Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)
schüttelte verständnislos den Kopf.
»Wenigstens kommen sie erst mal alle hinter Gitter – egal ob sie berühmt sind oder nicht. Aber weißt du, das ist Polizistenmeinung. Viele Politiker sind eher der Auffassung, wir sollten lieber nicht strafen. Aber denen fehlt der Kontakt zum Verbrechen. Täter, Opfer, Angehörige sind für die nur Begriffe aus dem Fernsehen. Die möchte ich mal an einem Tatort erleben, wenn alles nach Blut riecht, oder Verwesung, wenn du eine Leiche findest, die schon seit Wochen in einem Waldstück vergraben war. Auf der die Maden in Scharen kriechen. Dann würde so manch ein Politiker die Sache anders beurteilen«, fauchte Volker.
»Resozialisierung ist das Zauberwort. Zumindest, wenn es sich nicht gerade um einen Sexualstraftäter handelt,oder einen Päderasten«, setzte Karl hinzu.
Lundquist und Knyst sahen sich an.
Offensichtlich gab es hier wie anderswo dieselben Diskussionen.
»Scheiße!«, fluchte er leise, als er über den versteckten hinteren Zufahrtsweg seinen Hof verlassen wollte. Er zischte es nur leise und undeutlich, weil er wusste, dass seine Mutter, die in ihrem Sonntagskleid in aufrechter Körperhaltung neben ihm auf dem Beifahrersitz saß, nicht duldete, wenn er fluchte.
Als Kind hatte sie ihn schon immer herb bestraft, wenn ihm solch ein verpöntes Wort unbedacht entfuhr. In seiner Not hatte er sich unverfänglich klingende Phantasiewörter ausgedacht, die er ungefährdet benutzen konnte. So etwas wie Pilzhusten, Mitternachtsregen, Mäusedonner und viele andere. Natürlich hörte man seinem Tonfall die fluchende Absicht manchmal sehr deutlich an – aber an dem Wort selbst war nichts auszusetzen. Es hatte für alle anderen einfach keinerlei Bedeutung.
Er warf einen raschen, prüfenden Blick auf die stille Gestalt neben ihm. Sie würde ihn nie mehr für irgendetwas strafen können! Mit dieser Gewissheit breitete sich plötzlich ein Gefühl unbändiger Freiheit und Leichtigkeit in ihm aus – nie mehr, endlich Ruhe vor ihr!
Mit der flachen Hand hieb er immer wieder auf das Lenkrad seines Saab und schrie das verbotene Wort heraus, bis ihm die Stimme versagte: »Scheiße! Scheiße! Scheiße! Gottverdammte Scheiße! Warum zum Teufel kommt ausgerechnet jetzt jemand bei mir vorbei! Monatelang kein Aas – aber jetzt! Scheiße!«
Doch im Grunde wusste er natürlich, wer Schuld daran war, dass ausgerechnet in diesem brisanten Moment seine Pläne durchkreuzt wurden!
Sie!
Sie war Schuld.
Selbst im Tod gelang es ihr, in seinem Leben herum zu pfuschen.
»Ha! Diesmal nicht! Du hast mich unterschätzt – schon immer. Ich bin viel schlauer, als du denkst!«, giftete er in Richtung Beifahrersitz.
Im Rückspiegel erkannte er gerade noch, wie das große rote Auto seiner nördlichen Nachbarin langsam über den Hof rollte und vor seiner Haustür anhielt.
Seine Gedanken überschlugen sich hektisch: Waren alle Türen und Fenster verschlossen? Konnte jemand von außen etwas von seiner Tat bemerken, hatte er wirklich ordentlich alle Spuren beseitigt?
Normalerweise bekam er keinen Besuch.
So hatte er sich abgewöhnt die Türen zu verschließen. Viele seiner Nachbarn verhielten sich ebenso – manche, weil sie ohnehin niemanden erwarteten und abschließen eine unsinnige Arbeit gewesen wäre, andere, besonders die Älteren, weil sie hofften gefunden zu werden, falls sie ärztliche Hilfe benötigten.
Seine Finger, die sich schmerzhaft um das Lenkrad gekrampft hatten, lockerten sich wieder, als er sich endlich daran erinnerte, wie er beide Eingangstüren verriegelt und gesichert hatte – manchmal veranlasste einen das Unterbewusstsein doch zu äußerst sinnvollen Taten, dachte er zufrieden und entspannte sich zunehmend.
Möglicherweise hatte seine Nachbarin seinen Saab vom Hof fahren sehen. Aber selbst wenn, kam ihm in den Sinn, dann konnte er es, wenn er es geschickt anfing, sogar zu seinem Vorteil nutzen.
Das einzige Problem war die Leiche.
»Eben!«, murmelte er vor sich hin. »Das Problem bei einem Mord ist eben immer die Leiche!«
Er warf der Toten einen vorwurfsvollen Blick zu.
Eine rasche Lösung musste her. Er konnte nicht riskieren, dass Margaretha misstrauisch wurde oder gar irgendetwas entdeckte. Der Gedanke daran, dass Fremde auf seinem Hof herumliefen, versetzte ihn trotz aller beruhigender Überlegungen in leichte Panik. Erst musste das mit der Nachbarin geklärt werden, dann konnte er in aller Ruhe weiter seinen genialen Plan umsetzen. Schließlich hatte er den
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