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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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zwischen den Welten völlig durcheinanderbrachte, daß er etwas Wesentliches seiner selbst verlor, was er nicht hinüber in seinen Alltag retten konnte. Mit jedem Mal fiel ihm die Umstellung schwerer.
    Er stand im zugigen Gang und wartete auf den Gefängniswärter, der ihm die Zelle aufschließen sollte. Als sich die Tür öffnete, drangen die Geräusche der Schlafenden an sein Ohr, und beißender Gestank wehte ihm entgegen.
    Rasch holte er tief Luft und bückte sich.

    Als er eintrat, wurden die Männer auf dem Boden unruhig. Kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, versank die Zelle wieder in Düsternis.
    »Du kommst spät, Mac Dubh«, sagte Murdo Lindsay heiser und verschlafen. »Morgen früh wirst du völlig fertig sein.«
    »Es wird schon gehen, Murdo«, wisperte Fraser und stieg über die Schlafenden. Er zog den Mantel aus und breitete ihn über die Bank. Dann nahm er die Decke und suchte sich einen Platz auf dem Boden. Ronnie Sutherland drehte sich um, als Mac Dubh sich neben ihn legte. Schläfrig blinzelte er durch seine sandfarbenen Wimpern, die im schwachen Mondlicht kaum zu sehen waren.
    »Hat Goldlocke dich anständig gefüttert, Mac Dubh?«
    »Ja, Ronnie, danke.« Er rutschte auf dem Boden hin und her, bis er eine bequeme Lage gefunden hatte.
    »Erzählst du uns morgen darüber?« Den Gefangenen bereitete es ein seltsames Vergnügen zu hören, was Mac Dubh zum Abendessen serviert bekam, und sie betrachteten es als Ehre, daß man ihren Anführer so gut versorgte.
    »Aye, gewiß, Ronnie«, versprach Mac Dubh. »Aber jetzt muß ich schlafen, aye?«
    »Gute Nacht, Mac Dubh«, ertönte es leise aus der Ecke, in der Hayes eingerollt lag. Aufgereiht wie Löffel lagen MacLeod, Innes und Keith nebeneinander.
    »Träum süß, Gavin«, antwortete Mac Dubh im Flüsterton. Nach und nach kehrte wieder Ruhe ein.
     
    In jener Nacht träumte er von Claire. Schwer und duftend lag sie in seinen Armen. Sie war schwanger. Ihr Bauch ähnelte einer runden, glatten Zuckermelone, ihre Brüste waren voll und üppig. Die dunklen Brustwarzen erweckten in ihm das Bedürfnis, sie in den Mund zu nehmen.
    Ihre Hand ruhte zwischen seinen Beinen. Er erwiderte diese Geste, griff zwischen ihre Schenkel und umschloß die kleine, weiche Erhebung. Lächelnd lehnte Claire sich über ihn. Ihr Haar fiel ihm ins Gesicht, und sie legte ihr Bein über ihn.
    »Ich will deinen Mund«, flüsterte er, ohne zu wissen, ob er sie küssen wollte oder ob sie ihn mit den Lippen nehmen sollte. Er wußte nur, irgendwie mußte er sie besitzen.

    »Und ich will deinen«, sagte sie. Lachend beugte sie sich über ihn. Ihr Haar, das nach Moos und Sonne duftete, streifte sein Gesicht, und er fühlte das feine Stechen der Blätter im Rücken. Da wußte er, daß sie sich in dem Tal unweit von Lallybroch befanden. Inmitten von Rotbuchen, Laub und Ästen, über ihm goldfarbene Augen und glatte weiße Haut, über die Schatten wanderten.
    Als sich ihre Brust seinem Mund entgegendrängte, nahm er sie gierig. Er saugte und zog Claires Körper näher zu sich heran. Ihre Milch schmeckte heiß und süß.
    »Stärker«, flüsterte sie ihm zu und umfaßte seinen Nacken. »Stärker.«
    Dann lag sie ausgestreckt auf ihm, und seine Hände gruben sich in das weiche Fleisch ihres Hinterteils. Er fühlte das Baby auf seinem Bauch, als teilten sie es miteinander.
    Jamie umschlang Claire mit den Armen, und sie hielt ihn, als er zu zucken und zu zittern begann. Ihr Haar hing ihm ins Gesicht, sie hatte ihre Hände in seinem Haar vergraben, und zwischen ihren Körpern hielten sie ihr Kind. Sie waren eins.
    Keuchend und schwitzend erwachte er. Er lag zusammengerollt unter einer der Zellenbänke. Obwohl es noch dunkel war, sah er die Umrisse der Männer neben ihm. Hoffentlich hatte er nicht geschrien. Rasch schloß er die Augen wieder, aber der Traum war fort. Still blieb Fraser liegen. Allmählich beruhigte sich sein Herzschlag. Er wartete auf das Morgengrauen.
     
    18. Juni 1755
    John Grey hatte sich an diesem Abend sorgfältig in frische Wäsche und Seidenstrümpfe gekleidet. Er trug keine Perücke; sein Haar hatte er mit Zitronenkraut gespült und zu einem schlichten Zopf geflochten. Nach kurzem Zögern hatte er sich schließlich Hectors Ring über den Finger gestreift. Fraser und er hatten ein schmackhaftes Abendessen zu sich genommen, einen von ihm eigenhändig geschossenen Fasan und Grünzeug, da er Frasers seltsame Vorliebe für derartige Dinge inzwischen kannte. Jetzt

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