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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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ich wohl nie auf die Idee gekommen, noch Folgendes hinzuzufügen:
    »Ach Margot? Kannst du dem Patienten auf 219 noch zwölf Tropfen Laxoberal geben? Er klagte eben über Verstopfungen.«  
    »Mach ich gerne.«
    »Aber sprich ihn nicht darauf an, ja? Das ist ihm nämlich furchtbar peinlich.«
    Margot nickte. »Selbstverständlich.«
    Lächelnd verließ ich die Station. Kaa musste sich warm anziehen, dachte ich zufrieden. Ich war mindestens Shir Khan!
     
    ***
 
    Zwei Stunden später durften wir endlich gehen. Severins Ohr war wieder zahnlos und hatte glücklicherweise keinen Schaden davongetragen. Er schlief die ganze Fahrt bis nach Hause. Anschließend setzte mich Claude vor meiner Tür ab. Kaum im Schlafzimmer wickelte ich mich wie eine Mumie in meine Bettdecke ein und schlief traumlos bis zum Weckerklingeln. Am nächsten Morgen knurrte mein Magen empört, weil das Abendessen ausgefallen war.
    Auch Bruce und Willis knurrten empört.
    Ich stopfte ihnen Heu in den Käfig und bröselte noch einige Haferflocken dazu. Als ich die Wohnung verließ, knabberten beide hingebungsvoll an einem Chicorée-Blatt.
    Ich dagegen hatte nicht einmal ein winzig Blättelein abbekommen und gierte geradezu nach Kaffee. Im Aufenthaltsraum lauschte ich vergeblich nach dem typischen, frühmorgendlichen Röcheln der Kaffeemaschine. Daher schlich ich mich ins Sekretariat. Ich war nicht die Einzige, die auf diese grandiose Idee gekommen war: Gaby schenkte sich ebenfalls gerade großzügig ein. Sie sah, ganz im Gegensatz zu mir, taufrisch aus.  
    »Ich benötige ihn viel dringender!«, klärte ich sie auf und hielt ihr meine Tasse entgegen.
    »Was ist der rote Fleck auf dem Kittel eines Chirurgen?«, fragte sie. Anstatt mir einzuschenken, hielt sie die Kanne demonstrativ von mir fern. Bevor sie ihren blöden Witz nicht loswerden konnte, bestand also wenig Hoffnung darauf, etwas Koffein zu bekommen.
    »Blut?«
    »Und ein gelber auf dem des Urologen?«
    Seufzend tat ich ihr den Gefallen: »Urin.«
    »Stimmt!« Bereits jetzt konnte ich ihre Genugtuung heraushören. »Und ein brauner beim Anästhesisten?«
    »Kaffee bestimmt nicht, wenn du mir den noch weiter vorenthältst!«, sagte ich fast verzweifelt und nahm ihr die Kanne ab.
    »Wie sieht der OP-Plan heute aus?«, wollte ich wissen, nachdem ich den ersten Schluck genommen hatte.
    »Hüfte, Hüfte, Knie, Hüfte, Hüfte«, gähnte sie heraus.
    »Das klingt unheimlich spannend.«
    Sie nickte. »Aber du bist nicht in meinem Saal. Kuttenkeuler hat dich bei den Urologen eingetragen.«  
    »Wie schade.«
    »Bei dem Fernsehkoch gestern wäre ich auch gerne Urologin gewesen. Du etwa nicht?«
    »Kann ich nicht behaupten«, log ich. Und außerdem hatte ich den Gedanken an Raphael Richter heute Morgen bisher erfolgreich verdrängt. Jetzt, wo sie ihn erwähnte, überfiel mich sofort mein schlechtes Gewissen. Wenn ich Pech hatte, würde Kuttenkeuler gleich von mir verlangen, dass ich bei Raphael Richter Narkose-Visite machte. Das war ganz und gar unmöglich! Gestern war ich mir doch noch so sicher gewesen, dass ich ihm nie wieder begegnen würde. Aber das musste wohl am Kirschwasser gelegen haben.  
    Schließlich befiel mich ein weiterer grauenvoller Gedanke: die Tropfen!
    Was war da nur in mich gefahren?
    Ich schaute auf die Uhr und erstarrte. Wenn er sie sofort geschluckt hatte, nachdem Margot sie hineingebracht hatte, dann saß er vermutlich jetzt schon auf der Toilette.
    »Gaby!«, sagte ich atemlos. »Ich muss ganz dringend etwas erledigen.«
    »Ganz bestimmt musst du das. In acht Minuten fängt die Visite an, und du gehörst auf die Intensivstation.«
    »Kannst du mich bei Kuttenkeuler entschuldigen? Sag ihm einfach, mir wäre plötzlich schlecht geworden. Ich komme höchstens fünf Minuten zu spät.« Ich wartete ihre Antwort nicht ab, sondern knallte nur meine Tasse auf den Tisch. Im Laufen warf ich mir den weißen Kittel über.
    Es war sieben Minuten vor acht. Als ich die chirurgische Station erreicht hatte, war ich bereits schweißgebadet, aber noch gut in der Zeit. Ich wusste zwar nicht, wie ich das Unglück jetzt noch abwenden sollte, aber wenn ich es innerhalb von dreißig Sekunden schaffte, dann konnte ich sogar noch pünktlich zur Visite erscheinen.
    Ich könnte Raphael zum Beispiel mit Immodium akut versorgen.
    Oder ich würde ihm den Magen auspumpen. (Okay, das war nun wirklich ein aus Verzweiflung geborener Gedanke.)
    Das Letzte, was mir einfiel, war vermutlich am sinnvollsten und

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