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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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nahe.
    Miss Cowden trat an den Tisch, wo auf einem Tablett eine Karaffe und mehrere Gläser standen: »Ich weiß nur, was mir Tilly Lawson erzählt hat, die sich all die Jahre um Miss Campbell gekümmert hat, aber sie hat geschworen, es sei die Wahrheit, und sie ist eine fromme Frau. Möchten Sie vielleicht einen Schluck Likör?«
    Der Sessel, auf dem Miss Campbell saß, war die einzige Sitzgelegenheit,
und so ließen wir uns auf dem Bett nieder und beobachteten die reglose Gestalt vor uns, während wir Heidelbeerlikör schlürften und sie mir Margaret Campbells Geschichte erzählte.
    Miss Campbell war in Burntisland zur Welt gekommen, keine fünf Meilen von Edinburgh entfernt, jenseits des Firth of Forth. Als Charles Stuart in Edinburgh eingezogen war, um den Thron seines Vaters zurückzufordern, war sie siebzehn gewesen.
    »Ihr Vater war natürlich Royalist, und ihr Bruder diente in einem Regierungsregiment und marschierte gen Norden, um gegen die gottlosen Rebellen zu kämpfen«, sagte Miss Cowden und nippte an ihrem Likör. »Miss Margaret aber war für Bonnie Prince Charlie und die Hochländer.«
    Einer hatte es ihr besonders angetan, obwohl sie seinen Namen nicht kannte. Aber er muß ein schöner Mann gewesen sein, denn Miss Margaret stahl sich davon, um sich heimlich mit ihm zu treffen. Sie erzählte ihm alles, was sie durch die Gespräche ihres Vaters mit seinen Freunden und die Briefe ihres Bruders in Erfahrung bringen konnte.
    Aber dann war Falkirk gekommen: zwar ein Sieg, aber zu einem hohen Preis, auf den der Rückzug folgte. Gerüchte über die Flucht der Aufständischen kursierten, und niemand bezweifelte, daß ihre Flucht in den Untergang führen würde. Miss Margaret trieben diese Gerüchte zur Verzweiflung, und in einer kalten Märznacht lief sie von zu Hause fort, um den Mann zu suchen, den sie liebte.
    Von diesem Punkt an war der Bericht unzuverlässig. Ob sie ihren Geliebten aufgespürt und er sie abgewiesen oder ob sie ihn nicht rechtzeitig gefunden hatte und im Moor von Culloden zur Umkehr gezwungen gewesen war - auf jeden Fall war sie umgekehrt und am Tag nach der Schlacht einer Bande englischer Soldaten in die Hände gefallen.
    »Grauenhaft, was sie ihr angetan haben«, sagte Miss Cowden mit gedämpfter Stimme, als könnte die Kranke sie hören. »Grauenhaft!« Die englischen Soldaten, die die flüchtenden Aufständischen voller Mordlust verfolgten, hatten nicht lange gefragt, wie das Mädchen hieß oder welche Sympathien ihre Familie hegte. An ihrer Sprache hatten sie erkannt, daß sie Schottin war, und das genügte ihnen.
    Sie hatten sie halbtot in einem Graben zurückgelassen, und ihre
Rettung hatte sie einer Zigeunerfamilie zu verdanken, die sich aus Angst vor den Soldaten im nahen Dornengebüsch versteckt hatte.
    »Wenn Sie mich fragen, ist es ein Jammer, daß sie überhaupt gerettet worden ist«, wisperte Miss Cowden. »Das arme Lämmchen hätte seinen irdischen Fesseln entschlüpfen und glücklich zu Gott heimkehren können. Aber so…« Sie deutete unbeholfen auf die reglose Gestalt und führte sich die letzten Tropfen ihres Likörs zu Gemüte.
    Margaret hatte überlebt, aber kein Wort mehr gesprochen. Halbwegs wiederhergestellt, aber stumm, reiste sie mit den Zigeunern südwärts, um der Plünderung des Hochlands zu entgehen, die auf Culloden folgte. Und als sie eines Tages, ihre Blechschale für milde Gaben in den Händen, im Hof eines Wirtshauses saß, während die Zigeuner musizierten und sangen, hatte ihr Bruder sie gefunden, der mit dem Campbell-Regiment auf dem Rückweg zum Quartier in Edinburgh hier haltmachte.
    »Sie erkannte ihn, und er sie, und durch den Schock des Wiedersehens hat sie ihre Stimme wiedergefunden, aber nicht ihren Verstand, das arme Ding. Er nahm sie natürlich mit heim, aber sie hat ganz in der Vergangenheit gelebt - in der Zeit, bevor sie den Hochländer kennenlernte. Ihr Vater war inzwischen an der Grippe gestorben, und Tilly Lawson sagte, daß der Schock, ihre Tochter so zu sehen, die Mutter getötet hat, aber es kann sein, daß es auch nur die Grippe war, denn in diesem Jahr hat sie wahrhaft gewütet.«
    Die ganze Geschichte hatte Archibald Campbell zutiefst verbittert, und zwar sowohl gegen die Hochlandschotten als auch die englische Armee, und er quittierte seinen Dienst. Nach dem Tod seiner Eltern sah er sich im Besitz eines kleinen Vermögens, aber nun war er der einzige Beschützer seiner kranken Schwester.
    »Er konnte nicht heiraten«, erklärte

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