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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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zeigten. Im Gegensatz zu den älteren Ackergeräten aus Stein oder Metall bestand diese Walze aus Holz, und zwischen den einzelnen Planken war jeweils ein schmaler Schlitz. So ließ sich das Innere mit gut verrottetem Mist füllen, von dem mit jeder Drehung ein wenig herausfiel, so daß das schwere Gerät zunehmend an Gewicht verlor.
    Jamie war von dieser Erfindung sehr angetan. Er mußte Ian davon erzählen und ihm eine Zeichnung davon anfertigen. Die Zigeuner würden bald vorbeikommen; die Küchenmädchen und die Knechte sprachen davon. Vielleicht fand er Zeit, dem Brief, den er gerade schrieb, noch etwas hinzuzufügen und die fertigen Seiten fahrenden Kesselflickern oder Zigeunern mitzugeben. Der Brief war manchmal an die sechs Monate unterwegs, bis er endlich das Hochland erreichte. Dort wurde er von Hand zu Hand weitergereicht, bis er zu seiner Schwester in Lallybroch gelangte, die sich dafür mit einer großzügigen Summe bedankte.
    Die Antworten aus Lallybroch erhielt er auf demselben geheimen Weg, da er als Gefangener Seiner Majestät alles, was er verschickte oder empfing, von Lord Dunsany überprüfen lassen mußte. Bei dem Gedanken, daß ein Brief zu ihm unterwegs sein könnte, empfand er einen Moment lang Vorfreude, unterdrückte sie aber. Vielleicht wurde er ja enttäuscht.
    »Brr!« rief er mehr zufällig. Bess und Blossom konnten die Mauer, der sie sich näherten, ebensogut sehen wie er und wußten, daß sie dort mit der schwerfälligen Last wenden mußten. Bess wackelte mit einem Ohr und schnaubte, und Jamie mußte grinsen.
    »Aye, ich weiß«, meinte er zu ihr und zog leicht am Zügel. »Aber ich werd’ schließlich dafür bezahlt.«
    Sie zogen ihre Spur durch die neue Furche, und es gab im Moment nichts mehr zu tun. Die Sonne schien ihm ins Gesicht, und er schloß die Augen.
    Ein hohes Wiehern rüttelte ihn eine Viertelstunde später auf. Als
er die Augen öffnete, sah er zwischen Blossoms Ohren hindurch eine Reiterin, die sich dem Feld von der weiter unten gelegenen Koppel her näherte. Hastig setzte er sich auf und zog sich das Hemd über.
    »Sie brauchen sich meinetwegen nicht zu schämen, MacKenzie«, sagte Geneva Dunsany mit hoher und leicht atemloser Stimme, während sie ihre Stute neben der Walze Schritt gehen ließ.
    »Mmmpf.« Er sah, daß sie ihr bestes Reitkleid trug. Ihr Gesicht war so gerötet, daß man es nicht allein dem Wetter zuschreiben konnte.
    »Was machen Sie da?« fragte sie, nachdem sie eine Weile schweigend nebeneinander hergetrottet waren.
    »Ich verteile Scheiße, Mylady«, antwortete er unverblümt, ohne sie anzusehen.
    »Oh!« Sie ritt eine halbe Furchenlänge voran, bevor sie das Gespräch erneut aufnahm.
    »Haben Sie gewußt, daß ich verheiratet werden soll?«
    Es war ihm bekannt. Alle Bediensteten wußten es seit einem Monat. Richards, der Diener, war in der Bibliothek gewesen, als der Notar erschien, um den Ehevertrag anzufertigen. Lady Geneva war erst vor zwei Tagen darüber in Kenntnis gesetzt worden. Laut ihrer Zofe Betty hatte die Nachricht keine gute Aufnahme gefunden.
    Fraser begnügte sich mit einem unverbindlichen Grunzen.
    »Mit Ellesmere«, erklärte sie. Ihre Wangen röteten sich noch mehr, und sie preßte die Lippen aufeinander.
    »Ich wünsche Ihnen Glück, Mylady.« Jamie straffte kurz die Zügel, als sie sich dem Ende des Ackers näherten, und sprang von seinem Sitz, bevor Bess zum Wenden ansetzte. Er hatte keine Lust, die Unterhaltung mit Lady Geneva fortzusetzen, die in höchst gefährlicher Stimmung schien.
    »Glück?« rief sie. Ihre großen, grauen Augen funkelten, und sie klopfte sich auf den Schenkel. »Glück! Mit einem alten Mann verheiratet zu werden, der der eigene Großvater sein könnte?«
    Jamie unterdrückte die Bemerkung, vermutlich seien die Vorstellungen des Grafen von Ellesmere vom Glück enger gefaßt als ihre eigenen. Statt dessen murmelte er: »Entschuldigen Sie, Mylady«, ging hinter das Pferd und machte die Walze los.

    Sie saß ab und folgte ihm. »Es ist ein schmutziger Handel zwischen meinem Vater und Ellesmere! Er verkauft mich einfach. Mein Vater schert sich keinen Dreck um mich, sonst hätte er nicht diese Wahl getroffen. Finden Sie nicht, daß man übel mit mir umspringt?«
    Jamie hielt Lord Dunsany für einen höchst liebevollen Vater, der wahrscheinlich die bestmögliche Partie für seine verwöhnte älteste Tochter ausgehandelt hatte. Der Graf von Ellesmere war in der Tat ein alter Mann. Alles deutete darauf hin, daß

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