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Fern wie Sommerwind

Fern wie Sommerwind

Titel: Fern wie Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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als würde euch das nicht schmecken, dann muss ich euch sagen: Das vertreibt die Kundschaft! Das sieht aus, als würde man von meiner Pizza Depressionen bekommen … und das sieht dann für mich ziemlich blöd aus. Also reißt euch zusammen! Capito?«
    »Deine Pizza ist die beste!«, beteuert Martin und hält ein Stück davon hoch in die Luft.
    »Ja, die allerallerbeste!«, steige ich mit ein.
    »Eine bessere Pizza habe ich noch nie gegessen!«, ruft James Dario hinterher, als dieser schon wieder auf dem Weg zurück zu seinem Ofen ist.
    »Das ist hier so was wie ’ne Fünf-Sterne-Pizza! Mhmm. Absolute Oberliga!«, setzt Martin noch einen drauf.
    »Würde es einen Pizza-Oscar geben, du würdest ihn bekommen!« Ich breche in Lachen aus.
    Die anderen Gäste gucken schon zu unserem Tisch rüber. Einige sind amüsiert und lächeln uns zu, andere schütteln etwas pikiert die Köpfe.
    Wir stopfen uns übertrieben gierig die Pizza in den Mund, bis die Tomatensoße seitlich wieder rausläuft und geben Schmatzgeräusche von uns. »Mhhhm. Ahhh. Ohhh. Lecker!«
    »Bene, bene, schon gut!«, ruft Dario und streckt seinen Zeigefinger über die Theke. »Wenn das hier nicht klappt, gibt es für euch Hausverbot, Collegas!«
    Ich schiele rüber zu dem Tisch, an dem sonst die Bockwurstjungs sitzen. Aber sie sind nicht da, keiner von ihnen. Stattdessen sitzt dort eine Frau in einem kurzen blauen Flatterkleid mit klobigen Wanderschuhen und einem großen Rucksack neben sich. Sie studiert eine Karte, während sie sich kleine vorgeschnittene Pizzastückchen in den Mund schiebt. Ihre Haut ist gleichmäßig gebräunt, als sei sie schon Monate unterwegs, und die sonnengebleichten blonden Haare hat sie zu einem losen Zopf gebunden, aus dem bunte Bänder hängen. Sie sieht richtig gut aus. Ausgeglichen, zufrieden, frei … Bestimmt hat sie keine Migräne.
    Nora wacht auf vom Klopfen des Regens gegen die Zeltwände. Ihre Füße sind kalt. Sie reibt sie gegeneinander in dem engen Schlafsack, bei dem der Mann im Outdoorladen versprochen hatte, dass er auch bei Minusgraden warm halten würde.
    Vielleicht tut er es auch, aber nicht bei Noras miserabler Durchblutung, die ihr fast immer kalte Hände und Füße beschert. Außer beim Wandern, wenn sie dauernd in Bewegung ist. Dann ist ihr wohlig warm, dann fühlt sie das Herz pumpen und das Blut durch ihre Adern strömen bis in die Finger- und Zehenspitzen.
    »Hey … something wrong?« Franco legt den Arm um sie. Die Schlafsäcke rascheln.
    »I’m cold«, flüstert Nora.
    Franco zieht sie an sich und reibt mit seinen Händen ihre Schultern.
    Sie haben sich vorgestern kennengelernt, Franco und sie. Mitten in den Alpen, auf der italienischen Seite. Beide waren schon einige Tage unterwegs, ganz allein auf ihrem Selbstfindungstrip.
    Sie zündeten ein Lagerfeuer an und kochten auf dem Campingkocher heiße Tütensuppe mit Tomatengeschmack. Franco hatte irgendwelche selbst gesammelten und getrockneten Kräuter hineingeworfen. Nora war skeptisch, ihr ist dann aber doch nicht übel geworden, wie sie es erwartet hatte.
    Sie schliefen noch am selben Abend miteinander. Unter dem freien Himmel, in Enzian gebettet.
    Es ging nicht um Liebe, bestimmt nicht, aber nach so langer Zeit alleine unterwegs, sehnt man sich nach der Verschmelzung mit einem anderen Menschen – und erst recht mit so einem attraktiven wie Franco. Braune Augen, dunkle Locken und eine sexy Narbe am Kinn.
    Sie werden noch ein Stück zusammen gehen, das haben sie schon ausgemacht. Aber dann wird Nora nach Spanien fliegen, und Franco wird weit weg von Spanien gehen, weil es sein Heimatland ist, welchem er zu entfliehen versucht.
    Auf dem Flughafen wird es dann zu einer heißen Abschiedsszene kommen, filmreif, mit wildem Geknutsche. Franco schenkt Nora sein Tütchen mit Kräutern und Nora ihm eine Muschel, die sie am Strand in der Bretagne gefunden hat.
    Ein letztes Mal Winken.
    In Spanien trifft Nora auf eine Gruppe von Leuten, die sich auf einem stillgelegten Bahnhof eingerichtet hat. Spanier, Griechen, Engländer und zwei Australier.
    Der selbst angelegte Garten strotzt vor in der Sonne gereiftem Obst und Gemüse. Sie haben Hunde und halten Hühner. Und von den Eiern gibt es jeden Morgen das beste Rührei mit Schnittlauch und Tomaten, das Nora je gegessen hat.
    Gegen Mittag gehen sie schwimmen, im nahe gelegenen See, liegen im Gras und lesen Bücher, spielen Karten, philosophieren über den Zustand der Welt.
    Am Nachmittag werden Dinge hergestellt,

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