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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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nahm sich eine gefüllte Teigtasche.
    »Es sollte mich wundern, wenn dem nicht so wäre«, bemerkte er trocken. »Es gibt zwar bestimmt den einen oder anderen Menschen, der es auf mich abgesehen hat, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß sie sich gleich bandenweise in Edinburgh herumtreiben.« Er nahm einen Bissen, kaute eifrig und schüttelte den Kopf.
    »Nein, das braucht uns kein großes Kopfzerbrechen zu bereiten.«
    »Wirklich nicht?« Ich kostete vorsichtig von meiner Teigtasche, dann nahm ich einen größeren Bissen. »Das schmeckt köstlich. Was ist das?«
    Jamie betrachtete die Teigtasche, von der er gerade hatte abbeißen wollen. »Gehackte Taube mit Trüffeln«, sagte er und stopfte sich den Rest in den Mund.
    »Nein«, sagte er nach einer Weile. »Nein, das ist wahrscheinlich nur ein Anschlag von einem Rivalen. Es gibt zwei Schmugglerbanden, die mir hin und wieder etwas Schwierigkeiten machen.« Er nahm sich noch eine Teigtasche.
    »Wie sich der Mann verhalten hat - er hat am Branntwein gerochen, ihn jedoch kaum gekostet -, vielleicht war er ein dégustateur de vin , jemand, der am Geruch erkennt, woher ein Wein stammt, und am Geschmack, in welchem Jahr er abgefüllt wurde. Eine sehr
wertvolle Gabe«, fügte er nachdenklich hinzu, »und der beste Bluthund, den man auf meine Fährte setzen kann.«
    Zum Essen war auch Wein serviert worden. Ich schenkte mir ein Glas ein und schnupperte daran.
    »Du meinst, er hat dich - dich persönlich - durch den Branntwein ausfindig gemacht?« fragte ich neugierig.
    »Mehr oder weniger. Erinnerst du dich an meinen Cousin Jared?«
    »Natürlich. Heißt das, er ist noch am Leben?« Nach der Schlacht von Culloden mit all ihren Toten war es ermutigend zu hören, daß Jared, der reiche schottische Emigrant mit dem florierenden Pariser Weinhandel, noch unter den Lebenden weilte.
    »Ich glaube, sie müßten ihn schon in ein Faß einnageln und in die Seine werfen, um ihn loszuwerden.« Jamies Zähne leuchteten weiß aus seinem rußgeschwärzten Gesicht. »Aye, er ist nicht nur am Leben, er genießt es auch. Was glaubst du denn, woher ich den französischen Branntwein beziehe?«
    »Von Jared also!«
    Jamie nickte mit vollem Munde. »He!« Er beugte sich vor und schnappte Ian, der sich gerade bedienen wollte, den Teller vor der Nase weg. »Du darfst nichts Schweres essen, wenn dein Bauch streikt«, sagte er stirnrunzelnd. »Ich bestelle noch etwas Brot und Milch für dich.«
    »Aber Onkel«, protestierte Ian und blickte sehnsuchtsvoll auf das pikante Gebäck. »Ich habe schrecklichen Hunger.« Nachdem er seine Beichte abgelegt hatte, war er erheblich besser gelaunt, und auch sein Appetit hatte sich anscheinend erholt.
    Jamie sah seinen Neffen seufzend an. »Aye. Und du kotzt mich auch bestimmt nicht wieder voll?«
    »Bestimmt nicht, Onkel«, erwiderte Ian kleinlaut.
    »Na gut.« Jamie schob Ian den Teller hin und erzählte weiter.
    »Jared schickt mir vor allem Weine niedrigerer Qualität aus seinen eigenen Weinbergen an der Mosel. Die besten verkauft er in Frankreich, wo man den Unterschied kennt.«
    »Also kann man das Zeug, das du nach Schottland bringst, identifizieren?«
    Er zuckte die Achseln und griff nach dem Wein. »Nur ein dégustateur . Und in der Tat hat der kleine Ian gesehen, wie der Mann
den Wein im Dog and Gun und im Blue Boar gekostet hat, und das sind die einzigen Tavernen auf der High Street, die ihren Branntwein ausschließlich von mir beziehen. Mehrere andere kaufen bei mir, aber auch bei anderen.
    Auf jeden Fall kümmert es mich nicht weiter, wenn jemand in einer Taverne nach Jamie Roy fragt. Was mir Unbehagen bereitet, ist, daß der Mann den Weg zur Druckerei gefunden hat. Denn ich habe mir große Mühe gegeben zu verhindern, daß die Leute, die im Hafen von Burntisland mit Jamie Roy zu tun haben, dieselben sind, die auf der High Street den Drucker Mr. Malcolm grüßen.«
    Ich zog die Brauen zusammen und versuchte, daraus schlau zu werden.
    »Aber Sir Percival nannte dich Malcolm, und er weiß, daß du schmuggelst«, wandte ich ein.
    Jamie nickte geduldig. »Die Hälfte der Leute in den Häfen bei Edinburgh sind Schmuggler, Sassenach. Aye, Sir Percival weiß genau, daß ich ein Schmuggler bin, aber er hat keine Ahnung, daß ich Jamie Roy bin - geschweige denn James Fraser. Er glaubt, daß ich ballenweise nichtdeklarierte Seiden- und Samtstoffe aus Holland einführe - weil ich ihn damit bezahle.« Er lächelte gequält. »Sie denken, daß ich höchstens dem

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