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Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)

Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)

Titel: Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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reimte Knyst ungezwungen und lachte. Dann meinte er: »Das wird uns nicht passieren. Dr. Kramp würde glatt die Abteilung auflösen. Wir geben erst was an die Presse raus, wenn wir wirklich hundertprozentig sicher sind.«
    Noch zweieinhalb Stunden bis zu seinem Termin mit Dr. Baum, stellte Sven Lundquist fest, als er wieder hinter seinem Schreibtisch Platz nahm.

»Vielleicht war es ja auch diese italienische Familie.« Inga diskutierte schon seit zwei Stunden am Telefon mit ihrer Freundin alle sich aus dem Sachverhalt ergebenden Möglichkeiten.
    Gunnar stöhnte.
    »Diese Familie mit dem Zirkusnamen. Was will man auch von solch fahrenden Leuten erwarten? Es ist wirklich eine Schande. Mein bedauernswerter Gunnar ist von dieser Geschichte wirklich völlig mitgenommen.« Hört, hört, dachte der Genannte, wenn es der Dramatisierung dient, bin ich plötzlich ›mein armer Gunnar‹.
    »Stell dir nur vor, der arme Mann ist total verändert. Ja, glaub’s mir nur, Birgitte, er liegt bloß noch rum – entweder auf der Couch oder im Bett. Dann schließt er sich jetzt andauernd im Bad ein. Das kann ja nicht normal sein! Und Erinnerungslücken hat er auch. Ja! Ich hab auch schon daran gedacht. Ja. Die Alzheimersche Krankheit, meinst du?« Inga warf einen prüfenden Blick in Gunnars Richtung und schüttelte dann mit dem Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Diese Leute verlieren doch auch ihre Erinnerung an alltägliche Dinge. Das klappt alles gut bei ihm. Ja, er weiß auch noch ganz gut, wo das Bier steht. Hmhm. Es ist mehr so die Erinnerung an das Auffinden der Toten. Ja. Er behauptet, er wüsste nicht, wer die Frau war. Hmhm. Also ich denke schon, dass diese Zirkusleute da ihre Finger im Spiel gehabt haben. Vielleicht wussten sie nicht, wohin mit der Toten, und schließlich hat die Truhe ja auch schon immer was von einem Sarg gehabt. Nein, Birgitte, nicht wie eine Schatzkiste. Es ist halt so ein plumpes Möbelstückmit Holzresten, aus denen ein Bild in den Deckel geklebt ist. Der Gunnar macht immer so einen Wind um diese ›Intarsien‹, aber ich glaube nicht, dass das Ding wertvoll ist. Wie die Italiener geheißen haben? Warte mal …« Inga klemmte sich den Hörer zwischen Kinn und Schulter ein und suchte in Gunnars Schreibtisch nach der Liste der Mieter. Als ihr Mann protestieren wollte, gebot sie ihm mit einer energischen Handbewegung, ruhig zu sein. Und Gunnar fügte sich. Solange Birgitte mit Inga über die Tote diskutierte, ließ sie ihn wenigstens in Ruhe.
    »So, jetzt hab ich die Liste gefunden. Warte … ah, hier: Martinelli. Eine Familie Martinelli ist das gewesen. Du meinst, das ist nicht die Familie von dem Zirkus? Wie kommst du darauf? Ach so, du meinst die heißen Marinelli! Die sind dann bestimmt mit denen verwandt. Alles ein Schlag, sag ich immer. Oh, mein Auflauf brennt an! Ich rufe dich nachher noch einmal an!« Inga legte eilig den Hörer auf und hastete in die Küche, aus der es bedrohlich zu qualmen begonnen hatte.
    Klar, dachte Gunnar, ob Meier oder Müller – hört man doch gleich, dass die verwandt sein müssen, kein Zweifel. Aber langsam machte er sich doch um den Geisteszustand seiner Frau Sorgen. War das noch normal, oder brauchte sie vielleicht dringend einen Arzt?

In dieser Nacht lag Lundquist lange wach, lauschte auf die Heimkehrer aus den Bars in der Nachbarschaft seiner Wohnung. Gedanken ließen sich nicht einfach so abschalten. Sie kamen ungebeten und ohne zu fragen, quälten ihr Opfer nachts über viele Stunden, zurrten sein Denken an sonst gut versteckten Problemen fest und raubten ihm den Schlaf.
    Sein Termin mit Dr. Baum drängte sich zurück in sein Bewusstsein. Er hasste es, das Krankenhaus überhaupt betreten zu müssen. Zu viele schmerzliche Erinnerungen waren damit verknüpft.
    Schon wenn man durch die automatische Tür in das große moderne Gebäude trat, wehte einen der typische Krankenhausgeruch an. In allen Gängen hatte er sich festgesetzt und sorgte dafür, dass selbst die Besucher schon nach kurzer Zeit anfingen sich krank zu fühlen. Das Neonlicht in den nüchternen, oft fensterlosen Fluren machte die Menschen unnatürlich blass und löste eine eigenartig gedrückte Stimmung aus.
    Die Welt draußen schien unglaublich fern.
    Ärzte, in ihren weißen Kitteln entpersönlicht und austauschbar, huschten die Gänge entlang, Schwestern schoben überdimensionierte unhandliche Betten mit bleichen Menschen darin durch die Stationen.
    Lundquist spürte, wie seine Knie zu zittern

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