Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)
geschickt hatten.
»Und warum schickt ihr ausgerechnet Jan und Knut?«, wollte der Staatsanwalt dann wissen, und nun war es an Ole betroffen auszusehen.
»Weil sie dort ihre Streife ohnehin fahren. Sie kennen die Menschen, können sich mit ihnen gut über ihre alltäglichen Probleme unterhalten. Außerdem sind sie in ihrem Distrikt ausgesprochen beliebt«, antwortete Ole leise.
»Waren das nicht die beiden, die einem Einbrecher geholfen haben, seine Beute aus einem Computergeschäft in seinen Transporter zu verladen?«
»Ja, das ist schon wahr. Der junge Mann hatte ihnen verzweifelt und völlig aufgelöst erzählt, er hätte einen Wasserrohrbruch im Keller und müsse nun ganz schnell all seine empfindlichen Geräte in Sicherheit bringen. Die Helfer vom Havarieservice könnten erst in einer halben Stunde da sein. Da haben Jan und Knut eben mit angefasst – der junge Mann tat ihnen Leid. Er hatte behauptet, von dem finanziellen Schaden würde er sich nie mehr erholen können, wenn es ihm nicht gelänge, alle Geräte zu retten.«
»Aha«, meinte Bengtson nur, dann verabschiedete er sich freundlich von den Teilnehmern der Ermittlungsrunde und verließ den Raum.
»Wann sehen wir uns morgen wieder?«, wollte Bernt wissen
»Ich denke, bis 16 Uhr müssten wir neue Ergebnisse zu besprechen haben. Treffen wir uns also um die Zeit hier – okay?«, Lundquist sah seine Mitarbeiter an. »Bis dahin gehen wir wie folgt vor …«
Eine halbe Stunde später nickten sie sich zum Abschied zu und die Runde löste sich auf.
Lundquist und Knyst blieben allein zurück.
»Na, keine Lust nach Hause zu gehen?«, fragte Knyst seinen Freund und sah ihn nachdenklich an.
»Und selbst? Noch schnell Kräfte sammeln?«, fragte der Hauptkommissar zurück und schmunzelte.
Dann rafften auch sie ihre Unterlagen zusammen, und während Lundquist schon in Richtung Büro über der, Gang ging, betrachtet Knyst die Liste der durchgestrichenen Namen auf dem Flipchart.
»Sehr unwahrscheinlich, dass es nun ausgerechnet diese Familie aus Jokkmokk gewesen sein sollte. Aber natürlich können wir sie nicht einfach ausschließen – trotzdem, ich glaub’s nicht«, murmelte er vor sich hin, während er die Tür hinter sich zuzog.
Lundquist betastete vorsichtig die leicht angeschwollene Einstichstelle an seinem linken Oberarm. Der Schmerz zog sich wie ein langer, dünner Faden bis zu seinem Ellbogen hinunter und verdämmerte dort als diffuses, unangenehmes Gefühl. Vielleicht entwickelte er eine Allergie? Ob wohl bald überall an seinem Körper solch rote Pusteln aufblühen würden – wie auf dem Foto in der Fachzeitschrift, die er in Dr. Palms Wartezimmer durchgeblättert hatte? Aber bei einem körpereigenen Wirkstoff sollte es doch keine allergische Reaktion geben, oder doch?
Einfach abstoßend, Lundquist schüttelte sich.
Er trat ans Fenster und versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Doch er sah nur sein eigenes, graues Gesicht in der Scheibe. So einen schrecklichen Ausschlag, fiel ihm jetzt ein, hatte er als Kind auch einmal gehabt, damals, zur Einschulung – vor …, Gott, so lange war das schon her?
Seine Mutter hatte umsichtig alle erdenklichen Vorbereitungen getroffen: Die Kleidung war gekauft, eine Art Jeansanzug, dessen Einzelteile man auch später noch unabhängig voneinander würde tragen können – darauf hatte sein Vater bestanden. Die prall gefüllte Schultüte lehnte schwer in einer Ecke im Wohnzimmer, gleich neben dem dunklen Plüschsofa und dem stets blank gewischten Glastischchen mit Goldrahmen.
Da eine Einschulung etwas ganz besonderes war, durfte sie dort auf diesen wichtigen Tag warten, obwohl sie in ihrer bunten und fröhlichen Unbekümmertheit eigentlich in dieser Spießeridylle völlig unpassend wirkte. Die ganze Verwandtschaft war eingeladen worden und beim Metzgerlag schon der Festtagsbraten bereit – und ausgerechnet da wurde er krank!
»Masern!«, diagnostizierte der eilig herbeigerufene Hausarzt Dr. Palm. Natürlich wurde strenge Bettruhe verordnet, der Raum sollte abgedunkelt werden und es durften keine Besucher kommen, die noch nie Masern hatten.
Sven Lundquist verpasste nicht nur die Einschulung und das große Fest – er fehlte gleich noch die erste Schulwoche. Er erinnerte sich noch gut daran, wie entsetzlich peinlich ihm die ganze Angelegenheit war. Er hatte das ganze schöne Fest verpatzt! Nicht, dass seine Mutter etwa ein böses Wort darüber verloren hätte. Zu keiner Zeit. Aber er spürte dennoch
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