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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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der Geschichte mit dem Gold zu hören, um von ihm zu erfahren, was mit den Männern von Ardsmuir geschehen war, um Mutmaßungen anzustellen über den Brand in der Druckerei, den einäugigen Seemann des jungen Ian und die Begegnung mit den Zöllnern Seiner Majestät am Strand von Arbroath. Zeit, um darüber nachzudenken, was als nächstes zu tun war. Und gerade weil wir Zeit hatten, mußten wir uns nicht sofort damit befassen.
    In der Feuerstelle brach das letzte Torfstück auseinander und zischte rotglühend in der Kälte. Ich kuschelte mich enger an Jamie und vergrub das Gesicht an seinem Hals. Er roch nach Gras und Schweiß und Weinbrand.
    Auch er rutschte näher an mich heran, bis wir eng beieinanderlagen.

    »Wie, noch mal?« murmelte ich amüsiert. »Das ist für Männer deines Alters aber gar nicht gut.«
    Er knabberte an meinem Ohrläppchen. »Aber du tust es doch auch, Sassenach«, gab er zurück. »Dabei bist du älter als ich.«
    »Das ist etwas anderes«, sagte ich und stöhnte, als er sich über mich beugte und seine Schultern das sternenbeschienene Fenster verdeckten. »Ich bin eine Frau.«
    »Wenn du keine Frau wärst, Sassenach, würde ich es auch nicht tun«, versicherte er mir und machte sich ans Werk. »Und jetzt schweig still.«
     
    Das Klopfen der Rosenzweige am Fenster und die gedämpften Geräusche aus der Küche, die das Frühstück ankündigten, weckten mich in der Morgendämmerung. Ich sah, daß das Feuer ausgegangen war, und schlüpfte leise aus dem Bett. Es war eiskalt, und fröstelnd griff ich nach dem erstbesten Kleidungsstück.
    Eingehüllt in Jamies Hemd, kniete ich nieder und machte mich an die mühselige Arbeit, das Feuer wieder zu entfachen. Ich bedauerte bereits, daß ich meiner kurzen Liste notwendiger Gegenstände nicht auch ein Päckchen Zündhölzer hinzugefügt hatte. Mit einem Flintstein funktionierte es zwar auch, aber meist nicht beim ersten Versuch. Oder beim zweiten oder…
    Ungefähr beim zwölften Versuch fing das Stück Werg, das mir als Lunte diente, Feuer. Als es zu einer zarten Flamme angewachsen war, warf ich es rasch, aber vorsichtig unter die Zweige, die ich aufgehäuft hatte, um die Flamme vor der kalten Brise zu schützen.
    Über Nacht hatte ich das Fenster angelehnt, damit wir nicht erstickten, denn Torffeuer brannten zwar heiß, erzeugten jedoch auch viel Qualm, wie die geschwärzten Deckenbalken bezeugten. Aber jetzt kamen wir gewiß ohne frische Luft aus, zumindest bis das Feuer richtig brannte.
    Der untere Rand der Scheibe war mit Rauhreif bedeckt. Der Winter war nicht mehr fern. Tief sog ich die frische Luft ein, die nach trockenem Laub, getrockneten Äpfeln, kalter Erde und feuchtem, süßem Gras duftete. Dann schloß ich das Fenster. Die friedliche Klarheit, die Steingemäuer und die dunklen Kiefern, die sich wie schwarze Federstriche vom graubewölkten Morgenhimmel abhoben, bildeten eine vollendete Kulisse.

    Eine Bewegung auf der Hügelkuppe, über die der unwegsame Pfad zu dem zehn Meilen entfernten Dorf Broch Mordha führte, erweckte meine Aufmerksamkeit. Drei Hochlandponies tauchten nacheinander auf und kamen auf das Gutshaus zu.
    Die Entfernung war zu groß, um die Gesichter zu erkennen, doch die wallenden Röcke verrieten, daß es sich um Reiterinnen handelte. Vielleicht waren es die Mädchen - Maggie, Kitty und Janet -, die vom jungen Jamie zurückkehrten.
    Ich zog mir das Hemd, das nach Jamie duftete, enger um den Körper und beschloß, die Minuten ungestörter Zweisamkeit, die uns an diesem Morgen noch blieben, im Bett zu verbringen. Nachdem ich das Fenster geschlossen hatte, nahm ich ein paar Torfstücke aus dem Korb und legte sie auf die Feuerstelle. Dann entledigte ich mich des Hemds und kroch unter die Decken.
    Als Jamie die Kälte spürte, die ich mitbrachte, drehte er sich zu mir und rückte eng an mich heran. Verschlafen rieb er sein Gesicht an meiner Schulter.
    »Gut geschlafen, Sassenach?« murmelte er.
    »So gut wie nie«, versicherte ich ihm und drückte mein kaltes Hinterteil an seine warmen Beine. »Und du?«
    »Mhm«, grunzte er und schlang die Arme um mich. »Hab’ wild geträumt.«
    »Wovon?«
    »Hauptsächlich von nackten Frauen«, sagte er und senkte seine Zähne in mein Fleisch. »Und von Essen.« Sein Magen knurrte. Ein schwacher, aber unverkennbarer Duft nach Gebäck und gebratenem Speck lag in der Luft.
    »Solange du die zwei Dinge nicht miteinander verwechselst«, erwiderte ich und zog meine Schulter aus der Reichweite

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