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Fern wie Sommerwind

Fern wie Sommerwind

Titel: Fern wie Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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Augen und konzentriere mich nur noch auf meine Ohren. Immer wieder dieses Knacken und auch etwas Dumpfes, als würden Äpfel ins Moos fallen, dabei gibt es hier keine Äpfel. Die Blätter in den Bäumen rascheln und irgendwo schwirrt ein Vogel vorbei, eine Eule vielleicht oder Fledermäuse?
    »Was soll das?«, ruft jemand. Wer bloß von beiden? Und warum sind sie so weit weg?
    Das Herz schlägt viel zu laut in meiner Brust. Vielleicht ist das abgesprochen – der spaßige Teil, wo die Jungs die Mädchen erschrecken.
    Warum ist Ruth nicht da?
    »Krass!« Das war definitiv James.
    Etwas fällt wieder dumpf zu Boden, kein Apfel, etwas Schweres.
    Ich muss etwas tun, ich kann hier nicht hocken bleiben, also watschel ich los wie eine Ente, setze einen Fuß vor den anderen, möglichst leise, möglichst in die richtige Richtung.
    »Jungs. Wo seid ihr?«, flüstere ich, um den Waldmörder nicht auf mich aufmerksam zu machen. Bilder jagen durch meinen Kopf: Beil, Axt, Messer, Kettensäge. Alles schon in zahlreichen Filmen gesehen. Bevorzugte Beute: hilflose, betrunkene Teenager.
    Ich hätte es wissen müssen. Wer geht denn auch nachts in den Wald? Nachts gehört man ins Bett! Mama hatte vollkommen recht! Fehlt nur noch, dass ich mir vor Angst in die Hose mache. Ich stoße gegen etwas Hartes und da fasst mich jemand am Arm und zieht mich mit. Mein Herz bleibt stehen. Ich hole tief Luft, um gleich ganz laut zu schreien. »Psst.« Es ist Martin. Gott sei Dank!
    Er zieht mich mit sich und drückt mich an einen Baum. »Schau mal«, er dreht mein Gesicht in die Richtung, wo ich hingucken soll. Ich kneife die Augen zusammen. Sie gewöhnen sich langsam an die Dunkelheit. Wenn ich mich anstrenge, kann ich einen Schatten erkennen. Etwas bewegt sich ganz langsam.
    »Was zur Hölle ist das?«, flüstere ich atemlos.
    »James.«
    »Was macht er da?« Ich kann nicht viel erkennen, aber James macht seltsame Bewegungen. In Zeitlupe bückt er sich und dreht seinen Kopf nach allen Seiten, dann robbt er zum nächsten Baum, hält sich daran fest, und es sieht ganz so aus, als versuche er, sich an den Ästen hochzuziehen.
    »Keine Ahnung, was er da treibt. Vielleicht hat er Drogen genommen?« Martin scheint das lustig zu finden, ich finde es nach wie vor gruselig. »Was für Drogen?«
    Plötzlich sieht man James’ iPhone aufleuchten. Wie ein Raumschiff in der Dunkelheit. Es taucht sein Gesicht in ein ganz seltsames Licht, sein Mund ist angstverzerrt, seine Augen zu kleinen Schlitzen zusammengeschrumpft.
    »Wir müssen was tun«, wispere ich, aber mein Kopf fühlt sich ganz leer an.
    Und weil Martin auch nichts einfällt, rennt er einfach los … wie von einer Tarantel gestochen stürmt er auf James zu, streckt seine Arme aus und wirft sich auf ihn. Beide Jungs gehen zu Boden.
    »Hey!«, schreit James auf. »Was soll der Scheiß? Das tut weh!« Das iPhone fällt zu Boden und erlischt.
    Ich halte noch einen Moment inne, warte, bis der Massenmörder aus den Büschen springt, aber es springt keiner, also zähle ich bis zehn, fahre mit den Händen über mein Gesicht und komme schließlich hinter dem Baum hervor.
    »Was wird das hier?«, frage ich möglichst cool.
    Zwei Augenpaare sehen mich vom Boden an und dann brechen die Jungs in lautes Gelächter aus.
    »Ich wusste es!« Ich winke verächtlich ab und will wieder zu den Felsen gehen.
    »Nein, warte«, ruft James mich zurück. »Das hier ist wirklich geil!« Er greift nach seinem iPhone und reicht es mir.
    »Was soll ich damit?«
    »Schau drauf.«
    Ich nehme das Ding skeptisch und schaue auf das Display. Erst mal ist es schwarz, nur beim genauen Hinsehen erkenne ich eine Farbveränderung, sobald ich meine Hand bewege. Der Night-Modus. Aber da sind bloß Bäume, nichts weiter.
    Ich setze mich auf den Waldboden, mein Herzschlag hat sich endlich beruhigt und meine Atmung ist auch wieder halbwegs normal. James robbt an mich heran und sieht mir über die Schulter.
    »Das ist der absolute Hammer!« Er ist völlig aus dem Häuschen. Das ist das erste Mal, dass ich James so erlebe. Vielleicht doch Drogen?
    »Ich sehe nichts.« So ganz verstehe ich nicht, was das soll.
    »Da sind Zombies. Da draußen, im Wald zwischen den Bäumen. Das iPhone zeigt dir, wo sie sind, und du musst dann ausweichen, damit sie dich nicht kriegen.«
    »Hä?« Ich stehe immer noch auf der Leitung.
    »Du musst dich vor den Zombies in Acht nehmen! Das ist echter Nervenkitzel. Los, probier mal! Musst nur hier den Knopf

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