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Fern wie Sommerwind

Fern wie Sommerwind

Titel: Fern wie Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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verstaucht hat, jetzt stehen wir auch noch vor irgendwelchen zugewachsenen Mauertrümmern, Betonbrocken und Schotter. Der Strand geht auf der anderen Seite möglicherweise weiter, sehr wahrscheinlich sogar, aber an der Stelle ist erst mal Schluss, und unheimlich ist es auch ein wenig, wie die Wellen gegen das bröckelnde Gestein peitschen.
    »Nacktbaden!«, brüllt Rocco und beginnt, sich die Hosen abzustreifen.
    »Nix da«, sagt James und drückt Rocco zu Boden. »Du gehst nicht ins Wasser, du bleibst schön hier sitzen Kollege.«
    »Ja Mutti.« Rocco salutiert und lässt sich dann vollständig in den Sand fallen.
    Ich schaue mich um, ob es nicht vielleicht noch einen Weg gibt. Wir könnten wieder hochklettern und doch den Waldweg ausprobieren. Andererseits, wir haben nicht einmal eine Taschenlampe dabei, nur den kümmerlichen Schein von James’ iPhone.
    »Hast du da nicht so was wie Navi?«, frage ich James voller Hoffnung.
    »Akku ist alle!« Er drückt noch ein paar mal den Anschaltknopf, aber da ist nichts mehr zu machen.
    »Na toll! Wenn man es wirklich mal braucht …«
    »Es wird kühl«, stellt Ruth fest.
    »Wir werden wieder ein Feuer machen müssen.« Martin sieht hoch zu den Klippen, dort oben, wo das Holz zu finden ist.
    Rocco schnarcht schon.
    James fällt aus wegen des Knöchels.
    »Ich komme mit«, seufze ich und schon sind wir wieder auf dem Weg nach oben. Es ist steil, es ist anstrengend, wir müssen vorsichtig sein, wohin wir treten. Die Aussicht, dass wir hier Holz hin und her transportieren müssen, macht mich nicht glücklich. Wir werden einige Male laufen müssen.
    Martin summt vor sich hin, versucht die Stimmung nicht untergehen zu lassen, und ich finde das süß und auch bewundernswert, aber mir selbst ist eher zum Heulen zumute. Nicht weil ich mich fürchte oder weil ich bockig bin, sondern weil ich absolut erledigt bin, körperlich. Die Zombies, das ganze Gerenne, die Mücken, das seltsame Gefühl im Magen wegen Martin. Es ist alles zu viel auf einmal.
    Ich gäbe einiges für das kuschelige Bett bei Irmi. Die flauschige Decke und das superweiche Kissen. Hoffentlich macht sich Irmi keine Sorgen. Ich hatte gesagt, dass es spät wird, aber wer weiß, wenn Irmi nachts wach werden sollte und merkt, dass ich nicht da bin, wird sie sich bestimmt Sorgen machen. Noch ein Grund mehr, hier so schnell wie möglich zu verschwinden. Aber ich habe keine Lust, in der Dunkelheit durch den Wald zu irren.
    Eine gute Stunde später zündet Martin das Feuer an.
    Ruth liegt eingekuschelt bei Rocco und beide schlafen. James sieht zum Sternenhimmel und summt irgendwas.
    Martin und ich sitzen im Sand und wärmen unsere Füße und Hände am Feuer.
    »Ich habe mal eine Reportage gesehen«, fängt Martin an. »Da ging es um Paare, die in ihrem Leben gemeinsam eine Krisensituation erlebt haben. Zugeschneit auf irgendeinem Berg, festgehalten bei einem Eingeborenenstamm oder so was. Jedenfalls, wenn die Krisensituation vorbei war und sie in Sicherheit waren, zu Hause, warm und gemütlich, da haben sie sich meistens getrennt. Von heute auf morgen haben sie sich auf Wiedersehen gesagt und das war es dann.«
    »Warum?« Ich rücke ein wenig näher an Martin ran, wegen der Wärme.
    »Ich weiß nicht. Der Kommentator hat gesagt, dass so eine Ausnahmesituation Menschen von einer ganz extremen Seite zeigt und dass der Partner erschrocken ist über diese Seiten, weil er die noch nie kennengelernt hat – und wenn man dann plötzlich wieder im Alltag steckt, da kann man mit diesen Seiten nichts anfangen, aber sie wollen einem nicht mehr aus dem Kopf.«
    »Warum erzählst du mir das?«
    »Ich weiß nicht. Ist mir gerade so eingefallen.« Martin zündet sich eine Zigarette an.
    »Ist das hier so eine Krisensituation?« Ich atme den Rauch ein und muss husten.
    »Eine kleine vielleicht.« Martin zuckt mit den Schultern.
    »Na glücklicherweise sind wir kein Paar. Da müssen wir nicht wieder auseinandergehen, wenn das hier vorbei ist.« Manchmal weiß ich auch nicht, wo ich plötzlich diesen Mut hernehme, Dinge einfach auszusprechen.
    »Ja. Was für ein Glück«, seufzt Martin.
    »Könntest du trotzdem den Arm um mich legen? Damit ich endlich aufhöre zu frieren?«
    Martin rückt noch ein Stück weiter ran und zieht mich zu sich. Ich vergrabe meinen Kopf an seiner Brust und schließe die Augen. Ich spüre die Wärme seines Körpers und atme seinen Duft ein. Meine Lider werden schwer. Es kann nicht mehr lange dauern, gleich muss es

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