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Ferne Verwandte

Ferne Verwandte

Titel: Ferne Verwandte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaetano Cappelli
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durch die Haare. »Aber was ist denn?«, spottete er verständnisvoll. »Kannst beruhigt sein, noch ein paar Jahre, und du hast genauso einen … Na ja, vielleicht nicht ganz so. Das wäre ungewöhnlich.« Weil seiner so groß ist, denke ich. Aber er meint nicht die Größe, sondern fügt gleich hinzu: »Du bist brünett, und auch deine Körperhaare werden dunkel sein. Ich bin ein Normanne. Hast du in der Schule schon mal was von den Normannen gehört? Ach nein, du bist ja noch zu klein. Friedrich II. von Schwaben, der Hohenstaufer, der hat sich hier in dieser Gegend jedenfalls ein paar Burgen bauen lassen, um von dort auf die Jagd zu gehen. Hat er jedenfalls behauptet. Aber wo es doch in seinem eigenen Land so viele Wälder gibt, weshalb hätte er dann bis hier herunterkommen sollen? Die Wahrheit ist, dass ihm die Bäuerinnen in unserer Gegend gefallen haben, klein, vollbusig und flaumüberzogen, wie sie sind: Er war ein großer Vögler, dieser Friedrich. Ja, aber ich habe das Gefühl, dass du das auch nicht verstehst … Also gut, ich erklär’s dir.«
    Er nahm einen spitzen Zweig, fegte den Sand frei, und während er die Sache dort hinzeichnete, enthüllten sich mir alle mit Sex verbundenen Geheimnisse in ihrer ganzen animalischen Großartigkeit. Außerdem wurde mir klar, was Genuario mit der kraushaarigen Brünetten gemacht hatte, und ich fragte Pit, ob die Frauen nicht zufällig dabei litten. »Nur beim ersten Mal, dann gibt sich das.« Ich nahm an, dass es sich bei der Brünetten noch nicht gegeben hatte,
aber er schob nach: »Je lauter sie schreien, desto besser gefällt es ihnen.« Ach so. »Schließlich ist es etwas, was sie sehr mögen, nicht unbedingt alle, aber es gibt einige, die besonders begabt sind. Schau mal dort zum Beispiel!« Er drehte mir den Kopf in Richtung des Hauses mit den Bettlaken. Ich sah eine rasche Bewegung hinter einem der Fenster. »Dort wohnt so eine: Nachher gehen wir sie besuchen, und ich mache dich mit ihr bekannt … Um auf unser Thema von vorhin zurückzukommen, Friedrich hat viele dieser Bauernmädchen gevögelt, und seine Ritter waren auch nicht faul, aber der größte Teil ging doch auf sein Konto, und deshalb bin ich blond und Normanne. Das wird wohl auch der Grund sein, warum ich glaube, am falschen Ort geboren zu sein«, endete er nachdenklich. Dann zündete er sich eine Zigarette an, übergoss mich mit Badeshampoo, und während er mich einseifte, pfiff er vor sich hin.
    Ich überlege: Auch Tea ist blond, es könnte also zwischen mir und Pit irgendeine Verwandtschaft bestehen; vielleicht habe ich ihn deshalb so gern. Aber dann betrachte ich ihn mit seinen schönen himmelblauen Augen: Er ist mir in gar nichts ähnlich, und obwohl er Normanne und höchstens ein Dutzend Jahre älter ist als ich, kommt er mir wie mein Vater vor - als hätte ich endlich einen gefunden, nachdem mein erster gestorben ist. Doch plötzlich lässt er seinen Blick zu dem Lastwagen schweifen, der gerade von dem Haus mit den Betttüchern wegfährt. Er sagt: »Siehst du, das ist der Mann unserer Freundin. Er geht arbeiten, er tut seine Pflicht, und wir müssen jetzt die unsere tun … Spül dich ab, los«, und stürzt sich, den Kopf nach hinten gereckt, die Fußsohlen in der Luft, ins Wasser.
    Es ist so angenehm, im Wasser zu liegen und sich von der Strömung die Haut massieren zu lassen, dass es mir ein wenig leid tut, aber da Pit mit einem Satz draußen ist, folge ich ihm. Er reicht mir das Handtuch, zieht sich an, kämmt sich, kämmt auch mich, und schon sitzen wir wieder im Auto und landen vor dem Haus mit den Bettlaken. Er kann gar nicht so schnell die Hupe betätigen, wie diese Frau mit den zwei großen Titten, die unter ihrer Bluse hüpfen,
aus der Tür herauskommt. Seit sie einige Jahre in Caracas gelebt hat, nennt sie sich Dolores statt Addolorata. Tatsächlich spricht sie ein italo-venezolanisches Mischmasch, und während ich in der Küche auf dem Platz der Katze auf sie warte, glaube ich, ein Schwein zu hören - als würde man eins abstechen, meine ich -, und denke, dass sie wirklich eine besondere Begabung hat.
    So geht es eine Stunde weiter, bevor ich ihn wieder auftauchen sehe. Er hält einen Schinken aus der Speisekammer unter dem Arm und sagt lächelnd: »Den haben wir uns wirklich verdient, oder, mein kleiner Tscharlz?« Danach gehen wir in die Bar zum üblichen Tressette , auch wenn Pit dieses Mal verliert. »Ab und zu muss das sein, sonst schöpfen sie Verdacht«, erklärt er mir

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