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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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Dr. Henning-Catsan möchte gerne nach Hause. Und ich habe Frau Dr. Rachmaninov angeboten, sie ebenfalls mitzunehmen –«
    »Das ist überhaupt kein Problem!«, unterbrach ich ihn schnell. »Ich bin hier noch mindestens eine Stunde beschäftigt und rufe mir dann ein Taxi.«
    Man konnte Brahms deutlich ansehen, dass ihm das nicht recht war. Es widersprach seinem Ehrgefühl, mich zurückzulassen.
    »Das geht schon in Ordnung«, versuchte ich, ihn zu beruhigen. »Genau genommen ist das ja keine Verabredung. Ich bin eigentlich dienstlich hier.«
    »In der Tat.« Er nickte erleichtert und verabschiedete sich dann.
    »Tür zu!«, rief ich ihm noch hinterher. Er war wohl zu verwirrt, um mein Ansinnen in Frage zu stellen, denn er schloss tatsächlich die Tür.
    Nach diesem Sieg über Brahms (und meine Vernunft) breitete sich ein Hochgefühl in mir aus. Leider hielt es nicht lange an, denn kurz darauf stellte ich fest, dass mir die Strickjacke auch nicht mehr ausreichte.
    Ich könnte das Atmen einstellen, um mehr Wärme in meinem Körper zu behalten , überlegte ich. Kam aber zu dem Schluss, dass dieser Gedanke nur der Beweis dafür war, dass ich bereits unter einer leichten Hypothermie litt und mein Bewusstsein sich langsam aber sicher eintrübte. Auch die Möglichkeit, meine Poren zu schließen und keine Körperwärme mehr abzugeben, scheiterte an meiner Unfähigkeit, meinen Hypothalamus zu hypnotisieren.  
    Das Einzige, was mir jetzt noch helfen könnte, wäre etwas zu essen und die Wärme eines anderen menschlichen Körpers. Das brachte mich wieder zu Raphael, den ich sehnsüchtig erwartete.
    Als er dann nach einer Ewigkeit endlich die Tür öffnete, fiel ich ihm (und das ist mir fast ein bisschen peinlich) wie eine reife Birne in die Arme.

Kapitel 18
     
    »D-das hat a-aber ganz schön l-lang gedauert«, stammelte ich in Raphaels Halsbeuge.
    »Ich wurde aufgehalten«, erklärte er. Seine Arme umfingen meine Schultern. » Scheiße, bist du kalt.«  
    Was hatte er denn erwartet? Meine Hände zitterten unkontrolliert. Jetzt hatte ich in etwa eine Ahnung davon, wie man sich mit Parkinson fühlte.
    Raphaels Hals duftete köstlich nach seiner Küche. Ich war geradezu ausgehungert. Das musste auch als Entschuldigung dafür herhalten, dass ich kurz mal an ihm leckte.
    »Was tust du da?«
    »Probieren«, gestand ich. »Ich sterbe vor Hunger.«
    »Kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Raphael mit rauchiger Stimme. »Wo du doch gerade erst ein 4-Gänge-Menü verdrückt hast.«
    Der Vorwurf war unüberhörbar.
    »Ich hatte Angst, du würdest mich vergiften.« Ein weiteres Geständnis von mir.
    » Warum zur Hölle sollte ich sowas machen?«  
    »Weil du wütend auf mich bist, schon vergessen?«
    »Sicher nicht. Aber ich wäre wohl kaum so blöd, das in meinem eigenen Restaurant zu erledigen. Es wäre viel einfacher, dich in den Rhein zu werfen und deinem Schicksal zu überlassen.« Er hielt inne, als dächte er ernsthaft über diese Möglichkeit nach. »Vater Rhein hat bereits viele Leichen nach Düsseldorf getragen«, sagte er sehnsuchtsvoll.
    Meine Schwägerin hatte also mit ihrer Einschätzung vollkommen richtig gelegen. Trotzdem wollte ich das nicht so stehen lassen:
    »Vorher steht mir aber noch eine Henkersmahlzeit zu«, erklärte ich. »Außerdem hast du mich eine Ewigkeit in dieses Kühlhaus gesperrt. Jetzt, wo ich Frostbeulen davongetragen habe, sind wir bestimmt quitt!«
    »Träum weiter! Ich kann auch keine … Frostbeulen erkennen.«
    »Kein Wunder, du guckst ja gar nicht auf meine Füße!«, sagte ich zu ihm, weil er mich von sich geschoben hatte und meine Brüste anstarrte.
    »D-die Küche ist auch schon kalt«, stotterte er.
    »Das ist doch bestimmt nur eine Ausrede.«
    Seufzend wandte er den Blick ab und schob mich die Treppe hinauf. »Vielleicht ist noch etwas Fisch übrig«, räumte er ein.
    Die Stufen nach oben zu stöckeln ist eine wackelige Angelegenheit, wenn der eigene Blutzucker bei gefühlten 45 Milligramm pro Deziliter liegt, aber ich schaffte es einigermaßen würdevoll. Jedenfalls stolperte ich nicht, und ich musste mich auch nicht noch einmal an Raphaels Hals hängen.
    Er hatte die Wahrheit gesagt: Die Küche war tatsächlich schon komplett gereinigt und dementsprechend leer. Raphael drängte mich in den hinteren Arbeitsbereich, umfasste meine Taille und hob mich auf die Arbeitsplatte.
    »Huch«, machte ich, denn das Aluminium unter mir war nicht gerade handwarm, dafür aber bestimmt

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