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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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binnen drei Tagen hätte dorthin gelangen sollen.«

    Greys Blick verweilte auf der Schachfigur.
    »Möglicherweise haben Sie sich mit jemandem im Moor getroffen, der Ihrer Familie die Nachricht… oder sogar das Gold selbst überbringen sollte.«
    Fraser schnaubte kurz.
    »Im Moor von Ardsmuir? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß ich jemandem im Moor begegne, den ich kenne? Und dazu noch einem Menschen, dem ich so eine Botschaft anvertrauen könnte?« Entschieden setzte er sein Glas ab. »Ich habe niemandem im Moor getroffen, Major.«
    »Soll ich Ihren Worten wirklich trauen, Mr. Fraser?« Greys Skepsis war unüberhörbar.
    Fraser errötete.
    »Noch nie hatte jemand Anlaß, an meinen Worten zu zweifeln, Major«, sagte er steif.
    »Wirklich nicht?« Greys Zorn war nicht nur vorgetäuscht. »Ich glaube mich zu erinnern, daß Sie mir Ihr Wort gaben, als ich Ihnen die Eisen abnehmen ließ.«
    »Und ich habe es gehalten!«
    »Tatsächlich?« Die beiden Männer saßen sich aufrecht gegenüber und starrten einander an.
    »Sie haben drei Dinge von mir verlangt, Major, und in allen drei Punkten habe ich mich an unsere Abmachung gehalten.«
    Grey schnaubte verächtlich.
    »Wirklich, Mr. Fraser? Wenn dem so ist, wie kam es dann, daß Sie der Gesellschaft Ihrer Freunde überdrüssig wurden und sich mit den Kaninchen ein Stelldichein gaben? Schließlich haben Sie mir ja versichert - mir sogar Ihr Wort gegeben -, daß Sie sich mit niemandem getroffen haben.« Im letzten Satz schwang so viel Hohn mit, daß Fraser noch röter wurde.
    Seine Hand ballte sich unwillentlich zur Faust.
    »Aye, Major«, meinte er leise. »Ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich die Wahrheit sage.« Als er die Faust bemerkte, öffnete er sie langsam und legte die Hand flach auf den Tisch.
    »Und Ihre Flucht?«
    »Über meine Flucht, Major, spreche ich nicht. Das habe ich Ihnen bereits gesagt.« Fraser heftete den Blick auf den Kommandanten, atmete aus und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

    Wortlos tat Grey es ihm gleich und stellte die Schachfigur auf den Tisch.
    »Lassen Sie mich offen sprechen, Mr. Fraser. Ich gehe davon aus, daß Sie ein vernünftiger Mann sind.«
    »Ich bin mir der Ehre vollauf bewußt, Major.«
    Obwohl Grey die Ironie bemerkte, reagierte er nicht. Er hatte die Oberhand.
    »Nun, Mr. Fraser, es spielt keine Rolle, ob Sie mit Ihrer Familie Verbindung aufgenommen haben oder nicht. Allein die Möglichkeit berechtigt mich, einen Trupp Dragoner nach Lallybroch zu schicken, das Gelände gründlich zu durchsuchen und Ihre Verwandten zu verhören und einzusperren.«
    Er griff in seine Brusttasche und zog ein Stück Papier hervor. Nachdem er es aufgefaltet hatte, las er Fraser die Namenliste vor.
    »Ian Murray - Ihr Schwager, richtig? Seine Frau, Janet - Ihre Schwester, natürlich. Die Kinder, James - vielleicht nach seinem Onkel benannt?« Er blickte forschend in Jamies Gesicht und las weiter. »Margaret, Katherine, Janet, Michael und Ian.« Dann legte er die Liste neben die Schachfigur.
    »Die drei ältesten Kinder sind, wie Sie wissen, alt genug, um mit den Eltern eingesperrt und verhört zu werden. Derartige Verhöre verlaufen meist nicht sehr sanft, Mr. Fraser.«
    Damit hatte er mehr als recht, das wußte Fraser. Sein Gesicht war aschfahl geworden. Er schloß kurz die Augen und öffnete sie wieder.
    Grey fielen Quarrys Worte wieder ein: » Falls Sie mit Fraser allein essen, wenden Sie ihm nicht den Rücken zu. « Seine Nackenhaare sträubten sich, doch sofort hatte er sich wieder in der Gewalt und erwiderte Frasers Blick.
    »Was wollen Sie von mir?« Die Stimme des Schotten klang gedämpft und heiser vor Zorn, doch er verharrte starr wie eine vom Feuer vergoldete Schnitzfigur.
    »Die Wahrheit«, sagte Grey leise.
    Bis auf das Knallen und Zischen des Torffeuers war es still im Raum. Der Schotte starrte in die Flammen, als suchte er dort die Antwort.
    Grey wartete. Er hatte keine Eile. Schließlich wandte Fraser den Kopf zu ihm um.

    »Also die Wahrheit.« Er atmete durch. Grey sah, wie sich die Brust wölbte.
    »Ich habe mich an unsere Abmachung gehalten, Major. Ich habe Ihnen alles wortgetreu wiedergegeben, was der Mann in der Nacht gesagt hatte. Aber ich habe Ihnen nicht gesagt, daß einiges davon für mich von großer Bedeutung war.«
    »Ach!« Grey wagte kaum, sich zu bewegen. »Und welche Bedeutung?«
    Frasers volle Lippen wurden zu einem schmalen Strich.
    »Ich… habe Ihnen von meiner Frau erzählt«, preßte er hervor.
    »Ja.

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