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Ferne Verwandte

Ferne Verwandte

Titel: Ferne Verwandte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaetano Cappelli
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melodramatischsten Ton, der mir zu Gebote stand: »Mein Liebling, es war dein Mann slurp … dieser Impotente slurp … dieser Hahnrei slurp .«

    Einen Moment lang fand sie die Kraft, meine Attacke abzuwehren, und ihre Stimme warf unter dem niedrigen Bogen, unter den wir uns geflüchtet hatten, ein schrilles Echo: »Nein, Hahnrei, nein .«
    Mit der Einschätzung des Ehemanns hatte ich also richtig gelegen. Durch diese Offenbarung bestärkt, ging ich dazu über, an ihrem Busen herumzufummeln.
    »Aber was machst du denn da? Jesusmaria!«, schmachtete sie. »Carlino, lass mich, hab Mitleid mit mir. Wenn du mich zur Sünde verleitest, bring ich mich um …«, aber an der Art, wie sie unter meinen Fingern erbebte - ich besorgte ihr einen Orgasmus, indem ich einfach nur ihre Brustwarze zusammendrückte, eine Brustwarze, die zugegebenermaßen so groß wie ein ganzes Baiser war -, wurde mehr als deutlich, dass »Sündigen« genau das war, wonach sie sich im Moment am meisten sehnte. Trotz des ganzen Specks hatte sie ihre Sinnlichkeit nicht verloren. Dessen war ich mir noch sicherer, als ich sie, nachdem ich ihre Melonen entblößt hatte, gegen die Mauer drückte und ihn zwischen die fetten Speckscheiben ihrer Lippen und in ihre tiefe Fotze stieß. Bevor ich sie zurückließ, spürte ich ihren zweiten Orgasmus. Sie weinte. Ich aber lachte, ein bitteres Lachen allerdings. Ich hatte Wochen damit verbracht, mir diese Begegnung auszumalen. Ganze Nächte hatte ich die Erinnerung an Incoronata Campochiaro beschworen, daran, wie sie gewesen war, als sie zusammen mit ihrer Schwester Concetta die Herzen einer ganzen Generation hatte höher schlagen lassen, das meine vorneweg. Und jetzt …
    Nichts ist trauriger als das Ende eines Traums, zumal dann, wenn es sich um deinen letzten handelt. Von nun an war ich nicht mehr derselbe. Ich wurde der Bücher überdrüssig - selbst welche zu schreiben stand gar nicht mehr zur Debatte -, und wenn ich von der Arbeit kam, verkroch ich mich nicht mehr, wie es meine Gewohnheit gewesen war, in meinem Zimmer und las, sondern ging in die Bar, spielte mit den Dorfbewohnern Tressette , beteiligte mich an ihren Gesprächen, die ich bislang immer haarsträubend
gefunden hatte, und kehrte besoffen nach Hause zurück. Ich war ein Durchschnittsmensch geworden. Schlimmer noch: Es genügte ein Nichts, ja, es genügte, dass mir jemand widersprach, und schon sprang ich ihm an die Gurgel und schleuderte ihm meine ganze aufgestaute Wut entgegen. Nicht umsonst war ich der Enkel von Don Ferruccio Doni! Und wie der Vater meiner armen Mamma fing ich an, mich den Tafelfreuden hinzugeben. Ich verschlang ungeheure Mengen und weckte so weitere Gelüste bei Alba Chiara, die mich, knallrot, wie ich war, bei jedem Besuch begehrenswerter fand. »O ja, jetzt bist du ein richtiges Mannsbild«, sagte sie. »Nicht so wie diese Florentiner, denen ich es früher besorgt habe, diese Klappergestelle« - dass sie damit aufgehört hatte, glaubte ich eigentlich nicht, doch es störte mich auch nicht - »aber der Mann des Südens ist, wie ein Mann sein muss, du musst ihn auf dir spüren: Ach, wie stramm du bist, wie stark … Gott sei Dank … Gib’s mir, gib’s mir.«

    Es vergingen zwei weitere Jahre, und Alba Chiara stand jetzt, obwohl sie wirklich unterbelichtet war, kurz vor dem Diplom und folglich vor der Hochzeit. Der Frühling kam und mit dem Frühling das Ritual »des ersten Jaworts«. Eines Abends finde ich mich also im Patriarca wieder, eingezwängt in ein Kleidungsstück, das kaum zehn Tage nach dem Kauf schon wieder spannte, und hatte mich, um nicht inkonsequent zu sein, volllaufen lassen. Ich war gerade dabei, mit der üblichen Genugtuung zu pissen, als mein Blick auf meine Figur im Spiegel fiel. Wer war dieser Typ, der mich finster anstarrte, die Augen Schlitze unter den schweren Lidern, die aufgedunsene, graue Visage unrasiert? War das vielleicht der schüchterne, einfühlsame künftige Schriftsteller, der sich auch damit zufriedengegeben hätte, der steinreiche Liebling seines Onkels in Amerika zu werden? Nein, dieser Mann war ein Wrack im Ozean der Illusionen, denen er sich allzu lange hingegeben hatte. Angesichts dieser Erkenntnis schnitt ich allerdings keine angstverzerrte Grimasse, und meine Augen vergossen auch keine
Tränen des Bedauerns, und mein Mund verzog sich nicht zu einem verzweifelten Grinsen, sondern öffnete sich vielmehr zu einem Lachen, einem schallenden, gewaltigen Lachen, das in dem engen,

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