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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Nachkommen dir wie aus dem Gesicht geschnitten sein wird.«
    Jamie gab keine Antwort, doch er wirkte auf Grey ein wenig blasser als zuvor.
    »Bestimmt fällt es dir auch auf - das heißt, vielleicht auch nicht«, berichtigte er sich. »Du hast vermutlich keinen Spiegel, oder?«
    Jamie schüttelte unwillkürlich den Kopf. »Nein«, antwortete er gedankenverloren. »Ich rasiere mich über der Wassertränke.« Er atmete tief durch.
    »Aye, nun gut. Er blickte hinüber zum Haus, dessen Flügeltüren zum Rasen weit geöffnet waren. Bei schönem Wetter spielte Willie dort nach dem Essen.
    »Wollen wir ein paar Schritte gehen?« fragte er Grey unvermittelt und trabte, ohne eine Antwort abzuwarten, am Stall vorbei auf den Pfad, der von der Koppel hinab zur Weide führte. Ungefähr nach einer Viertelmeile bleib er in einer sonnigen Lichtung unweit des Weihers stehen.
    Im Gegensatz zu Fraser hatte Grey das rasche Tempo ins Schwitzen gebracht. Ein zu träges Leben in London, schalt er sich.
    Abrupt drehte Jamie sich zu Grey um und sagte geradeheraus: »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.«
    »Falls du befürchtest, ich würde jemandem davon erzählen…«, begann Grey und schüttelte den Kopf. »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich so etwas täte, oder? Schließlich weiß ich es bereits eine ganze Weile - oder vermute es zumindest.«
    »Nein.« Ein schwaches Lächeln umspielte Jamies Mund. »Nein, so schätze ich dich nicht ein. Aber ich möchte dich bitten…«
    »Ja«, entgegnete Grey prompt. Jamie schürzte die Lippen.
    »Willst du nicht erst einmal wissen, worum es geht?«
    »Ich denke, ich weiß es bereits. Du möchtest, daß ich mich um den Jungen kümmere und dir über sein Wohlergehen berichte.«
    Jamie nickte.
    »Ja, genau.« Sein Blick wanderte die Anhöhe hinauf bis zu dem Haus, das halb verborgen hinter dem Ahornwäldchen lag. »Sicher bedeutet es für dich eine Last, wenn ich dich darum bitte, hin und wieder von London hierherzukommen, um nach ihm zu sehen.«
    »Ganz und gar nicht«, unterbrach ihn Grey. »Ich wollte dir heute nachmittag ohnehin etwas erzählen, was mich betrifft. Ich heirate.«
    »Heiraten?« Fraser stand der Schock ins Gesicht geschrieben. »Eine Frau?«
    »Es bleibt mir wohl keine andere Wahl«, entgegnete Grey trocken. »Ja, eine Frau. Lady Isobel.«
    »Guter Gott! Das kannst du nicht machen!«
    »Doch, ich kann«, widersprach ihm Grey. Er verzog das Gesicht. »Ich habe meine Fähigkeiten bereits in London erprobt. Sei versichert, daß ich Lady Isobel ein angemessener Ehemann sein werde. Man muß diesen Akt nicht unbedingt genießen, um ihn auszuführen - aber vielleicht weißt du das ja bereits aus eigener Erfahrung.«
    Etwas wie Wehmut war in Jamies Augen zu lesen, die Grey nicht verborgen blieb. Fraser wollte etwas sagen, entschloß sich dann aber doch dagegen.
    »Dunsany wird zu alt, um das Gut weiterzuführen«, erklärte Grey. »Gordon ist tot, und Isobel und ihre Mutter können die Aufgaben nicht allein bewältigen. Unsere Familien kennen sich seit Jahrzehnten. Es ist eine passende Verbindung.«

    »Ach, wirklich?« Die Ironie in Jamies Stimme war nicht zu überhören. Grey errötete und antwortete gereizt: »Ja. Eine Ehe beschränkt sich nicht auf körperliche Liebe. Sie umfaßt viel mehr.«
    Fraser wandte sich abrupt ab. Er schlenderte hinüber zum Weiher, stellte sich an das sumpfige Ufer und blickte eine Weile über die gekräuselten Wellen. Geduldig wartend löste Grey unterdessen die Schleife, die sein Haar zusammenhielt, und ordnete seine dichte blonde Mähne.
    Schließlich kam Fraser langsam zurück. Er hielt den Kopf immer noch gesenkt, als wäre er tief in Gedanken. Als er Grey gegen-überstand, sagte er leise zu ihm: »Du hast recht. Es steht mir nicht zu, dich zu verurteilen. Gewiß wirst du Lady Isobel nicht kompromittieren.«
    »Natürlich nicht«, entgegnete Grey. »Außerdem bedeutet es, daß ich immer hiersein werde und mich um Willie kümmern kann.«
    »Heißt das, du quittierst den Dienst?« fragte Jamie ungläubig.
    »Ja«, erwiderte Grey und lächelte ein wenig wehmütig. »Es ist auch eine Erleichterung. Ich glaube, ich tauge nicht zum Leben als Soldat.«
    Fraser wirkte gedankenversunken. Ich wäre… dankbar«, sagte er, »wenn du meinem… Sohn ein Stiefvater sein könntest.« Er hatte das Wort offensichtlich nie zuvor ausgesprochen, und sein Klang schien wie ein Schock auf ihn zu wirken. »Ich wäre dir wirklich sehr verbunden.« Jamies Stimme hörte

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