Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)
ganzen Tag Zeit dazu.
Die Leiche musste er also irgendwo sicher ›zwischenlagern‹, wo sie keinen Schaden nehmen würde und von niemandem zufällig entdeckt werden konnte. Später würde er sie dann einfach wieder abholen und da weitermachen, wo er gestört worden war.
Die Idee gefiel ihm ausnehmend gut.
Die Frage, die er vordringlich klären musste, war, wo sie sauber und unversehrt bleiben würde, bis er sich ihr wieder widmen konnte.
Den Koffer konnte er schon mal zum Bahnhof bringen, das war überhaupt kein Problem.
Schwierigkeiten machte mal wieder nur seine Mutter.
Nach der nächsten Biegung tauchte die geschwungene Zufahrt zum Sommerhäuschen von Inga und Gunnar auf …
Lundquist schreckte auf, als der schwere Wagen vor dem Hoteleingang zum Stehen kam.
Die Augen brannten und er fühlte sich wie nach einer Achterbahnfahrt. Neiderfüllt beobachtete er, wie sein Freund geschmeidig aus dem Auto glitt, voller Elan und ohne jedes Anzeichen von Müdigkeit. Ob die Physiotherapie bei mir wohl auch ein kleines Wunder vollbringen kann?, dachte er schuldbewusst. Wie lange mochte es wohl dauern, bis all die unsportlichen Jahre ausgemerzt waren? Ihm schien, als habe er bei der Verteilung der ›inneren Schweinehunde‹ im Bezug auf sportliche Betätigung einen ganz besonders großen abbekommen – schicksalhafte Verkettung unglücklicher Umstände.
»Wann sollen wir uns morgen treffen, um die Akten fertig auszuwerten?«, unterbrach Karl seine Überlegungen: »Wie wäre es so gegen neun?«
Die beiden Schweden nickten zustimmend.
»Wir holen euch dann am Hotel ab und fahren ins Büro. Dann können wir in aller Ruhe besprechen, wie wir weiter vorgehen wollen«, fügte Volker hinzu.
Am Empfang händigte man ihnen nicht nur ihre Zimmerschlüssel aus, sondern hielt auch einige Briefumschläge mit eingegangenen Mitteilungen für sie bereit.
Während Knyst nur einen erhielt, bekam Lundquist gleich einen ganzen Stapel Post zugereicht.
»Musst du aber viele Frauenherzen gebrochen haben, da kann ich ja nur vor Neid erblassen. Und dabei bist du noch nicht einmal seit 24 Stunden von zuhause weg.Alle Achtung«, flachste Knyst etwas verkrampft, während er Mitleid heischend seine einzelne Nachricht vorwies.
Lundquist seufzte: »Wie gerne würde ich dich bemitleiden! Aber leider muss ich mit Bedauern feststellen, dass die meisten Nachrichten von Dr. Kramp stammen. Nichts mit Liebesgeflüster, fürchte ich«, kommentierte er, während er die Umschläge flüchtig durchging.
Im Fahrstuhl öffnete Lars Knyst seine Post und Lundquist spürte, wie sein Freund sich verkrampfte. »Unangenehme Nachrichten?«, erkundigte er sich vorsichtig.
Knyst schüttelte nur wortlos den Kopf und atmete tief durch. Beim Verlassen des Fahrstuhls fragte er:
»Ist dein Handy geladen?« Lundquist nickte. Sein Freund schluckte hart, schloss sein Zimmer auf und meinte, indem er auf das Papier in seiner Hand zeigte: »Kannst du es mir wohl mal eben für ein Gespräch mit Gitte leihen?«
Lundquist brütete gereizt vor sich hin.
Sein Gefühl sagte ihm, dass die Tote nicht mit der vermissten Frau Helm identisch sein konnte – doch Dr. Kramp hielt nichts von Intuition, schon gar nicht von der seines Hauptkommissars. Er wollte hieb-und stichfeste Beweise – und schlimmer war, dass entgegen seiner Intuition auch noch alles darauf hindeutete, dass Frau Helm mit hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich ihre Leiche war: Motiv, Möglichkeit – alles vorhanden. Und doch … es blieben Zweifel.
Im Sessel vor dem Fenster blätterte er seine Post durch. Es waren insgesamt sechs Mitteilungen. Allein drei Faxe von Dr. Kramp, eine Nachricht von Dr. Palm, eine von seiner Mutter und eine vom Ermittlungsteam.
Noch während er die misslaunigen Anweisungen Dr. Kramps überflog, die ihn zu sorgfältiger und zügiger,aber möglichst unauffälliger Ermittlung aufforderten, ihn eindringlich davor warnten, etwa Informationen an die Medien zu geben und ihn darauf hinwiesen, dass nur eine rasche Ermittlung des ausländischen Täters die Gemüter zu Hause wieder beruhigen konnte, brachte Lars das Mobiltelefon zurück. Um jeder Frage auszuweichen, hob er schon beim Eintreten abwehrend die Hände hoch, legte das Telefon nur wortlos auf den Tisch, um danach sofort zu verschwinden.
Das sieht wirklich nach einer ernsten Krise aus, dachte Lundquist bekümmert.
»Wie nicht anders zu erwarten!«, kommentierte Lundquist die Ratschläge Dr. Kramps, die besagten, man müsse den
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