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Ferne Verwandte

Ferne Verwandte

Titel: Ferne Verwandte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaetano Cappelli
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Cadillacs und deren Besitzer behauptete. Ein paar Minuten oder Stunden später - ich war außerstande, das festzustellen - wurden wir vor dem Eingang einer Topless-Bar abgesetzt, in einer obskuren Querstraße zur 42ten, vermute ich.
    »Da hast du grade noch mal Glück gehabt«, schmeichelte mir Cargallo, während er mir die Lippen mit einem eisgefüllten Taschentuch abtupfte. »Aber was fällt dir auch ein,’ne Frau zu belästigen, die - wie sagt ihr noch gleich? -’nem andern gehört.«
    »Wie bitte?«
    »Na, vor mir brauchst du keine Komödie abzuziehn … Ich red von der Frau vom Stjuarde Scheffìld.«
    »Die hab ich nicht belästigt.«
    »In ihren Augen vielleicht nicht, aber für den Scheffìld war klar, dass doch … Er hat mich dafür bezahlt, dass du im Krankenhaus landest.«
    »Was? Wie? Du willst mir weismachen, dass J. Stewart Sheffield … Neeein, unmöglich!« Trotz allem, was ich über ihn wusste und was ich ihn hatte machen sehen, erschien mir das wirklich übertrieben.

    »Er hat mir tausend Dollar Vorschuss gegeben, und ich erwarte noch einmal so viel nach Erledigung des Auftrags, so sagt ihr doch. Tja, jetzt müssen wir dieses Problemchen lösen … Ich darf da nicht mit Verlust rausgehen.«
    »Das heißt, wenn ich nicht genauso viel hinblättere, schickst du mich ins Krankenhaus? Ach, hör doch auf …«
    Er fixierte mich mit seinen platten Augen hinter den dicken Brillengläsern. »Das könnte ich«, grinste er boshaft. »Aber mit dem Zaster rückst du schon freiwillig raus, oder?«
    Jaja, nickte ich schnell, und dabei durchbohrte mir ein plötzlicher Schmerz den Kopf, der so dick angeschwollen war wie eine Melone.
    »So iss brav. Man merkt, dass du’n nachdenklicher Bursche bist. Na ja, ich würd mich mit tausend Dollar begnügen, sagen wir ersatzweise, weil du mein Freund bist und ich dir das bewiesen hab. Aber merk dir gut, dass ich dir entgegengekommen bin! Wenn dieses Stück Scheiße von einem Scheffìld draufkommt, dass ich dir nix getan hab …«
    »Aber ihr habt mich fast umgebracht!«
    »Ach was, du hast doch bloß’ne Schramme abgekriegt … Wenn der Kerl dahinterkommt, hetzt er dir’n andern auf’n Hals, der nicht Frank Cargallo ist, dein Freund. Und dann geht’s dir echt übel. Machen wir’s doch so: Du gibst mir tausendfünfhundert Dollar, ich räum dir sogar’n Rabatt ein, und im Krankenhaus landet der Scheffìld. Das iss deine große Tschanze.«
    »Richtig, wir sind ja im Land der großen Chancen, nicht wahr?«, platzte es aus mir heraus, aber die Ironie schien ihm zu entgehen. »Nein, so was kann ich nicht machen.«
    »Ich hab dich gewarnt. Hüt dich vor diesem Scheffìld, das iss einer, der keinen Spaß versteht. Vergiss nicht: mors sua vita mia.«
    »Hat dir das deine Schwester beigebracht?«
    »Hey, hey, was hat, verdammt noch mal, meine Schwester damit zu tun?«, fragte er und zwickte mich in den Arm.

    »Aua, lass los! … Du hast mir doch selbst erzählt, dass deine Schwester’ne Intellektuelle ist! Sie hat dir diesen Satz beigebracht, oder? Das ist Latein!«
    »Ach so, das ist Latein … Also, meinetwegen, aber vergiss nicht: Respekt vor den Verwandten deiner Freunde! Vor allem dann, wenn es sich um weibliche Verwandte handelt!« Meinen Arm ließ er allerdings nicht los. Vielleicht schob ich deshalb nach: »Auch wenn ich wollte, ich habe kein Bargeld: Ich habe nur die da«, und zog die Brieftasche mit den Kreditkarten heraus, und erreichte so, dass er seinen Griff lockerte.
    »Kongretjuleschns«, sagte er aufrichtig verblüfft und zog aus dem ganzen Haufen die goldene American Express heraus. Ein paar Minuten später unterschrieb ich einen Scheck über eintausendfünfhundert Dollar. Zwei Tage danach war auf der ersten Seite der New York Times das Foto von J. Stewart Sheffield zu sehen, bandagiert wie eine Mumie und ein Bein ruhiggestellt. Darunter war zu lesen: »Blutig geschlagen: Der berühmte Sänger von der West Coast.« Der hatte trotz allem die Chuzpe besessen zu erklären: »Den Rassisten gefallen meine neuen Songs nicht.«
    Nein, er tat mir nicht leid. Und zwar nicht nur, weil er gewollt hatte, dass mir dasselbe passiert. An dem Abend, nachdem man mich zusammengeschlagen hatte, war Cybill mit einem blauen Auge nach Hause gekommen.
    »Ich liebe dich«, hatte sie zu mir gesagt, »und den Kerl will ich nie wieder sehen.«

31
    Seit damals war ein Jahr vergangen. Die Geschäfte meines Onkels florierten weiter. Jennifer hatte Richard Di Lontrone jr. zur Welt

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