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Ferien mit Oma

Ferien mit Oma

Titel: Ferien mit Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Kleberger
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sich nur so sehr von der Sonne verbrennen lassen?“
    „Wir müssen doch braun werden“, antwortete Gretchen Bertel. „Wenn wir nach Hause kommen und nicht braun sind, denken alle Leute, wir hätten uns im Urlaub nicht gut erholt.“
    „Aber von jetzt an verzichte ich auf das Braunwerden“, sagte Lottchen Bertel bestimmt.
    Die Hitze schien immer mehr zuzunehmen, obgleich blauschwarze Wolken die Sonne verdeckten. „Es wird ein Gewitter geben“, sagte Oma. Eine elektrische Spannung lag in der Luft, die die Menschen unruhig und nervös machte. Aus den umliegenden Zelten ertönte Streit und Kindergeschrei. Man sah mißmutige und verärgerte Gesichter.
    Nur die rundliche Dame mit den Geranien vor ihrem Zelt winkte Oma freundlich zu. „Wollen Sie mal hereinkommen?“ Stolz zeigte sie Oma, wie vollständig ihr Zelt eingerichtet war. Da gab es einen Kochherd, einen Eisschrank und einen Schrank mit einer Menge Geschirr. Auf dem Fußboden lag ein Teppich. Ein Tisch mit drei bequemen Stühlen und einer breiten Couch war zu sehen, Blumenvasen mit Blumen, Kissen, Tischdecken und sogar ein kleiner Fernsehapparat.
    „Ist es nicht ganz wie zu Hause?“ fragte die Dame strahlend.
    Ihr Mann kam im Bademantel herein. „Schmidt“, stellte er sich vor. „Sie staunen wohl, wie wir das alles hierher bekommen haben, nicht wahr? Es war auch eine Lastwagenfuhre dazu nötig, aber“ — er tätschelte die Wange seiner Frau — „wir wollten’s doch ganz wie zu Hause haben.“
    In diesem Augenblick fuhren alle drei zusammen. Ein mächtiger Donnerschlag krachte. Oma lief schnell und holte Max von der Weide. Sie stellte ihn an die windabgewandte Seite des Wagens unter das überhängende Dach und legte ihm eine wetterfeste Decke über. Peter und Brigitte, die Angst vor Gewitter hatten, hockten im Wagen auf ihren Betten. Sie atmeten auf, als Oma hereinkam. „Wo ist Jan?“ fragte sie. Ehe sie antworten konnten, krachten neue Donnerschläge, Blitze zuckten, Windstöße peitschten, und Ströme Von Wasser schossen vom Himmel herunter. Oma schaute durch die stiebenden Wasserschleier nach Jan aus, aber sie sah nur zusammenbrechende Zelte und schreiende, durcheinanderlaufende Menschen, die fortgewirbelten Gegenständen nachliefen oder irgend etwas davonschleppten. Eine junge Frau kam mit einem kleinen weinenden Mädchen vorbei.
    „Geben Sie mir das Kind“, rief Oma. Nach und nach wurden noch mehr Kinder im Wagen abgegeben. Die oberen Betten füllten sich mit Buben und Mädchen; sie sahen bald wie zwei Körbe voll piepsender Küken aus. Peter und Brigitte versuchten für Ordnung zu sorgen. Immer mehr Menschen kamen herein. Zuerst die Geschwister Bertel mit aufgeweichten Strohhüten. „Unser Zelt ist zusammengebrochen“, jammerten sie.
    Auch aus dem Zelt der Schmidts ertönte Jammern und Weinen. Herr Schmidt bemühte sich, die schadhaften Stellen des Zeltes abzudichten. Als ihm das nicht mehr gelang, lief er mit den wertvollsten Sachen zu seinem Auto, um sie darin unterzustellen. Nun entdeckte Oma auch Jan, der mit einem Ölgemälde unter einem Arm und dem Fernsehapparat unter dem anderen vorbeistürmte.

    „Ich helf’ ihm“, rief er. Da er nur die Badehose anhatte, machte ihm der strömende Regen nichts aus. Im Gegenteil, er sprang trotz seiner Last übermütig wie ein junger Bock davon.
    Das große Zelt der rothaarigen Familie schien standzuhalten. Man hörte knappe, energische Befehle des Vaters. „Zack, zack“, rief er, und an allen Ecken sah man Buben in Badehosen eifrig losgerissene Zeltschnüre befestigen, Zeltpflöcke neu in die Erde einschlagen und gefährdete Stellen abstützen.
    Frau Schmidt kam schluchzend aus ihrem Zelt, das kurz vor dem Zusammenbruch war. Sie hielt den Blumenkasten mit den Geranien an die Brust gedrückt.
    „Kommen Sie doch herüber!“ rief Oma.
    „Aber meine Geranien, meine Geranien gehen im Regen kaputt.“ Oma ergriff ihren großen Regenschirm, spannte ihn auf, raffte den Rock hoch und stapfte durch das gurgelnde Wasser zu Frau Schmidt hinüber. Wohlbehalten brachte sie die schluchzende Dame mit ihren Geranien unter ihrem breiten Regendach ins Trockene.
    Der grüne Wagen füllte sich immer mehr. Paulchen, der Wellensittich, dessen Käfig von der Decke baumelte, begrüßte jeden mit einem aufmunternden „Hallo“. Oma kochte einen großen Topf Tee, und jeder Ankommende bekam erst einmal eine Tasse zum Aufwärmen. Ein tolles Stimmengewirr herrschte im Raum. Jeder wollte zuerst erzählen, was er

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