jan und Peter hockten auf dem Rückbrett und zählten ihre Mückenstiche. Die Hitze machte sie streitsüchtig.
„Ich habe zwanzig“, sagte Jan.
„Ich zweiundzwanzig“, rief Peter.
„Stimmt nicht, du hast viel weniger als ich“, brummte Jan.
„Stimmt doch!“
„Stimmt nicht!“
„Jawohl“, trumpfte Peter auf. „Ich hab’ da hinten noch drei, da, wo du’s nicht sehen kannst.“
„Zeig her.“ Jan versuchte, Peter das Hemd aus der Hose zu ziehen, worauf beide fast vom Brett heruntergefallen wären.
Plötzlich hielt der Wagen mit einem Ruck. „Was ist los?“ Jan und Peter sprangen vom Rücksitz und liefen nach vorn. Da stand Max, die Beine vorwärts gestemmt und rührte sich nicht. Vergeblich versuchte Oma mit allerlei Künsten, ihn wieder in Bewegung zu bringen. Max wandte nur den Kopf und blickte die Pieselangs unter seinem Strohhut hervor traurig und anklagend an. Jan griff in die Zügel und versuchte zu ziehen. Aber Max schüttelte kräftig den Kopf und riß ihm die Zügel aus der Hand. Nun griff Jan in die Tasche, holte seinen Kamm hervor, legte ein Stück Seidenpapier darüber und blies „Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Galopp“.
Max machte ein angeekeltes Gesicht und drehte sich von ihm ab. Nun stiegen auch Brigitte und Oma vom Wagen und umstanden mit den anderen das Pferd. Brigitte wedelte mit ihrem Taschentuch die Fliegen von
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