Ferne Verwandte
- mein Gott, was für Titten! - und frage: »Aber was für’ne Blume denn?«
»Die Blume meiner Keuschheit! Ich bin Jungfrau, und das iss die einzige Möglichkeit, die Seele meines Bruders, die wo so leidet, zu besänftigen … Um sich für all das Böse zu rächen, was wir ihm angetan haben, will er mich beschmutzt sehen, dieser Scheißke … Friede sei seiner Seele.«
Sie ist wirklich übergeschnappt, andererseits aber auch so lieb, dass es mir gar nicht in den Sinn kommt, ihr zu widersprechen. »Tja, wenn er das gesagt hat, der Gilera … der Liborio, meine ich.«
»Du bist’n Schwein, ich hab’s immer gewusst. Glaubst du vielleicht, ich hab’s nicht gemerkt, wie zudringlich du im Bus geworden bist?«
»Wir sind auch nur aus Fleisch, Inco.«
»Und das bekommst du, das Fleisch, mein Fleisch, du Unglücksmensch … Ich muss für das Böse büßen, was ich meinem armen kleinen Liborio angetan hab, und zwar bei mir daheim, in meinem Bett: Das isses, was er mir gesagt hat.«
Mir zittern ein wenig die Knie, als ich mich mitten in der Nacht zum offenen Fenster hineinbeuge. Da liegt sie, die Arme nach oben gestreckt, als wären sie ans Kopfteil des Bettes gebunden. Auf ihren weißen Unterrock fällt das Licht des Mondes, und ihre Augen sind weit aufgerissen. Sie starrt mich an wie ein Opfertier, während ich mich nun neben sie setze und sie auf Stirn, Wangen und Lippen küsse. Wütend schiebt sie mich weg. »Mach schnell!«, und mein Gott, wie ich gehorche!
Am Anfang bleibt sie teilnahmslos. Urplötzlich beißt sie sich in die Hand, als ich sie nach einigen Versuchen - es ist anstrengender, als ich gedacht hatte - endlich ficken kann. Ich fühle, wie er in ihren heißen Blutstropfen badet, und bin schon völlig ausgepumpt. Sie dagegen bleibt ungerührt, schließlich »besänftigt« sie ja nur die Seele ihres verstorbenen Bruders. Zu guter Letzt jedoch - ich hatte schon jede Hoffnung aufgegeben - beginnt sie, sich zu bewegen und zu stöhnen. Sie umarmt mich, küsst mich, besabbert mich, beißt mich, schlingt mir die Beine um die Hüften und sagt: »Heilige
Muttergottes, das ist zu schön … Ich merke, dass du mich lieb hast, wegen dem, was du mit mir machst, ja, mach nur.« Das war offensichtlich an den armen Gilera gerichtet, und weiter dann an mich: »Gib’s mir, gib’s mir, gib’s mir«, aber in der Zwischenzeit hatte ich schon alles gegeben. Sie hat jetzt überhaupt nichts mehr gegen mich, sondern erklärt sogar: »Du bist der Mann meines Lebens.«
Das erscheint mir übertrieben, aber … Jetzt ist sie so anders, sie kommt mir nicht einmal mehr so übergeschnappt vor. Sie leckt ihn mir hingebungsvoll, und als ich wieder flott bin, fleht sie mich an: »Sag alles, was ich dir machen soll, und ich mach’s.« Es wird wohl diese Mischung aus Naivität und Laszivität sein, in die ich mich verliebe, während ich, ausgelaugt wie noch nie zuvor, nach Hause gehe.
In der nächsten Nacht und in der übernächsten lernen wir uns besser kennen, bis sie mich vor der vierten Nacht für den Sonntag zum Mittagessen einlädt, was in unseren Breiten der amtlichen Besiegelung einer Liebschaft gleichkommt.
»Und deine Mutter?«
»Sie erwartet dich.«
»Aber sind wir denn nicht zu jung dafür?«
»Und zum Vögeln, dafür bist du wohl nicht zu jung, was?«
So finde ich mich praktisch als »Hausverlobter« wieder, wie man so schön sagt. Nicht dass ich etwas dagegenhätte. Ihre verwitwete Mutter, Torrediluna, behandelt mich, wie sie ihren verstorbenen Sohn behandelt hätte, wäre er wiederauferstanden. »Er ist auch ihr im Traum erschienen und hat gesagt, dass wir heiraten müssen«, erklärt Inco. Das ist allerdings das letzte Anzeichen ihres Totenwahns. Ansonsten ist sie ganz verrückt nach mir, der ich lebendig bin, im Augenblick jedenfalls noch, denn ich weiß nicht, wie lange ich ihre Leidenschaftsausbrüche, die sich mit stillschweigendem Einverständnis ihrer Mutter jederzeit entladen können, überleben werde. Sie ist ein tolles Weib, hat einen prachtvollen Körper und eine natürliche Begabung zur Geisha. Wie eine Geisha ist sie ganz da für ihren Herrn, der in diesem Fall ich sein würde. Sie ist ebenso
gut am Herd wie im Bett - inzwischen bin ich schon ständiger Gast im Haus. Nur ist sie so besitzergreifend. Wenn ich sage, dass ich verreisen möchte, um mit meinen Freunden »Erfahrungen zu sammeln«, nimmt sie meine Hand, schiebt sie zwischen ihre Schenkel, lässt mich durch eine Laufmasche ihrer Strümpfe
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