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Fern wie Sommerwind

Fern wie Sommerwind

Titel: Fern wie Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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als ich das sage.
    Martin sieht zu Boden, atmet einmal tief ein und aus und schaut mir dann wieder in die Augen. »Willst du damit sagen, ich hätte etwas mit der Sache zu tun?«
    Ich antworte nicht, sehe ihn nur trotzig an. Ich merke, wie James den Atem anhält.
    »Scher dich zum Teufel!« Martin wendet sich ab und schnaubt verächtlich. Er läuft ein paar Schritte weiter in den Wald rein.
    Ich setze mich neben James, immer noch völlig aufgelöst.
    »Das war dumm«, sagt er und schüttelt resigniert den Kopf.
    »Ich weiß«, antworte ich, denn jetzt weiß ich es tatsächlich.
    Was habe ich mir dabei gedacht? Ich muss doch nur in Martins Augen sehen, um zu erkennen, dass er unmöglich etwas damit zu tun haben kann. Warum habe ich das bloß gesagt? Zu spät.
    Plötzlich schäme ich mich schrecklich. Ich stehe schnell auf und schnappe Ruths Tasche und meinen Rucksack. Es bringt ja nichts, hier im Wald rumzusitzen und sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Davon wird nichts besser. Wir bekommen höchstens noch Ärger mit Max, wenn wir die Ware nicht pünktlich zurückbringen.
    »Martin!«, rufe ich. Er reagiert nicht. Also laufe ich ihm nach und greife nach seiner Hand. »Es tut mir leid, wirklich. Ich bin eine Idiotin.«
    »Warum hast du nicht früher was gesagt? Gestern zum Beispiel. Warum hast du nicht einfach gefragt?« Martin ist gekränkt.
    »Das war blöd von mir. Geht mich doch auch nichts an. Es ist mir nur rausgerutscht … das war der Stress … das ganze Blut. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der verprügelt worden ist. Es tut mir wirklich sehr leid.« Ich drücke seine Hand und lasse sie dann verlegen wieder los.
    »Schon gut, vergiss es«, murmelt Martin und nimmt mir Ruths Kühltasche aus der Hand.
    »Wenn du es auch vergisst …« Ich sehe ihm so lange in die Augen, bis sich da der Anflug eines Lächelns in seinem Gesicht zeigt.
    Ich seufze erleichtert. Ein leises »Danke!« kommt über meine Lippen, kaum hörbar, aber ich sehe, dass Martin es registriert hat.
    James kommt herangetrottet und klopft uns auf den Rücken. »Lasst uns gehen.«
    Langsam laufen wir durch den Wald. Die Mücken fallen über uns her, wahrscheinlich schon die ganze Zeit, aber ich bemerke es jetzt erst und werde schneller.
    Als wir dann endlich auf Max’ Veranda stehen, bekommen wir natürlich trotzdem Ärger. Dafür, dass Ruth ihre Ware nicht selbst abgibt, und dafür, dass Kaffee verkippt worden ist.
    »Das wird vom Lohn abgezogen. Ist ja wohl klar!«, faucht Max. Heute scheint er noch schlechter gelaunt zu sein als sonst. »Jeder Schaden, der an der Ware entsteht, ist euer Schaden! Verkippt ihr den Scheißkaffee – bitte, nicht mein Problem, euer Problem!«
    Wir drei tun so, als hören wir uns die Standpauke reuevoll an, haben aber in Wirklichkeit auf Durchzug geschaltet. Es ist ja doch immer das Gleiche. Als er endlich fertig ist damit, erzählen wir, was mit Rocco passiert ist.
    »Na, das ist ja ganz toll! Und wo kriege ich jetzt auf die Schnelle Ersatz her?« Er kramt aus der Jogginghose sein Handy raus und fängt an die Nummern in seinem Telefonbuch durchzugehen.
    Das ist nicht zu fassen!
    Martin, James und ich wechseln Blicke. Das ist die Krönung für diesen miesen Tag!
    »Ich verkaufe sein Eis mit.« Martin klingt zornig. »Und was machen Sie mit den anderen? Die sind schließlich schuld!«
    Max zuckt mit den Schultern. »Ersten weiß ich nicht, wer schuld ist. Und zweitens: Soll ich wegen euren Kindereien die halbe Belegschaft kündigen? Das wäre ja noch schöner!«
    »Chefs müssen so sein«, sagt James später, als wir schon bei Dario sitzen und auf unsere Pizza warten. Und dann, als hätte er für den heutigen Tag genug gesagt, wendet er sich wieder seinem iPhone zu, fährt geschäftig mit dem Finger über das Display und ist nicht mehr ansprechbar.
    »Ich halte das für bekloppt. Warum bitte schön müssen Chefs so sein?«
    »Vielleicht, damit man ihnen nicht auf der Nase herumtanzt«, tippe ich und muss an meine Lehrer denken, die auch immer so streng tun, und wenn man sie dann aus Versehen privat trifft, sind sie wie ausgewechselt. So ist das mit Max bestimmt auch. Hinter verschlossenen Türen schmust er bestimmt mit Katzen und malt Bilder mit Sonnenuntergängen und Schiffen, aber nach außen gibt er den harten Typen!
    Als die Pizza kommt, kauen wir recht lustlos darauf rum, sodass Dario sich genötigt fühlt, zu uns rüberzukommen, um mal was klarzustellen. »Hey! Ragazzi! Wenn ihr hier so vor euch hinkaut,

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