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Ferien mit Oma

Ferien mit Oma

Titel: Ferien mit Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Kleberger
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verloren hatte, was ihm beschmutzt oder durch die Nässe unbrauchbar geworden war. Jan kam mit Herrn Schmidt in den Wagen. Er war naß wie ein Fisch, aber stolz, daß sie die wertvollsten Sachen in dem großen Auto sicher verstaut hatten. Nachdem er sich mit einem Handtuch abgetrocknet hatte, sagte Oma: „Jan, kannst du uns nicht etwas vorzaubern?“ Jan hatte vom Zauberer ein paar Kartenkunststücke gelernt und führte sie nun vor. Es gelang ihm, die durchnäßten und betrübten Menschen etwas von ihrem Kummer abzulenken. Ein Herr mit einer Brille kannte auch ein Zauberkunststück, und Oma erzählte eine lustige Geschichte. Während der Regen auf das Dach trommelte, fing man schließlich an, Rätsel zu raten. Fast jeder wußte ein oder zwei Rätsel, und die Stimmung wurde richtig gemütlich.
    „Laßt mich mal ein Rätsel sagen“, rief Peter. „Was ist blau?“
    „Manchmal der Himmel, der See“, riefen Stimmen durcheinander.
    Peter schüttelte den Kopf. „Ein Pfläumchen“, sagte er stolz. „Aber ich weiß noch ein Rätsel. Was ist blau?“
    Den anderen wollte gar nichts Blaues mehr einfallen. „Der Himmel“, sagte Peter. „Aber ich weiß noch eins. Was ist blau?“
    „Der See“, rief alles im Chor.
    „Wie habt ihr das so schnell rausgekriegt?“ fragte Peter enttäuscht.
    Als keiner mehr Rätsel wußte, fing Oma an zu singen. Nach und nach stimmten die anderen ein. Sie sangen alle Volkslieder, die sie kannten. Die Kinder aus den oberen Betten piepsten mit ihren hellen Stimmchen. Oma, Brigitte und die Damen Bertel übernahmen die zweite Stimme, und Herr Schmidt brummte mit einem tiefen, volltönenden Baß. Jan blies die Begleitung dazu auf der Mundharmonika, und Peter schlug ab und zu mit zwei Topfdeckeln aufeinander, nicht zu laut und nur, wenn Oma ihm ein Zeichen gab. Es klang wunderschön.
    Jetzt drängten sich auch Leute, deren Zelte heilgeblieben waren, an der Tür, um mitzusingen. Es war im Wagen so gemütlich und fröhlich, daß sie lange Zeit nicht merkten, daß es aufgehört hatte zu regnen. Nun wurden die Zelte wieder aufgebaut. Jan, Peter und die rothaarigen Jungen halfen tüchtig dabei. Oma und Brigitte hüteten währenddessen die kleinen Kinder.
    Es war spät, als sie zur Ruhe kamen, doch dann schliefen sie nach all den Aufregungen fest. Nur Jan konnte nicht gleich einschlafen. Immer wieder betrachtete er voller Freude einen alten Fotoapparat, der von seiner Bettstange herabbaumelte. Herr Schmidt hatte ihn Jan für seine Hilfe geschenkt. Sogar ein Film war darin. Jan träumte davon, was er für schöne Aufnahmen damit machen würde.
    Am nächsten Morgen schien die Sonne. Das Lager sah sehr unordentlich aus mit den vielen Kleidern und Gegenständen, die zum Tocknen aufgehängt oder ausgelegt worden waren. Als die Pieselangs in ihrem grünen Wagen den Lagerweg entlangfuhren, wurden sie nicht mehr ausgelacht. „Schade, daß ihr schon wegfahrt“, rief man ihnen zu. „Kommt wieder! Und schönen Dank für die Hilfe!“

Der Zirkus

    Oma backte Eierkuchen. Brigitte hockte, ihr Kaninchen auf dem Schoß, neben dem Herd und sah ihr zu. Wie hübsch es aussah, wenn Oma den goldgelben Teig in die Pfanne laufen ließ! Es knisterte und brutzelte. Wenn die Unterseite fest geworden war, ergriff Oma den Pfannenstiel und warf den Kuchen mit einem Ruck in die Luft. Zischend landete er mit der anderen Seite in der Pfanne. Brigitte schnupperte. Es roch köstlich. Oma war eine berühmte Pfannkuchenbäckerin.
    Plötzlich stürmte Jan herein. „Max ist verschwunden“, rief er aufgeregt. Oma ließ den Pfannkuchen auf einen Teller gleiten, zog die Pfanne vom Feuer und trat vor den Wagen.
    Der sandige Platz, auf dem sie ihn abgestellt hatten, war recht häßlich und lag am Rande einer größeren Stadt. Die Pieselangs hatten hier aus einem bestimmten Grund übernachtet. Am Abend vorher hatten sie an den Straßenbäumen große Plakate gesehen. „Zirkus Bellona“ stand darauf. „Letzte Vorstellung morgen.“ So hatten sie denn beschlossen, in der Nähe des Zirkus zu bleiben, um die Abschiedsvorstellung mitzuerleben.
    Oma blickte über den kahlen Platz zu einer kleinen Wiese mit ein paar verkümmerten Bäumchen hin. Dort hatte sie Max zuletzt gesehen, aber nun war er fort. Jan hatte schon die nähere Umgebung abgesucht, doch nichts gefunden. Ein Mann in Arbeitskleidung mit einer Pfeife im Mund kam des Weges daher.
    „Entschuldigen Sie bitte“, sagte Oma, „haben Sie vielleicht ein Pferd mit einem Strohhut

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