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Fern wie Sommerwind

Fern wie Sommerwind

Titel: Fern wie Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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er sich dann verfolgt oder ertappt.
    »Sehen wir uns heute bei Dario?« Er lächelt mich an.
    »Ja. Nein. Also vielleicht. Ich glaube schon.« Manchmal stelle ich mich wirklich total blöd an.
    »Ich seh schon, du lässt dir alle Möglichkeiten offen.« Er zupft an meinem Rucksack.
    »Ich muss … also, ich gehe jetzt da lang.« Ich deute ganz vage zur nächsten Treppe, die durch die Dünen nach oben führt.
    »Okay. Ich muss nur noch zwei Runden machen. Das Popcorn geht hier besser als in manch einem Kino.«
    »Also bis dann.« Das sollte nett klingen, freundlich, aber es kommt ganz anders raus. Verdammt!
    »Ja, früher oder später, irgendwann!« Er macht kehrt und hebt seine Hand zum Abschied. War da Enttäuschung in seinen Augen? Mensch, das habe ich jetzt irgendwie versaut. Am besten lasse ich die Pizza bei Dario heute wieder ausfallen, bevor ich mich weiterhin so dämlich benehme und Martin mich am Ende gar nicht mehr leiden kann. Aber eigentlich habe ich auch schon halb zugesagt. Wenn ich nicht komme, glaubt er erst recht, ich wäre irgendwie durchgeknallt. Und warum interessiert es mich eigentlich so, was er von mir denkt? Hatte ich mir nicht vorgenommen, die Meinung der anderen nicht mehr so wichtig zu nehmen?
    Das Beste ist, ich setze mich heute Abend auf Irmis Veranda und bringe ein wenig Ordnung in dieses ganze Gefühls- und Gedankenchaos.
    Am nächsten Tag passiert dann etwas Schreckliches.
    Es ist schon fast Schichtende für uns Strandverkäufer, der Großteil der Badegäste verlässt den Strand und Ruth und ich laufen unsere Abschlussrunde gemeinsam. Dass wir jetzt noch etwas verkaufen, ist eher unwahrscheinlich.
    Da kommt Martin angerannt, mit rotem Kopf und Schweißperlen auf der Stirn. Er wedelt mit seinem Handy. Keuchend bleibt er vor uns stehen. »Sie haben Rocco zusammengeschlagen! Im Wald! James hat mich gerade angerufen. Es klingt schlimm.«
    Ruth schlägt sich die Hand vor den Mund.
    »Wer hat Rocco zusammengeschlagen?«, frage ich und lasse meinen Rucksack mit den Drachen zu Boden fallen.
    »Keine Ahnung. Die! Diese Idioten wahrscheinlich!« Martin ist völlig außer sich, während er sich auf die Knie stützt und versucht, wieder zu Atem zu kommen.
    Ruth steigen Tränen in die Augen. Sie sieht mich hilflos an, als hätte ich eine Antwort parat, aber mir werden nur die Knie weich und ich suche nach den richtigen Worten.
    »Los jetzt!«, drängt Martin.
    Wir raffen unsere Sachen zusammen und rennen los, Martin hinterher. Wir mühen uns die Dünen hoch, es ist nicht leicht, in dem weichen Sand vorwärtszukommen. Ruth strauchelt und fällt hin, ein Teil von ihrem Kaffee läuft aus der Tasche.
    »Scheiße!«, schreit sie und lässt sich in den Sand fallen. Ich reiche ihr meine Hand, ziehe sie wieder hoch und schleife sie hinter mir her.
    Endlich kommen wir in den Wald. Die kühle Luft zwischen den schattigen Bäumen schlägt uns entgegen.
    Martin ist so schnell, dass er fast aus unserem Blickfeld verschwindet. Äste knacken unter meinen Füßen, der Waldboden ist uneben und voller Hindernisse. Abgebrochene Äste, Tannenzapfen, Müll, der von irgendeiner Party übrig geblieben ist.
    »Ich kann nicht mehr!« Jetzt heult Ruth. Ich weiß nicht, ob wegen Rocco oder wegen dem verkippten Kaffee oder wegen ihrer miesen Kondition. Doch sie läuft weiter, heulend, aber sie läuft.
    Endlich sehen wir sie. Rocco liegt auf dem Boden, James ist über ihn gebeugt und Martin kommt gerade an, stützt wieder die Hände auf seine Knie und atmet durch. Ich greife mir noch einmal Ruths Hand und zerre sie die letzten paar Meter hinter mir her. Kurz bevor wir bei den Jungs ankommen, werden wir langsamer, ich gucke kurz zum Himmel, um mich zu fassen. Bitte, bitte kein Blut!
    Aber natürlich ist da Blut. Roccos Gesicht ist in alle möglichen Farben getaucht, blau, rot, sogar schwarz. Er liegt da, zusammengekrümmt und hält sich den Bauch.
    Ruth wird plötzlich ganz ruhig, lässt ihre Tasche fallen, kniet sich zu ihm runter und nimmt seine Hand. Sie flüstert ihm etwas zu.
    James ist ein Stück weiter weg gegangen, er spricht in sein Telefon.
    »Die Sanitäter«, erklärt Martin.
    »Was ist passiert?«, frage ich und bin völlig fassungslos. Solche Szenen kenne ich nur aus dem Fernsehen. Mir ist übel, ich kann das Blut förmlich riechen.
    »Wir wissen es nicht genau. Rocco ist völlig durch den Wind. Er lallt nur was von wegen › diese feigen Bockwurstärsche‹, mehr hat er nicht gesagt. Ich bin nicht sicher, ob er

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