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Ferien mit Patricia

Ferien mit Patricia

Titel: Ferien mit Patricia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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unter den Blicken der übrigen Gäste, die jedoch keine Bemerkungen fallenließen, hinaus.
    Sie brachten Jerry in ihr Zimmer hinauf, wo der eine der Matrosen feststellte:
    »Ihr Yankee hat wohl schon ein bißchen zuviel, Fräulein?«
    »Haben wir nicht alle schon ein bißchen zuviel?« antwortete Pat.
    Die beiden gingen und ließen sie mit Jerry allein. Sie kleidete ihn aus, brachte ihn zu Bett und blieb dann die ganze Nacht neben ihm sitzen, hielt seine Hand und wischte ihm den kalten Schweiß von der Stirn. Erst gegen Morgen wurde er ruhiger und sank in einen friedlichen Schlaf. Da legte sie sich neben ihn, um noch ein wenig auszuruhen.
    Als sie dann aufstanden und das Hotel verließen, einem neuen Erleben entgegen, das der prachtvolle Tag für sie bereithielt, sprach keiner von dem Zwischenfall. Es war, als ob überhaupt nichts geschehen wäre, und Jerrys alte überschäumende Kraft äußerte sich in dem Vorschlag, die drei Meilen bis zum Cattlepaß mit dem Rad zurückzulegen und von dort den Ben Venue zu besteigen. Pat aber spürte, daß Jerry ihr mit einer neuen Zärtlichkeit entgegenkam, die sie vorher nicht an ihm gekannt hatte.
    Auf der Rückkehr vom Ben Venue, wo sie ein wenig zu lange verweilt hatten, erwartete sie ein kleines Abenteuer.
    Es begann damit, daß sie eine falsche Richtung einschlugen und von der Dunkelheit und einem starken Hochlandgewitter überrascht wurden, das von Norden heraufzog. Zudem verloren sie jede Sicht und zitterten vor Kälte.
    Bis auf die Haut durchnäßt vom Regen und frierend tappten sie vorwärts und schoben ihre Räder im Stockdunkeln neben sich her. Mit einem Male fiel Jerry das Verstummen Pats auf. Er blieb stehen und tastete in der Dunkelheit nach ihr, und seine Beunruhigung verwandelte sich in Angst, als er feststellte, daß sie am Ende ihrer Kräfte war.
    Er merkte es an der Art, wie sie sich an ihm festklammerte. Ihr Körper zitterte vor Kälte, als er sie in seine Arme nahm, und ihre Zähne klapperten so, daß sie nicht sprechen konnte. Beim Aufstieg auf den Berg und beim Radeln hatten sie sich erhitzt, und nun klebte die leichte Jacke, die sie über ihrer dünnen Bluse trug, in nassen Falten auf ihrem Körper. Jerry begriff, daß es äußerst wichtig war, möglichst rasch unter irgendein Dach zu kommen, wo es trocken und warm war.
    Endlich erblickte er einen schwachen Lichtschimmer, als ob der Schein eines erlöschenden Kaminfeuers durch ein Fenster flackerte, und er erkannte die Umrisse eines kleinen Bauerngehöfts.
    Sie tasteten sich zur Tür, und Jerry klopfte, bis eine Männerstimme von innen rief:
    »Wer ist da? Machen Sie, daß Sie weiterkommen!«
    »Wir haben uns verlaufen«, erwiderte Jerry. »Können wir nicht hereinkommen?«
    »Ich lasse niemanden herein. Mit Fremden haben wir nichts zu schaffen. Kümmert euch um eure eigenen Dinge!«
    »Zum Teufel, wir sind nicht Fremde«, rief Jerry, »wir sind doch Alliierte und damit Freunde. Und ich habe ein Mädchen bei mir, das krank ist. Bedeutet das denn nichts?«
    Einen Augenblick blieb alles still. Dann hörten sie die Stimme einer Frau:
    »Steh auf, Jock! Du kannst doch einen Menschen nicht fortjagen, der dich als Freund um Hilfe ruft.«
    Eine Kerze flackerte auf und die Tür öffnete sich. In ihr stand ein struppiger Bauer mit einem runzligen, rotbäckigen Gesicht und argwöhnischen Augen und hinter ihm eine große Frau.
    »Mach Platz, Jock«, sagte sie, »und laß sie ein. Siehst du denn nicht, daß der arme Schatz ganz durchgefroren ist? Schür das Feuer!«
    Jerry trug Pat über die Schwelle in die Küche. Sie war blau vor Kälte und konnte ihr Zittern nicht mehr beherrschen. Ohne einen Blick auf das alte Paar zu werfen, erteilte Jerry Befehle:
    »Gebt mir irgendein Tuch und eine Decke.«
    Vor dem Torffeuer streifte er ihr dann die Kleider ab und rieb sie mit dem rauhen Tuch ab, das ihm die Frau gegeben hatte, und wickelte sie in eine Decke ein.
    »Habt ihr Whisky?«
    Der Bauer zögerte. »Hm, ein Tropfen ist schon noch da, aber der amtliche Stempel ist nicht darauf...«
    »Zur Hölle mit dem amtlichen Stempel! Auch heißes Wasser brauche ich!«
    Sie brachten ihm noch mehr wollene Decken, die er um Pat wickelte, und er flößte ihr Whisky mit heißem Wasser ein, bis das Zittern aufhörte und die Farbe in ihr Gesicht zurückkehrte.
    »Zieh deine nassen Hosen aus, Yankee«, sagte der Bauer. »Von mir aus könnt ihr die Nacht hier am Feuer verbringen. Morgen werde ich euch den richtigen Weg zeigen.«
    Das gelb

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