Fernoestliche Heilkunst fuer die Seele
Sie werden aber ein gewisses Gefühl dafür entwickeln, wie sehr die Chinesische Medizin den Menschen als Teil der Natur identifiziert. Der Mensch ist demnach als Mikrokosmos Teil des Universums: ein Abbild, in dem sämtliche Naturphänomene des Seins eine Entsprechung finden.
Diese Theorie der Entsprechungen ist Kernstück der chinesischen Lebensphilosophie und auch zentraler Punkt der chinesischen Heilkunst. Wenn Sie dies verinnerlichen, lässt sich die oft blumige Art der Chinesen, körperliche und seelische Vorgänge zu erklären, leichter verstehen.
Das Prinzip Yin und Yang
Yin und Yang sind nach chinesischer Auffassung die Urkräfte jeglichen Lebens, ja jeglichen Seins. Zwischen ihnen, den absolut gegensätzlichen Polen, spielt sich das Leben ab. Sie bilden ein Gleichgewicht, das den freien Fluss der Lebensenergie Qi beeinflusst.
Yin und Yang bilden ein dynamisches Gegensatzpaar: Sie sind im Prinzip unvereinbar – in ihrer Gesamtheit jedoch bilden sie eine Einheit, ebenso wie Tag und Nacht, Sommer und Winter, warm und kalt, klein und groß etc. Yin ist die sich zusammenziehende Energie. Sie steht für das Weibliche, Weiche, die Nacht, Verdichtung, Kälte, Passivität und Rückzug. Yang ist die sich entfaltende Energie. Sie repräsentiert das Männliche, Harte, Feuer, Wärme, Aktivität und Tatkraft.
Zwar drücken Yin und Yang einerseits polare Gegensätze aus, andererseits bedeuten sie auch den Wandel aller Dinge. Sie stehen für den leisen, unmerklichen Wandel, da es sich bei diesen gegensätzlichen Kräften nicht um eine starre Struktur, sondern um Kräfte in ständiger Bewegung handelt: Aus dem Tag wird die Nacht, aus dem Sommer wird der Winter, auf die Wärme folgt die Kälte etc. Nach chinesischer Auffassung wohntjedem Yang ein Yin und jedem Yin ein Yang inne. Nichts ist ausschließlich Yin, und nichts ist ausschließlich Yang. Wenn die eine Kraft besonders stark ist, ist die andere besonders schwach. Doch auf ihrem Höhepunkt nimmt die eine Kraft wieder ab und die andere wieder zu. So birgt jeder Anfang ein Ende und jedes Ende birgt einen (Neu-)Anfang. Besonders gut ist das Prinzip bei der Betrachtung der Jahreszeiten zu verstehen. Aus dem Frühling wird der Sommer, aus dem Sommer der Herbst, aus dem Herbst der Winter, aus dem Winter der Frühling und aus diesem wieder der Sommer etc. Auf der absoluten Höhe des Sommers, wenn das Yang des Sommers am stärksten ist, beginnt das Kräfteverhältnis sich wieder dem Yin zuzuneigen, das dann auf der Höhe des Winters seine stärkste Kraft entfaltet.
Diesem ständigen Kreislauf ist nach chinesischer Auffassung das gesamte Leben mit all seinen Facetten unterworfen.
Gesundheit, Freundschaft, Liebe, Glück etc. In unseren größten Glücksmomenten bahnen sich schon Krisenzeiten an, und in den schlimmsten Krisenzeiten steigt das Glück auf. Wenn wir in Liebe und Freundschaft schwelgen, kann schon der Samen der Uneinigkeit aufgehen. Und wenn wir glauben, robust und stark zu sein, befindet sich der Keim der Krankheit bereits in uns.
In der Chinesischen Medizin spielt das Prinzip von Yin und Yang eine wichtige Rolle: Krankheit ist die Folge eines gestörten Gleichgewichts von Yin und Yang, das zu einer Stauung des Energieflusses führt. Ziel der Behandlung ist es, das Gleichgewicht wiederherzustellen und somit den Energiefluss zu harmonisieren.
Körper, Geist und seelische Abläufe werden dem Prinzip zugeordnet. Bestimmte Körperteile sind eher Yin, andere eher Yang. Der weiche Bauch ist empfindlich und damit eher Yin, der Rücken ist robust, durch Muskeln und Knochen geschützt und somit eher Yang. Magen und Darm sind hauptsächlich Yang, Milz und Leber aber Yin. Mit den seelischen Abläufen verhält es sich ebenso: Die Freude ist ein ausgeprägter Aspekt des Yang, die Angst dagegen ist stark Yin.
Im Idealzustand befindet sich der Mensch in einem ausgeglichenen Yin-Yang-Verhältnis. Dieser Zustand kann nach chinesischer Auffassung auf vier verschiedene Weisen gestört sein. Durch:
Überwiegen des Yin
Überwiegen des Yang
Schwäche des Yin
Schwäche des Yang
Für den chinesischen Mediziner ist entscheidend, was zu dem Ungleichgewicht führte – also ein Überwiegen oder eine Schwäche. Dies wird dann entsprechend behandelt. Typisches Beispiel sind die Hitzewallungen in den Wechseljahren. Aus chinesischer Sicht nimmt mit zunehmendem Lebensalter das Yin ab, die aktiven Yang-Kräfte bleiben aber in vollem Maße erhalten. Das Ungleichgewicht, zu wenig Yin,
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