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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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denn Raphaels Mutter lächelte entschuldigend.  
    »Ich warte draußen auf dich.«
    Die Schwingtür wippte ihr hinterher.
    »Das war deine Mutter«, stellte ich überflüssigerweise fest.
    »Es tut mir leid«, sagte er und zog mich an sich. »Wir waren verabredet, ich hab vergessen, dass sie mich abholen wollte.« Er küsste mich.
    »Du hast es vergessen«, wiederholte ich apathisch. Dann erwachte ich plötzlich. »Wieso sprecht ihr Italienisch? Ich dachte, du bist Kölner?«
    »Ein Kölner mit Südtiroler Wurzeln«, erklärte er.
    Unwillkürlich starrte ich auf seine Füße, als erwartete ich, dass seine Wurzeln sich aus den Sohlen bohren würden. Mein Kopf flog wieder nach oben.
    »Aber du bist blond!«
    »Dass dir das aufgefallen ist!« Seine Augen lachten blau heraus.
    »Müsstest du dann nicht eigentlich Raffaele heißen, oder so?«
    »In unserer Familie ist immer nur der zweite Vorname italienisch.«
    »Tatsächlich? Und wie lautet deiner? Luigi? Giovanni?«
    »Domenico«, antwortete er. »Meine Mutter verehrt Domenico Scarlatti, deshalb.«
    »Mit Malern kenne ich mich nicht so aus«, sagte ich.
    Raphael lachte leise. »Das denke ich mir.«
    »Ich rufe mir jetzt ein Taxi.«
    »Lass mich dich fahren.«
    »Das ist keine gute Idee – deine Mutter«, erinnerte ich ihn.
    Raphael seufzte. »Dann lass mich dich noch einmal spüren.« Er drängte sich an mich. Seine Hände gruben sich in mein Haar.
    Am liebsten hätte ich ewig so stehen bleiben wollen. Okay, nicht unbedingt die ganze Zeit stehen – liegen wäre auch nicht schlecht gewesen.
    »Der Abend ist so ganz anders verlaufen, als ich es erwartet habe«, flüsterte ich.
    »Er ist noch nicht zu Ende.«
    Wie recht er damit hatte, merkte ich circa zehn Sekunden später, als nämlich Raphaels Mutter ungeduldig an die Tür klopfte.
    »Da ist ein Mann gekommen, um deine Freundin abzuholen!«, rief sie.
    Wir fuhren auseinander, und mir schwante nichts Gutes. Gott sei Dank dachte ich noch daran, meine Unterhose vom Boden aufzuklauben. Leider vergaß ich meinen BH, der vermutlich an irgendeinem Schöpflöffel baumelte. Aber aufgrund der Umstände war das wohl nur zu verständlich.
    »Das ist sicher Johannes Brahms.«
    Raphael sah mich an, als argwöhne er einen akuten Anfall von Geistesschwäche.
    »Mein Kollege«, erklärte ich. »Er fühlt sich bestimmt verpflichtet, mich abzuholen, weil er mich auch hergefahren hat.«
    Wir betraten das Restaurant. Brahms stand neben Frau Richter und ließ wie immer seinen Adamsapfel hüpfen.
    »Das ist ja interessant, Herr, äh, Brahms.« Raphaels Mutter kicherte. »Und Sie arbeiten auch für das Gesundheitsamt?«
    Brahms strich sein Jackett zurecht. »Ich bin Oberarzt der anästhesiologischen Abteilung.« Sein Blick fiel auf uns, und sofort fühlte er sich bemüßigt, zu einer Erklärung anzusetzen:
    »Gerade habe ich Ihrer Mutter offenbart, dass bei der heutigen Kontrolle in Ihrem Restaurant alles akzeptabel war, Herr Richter. Das Gesundheitsamt hatte nichts zu bemängeln.«
    »Kontrolle?«
    »Die Hygienekontrolle durch Frau Dr. Henning, meine ich. Ist es nicht bewundernswert, wie sie ihrer Arbeit nachgeht, wenn alle anderen schon Feierabend haben?«
    »Mit ganzem Körpereinsatz«, bestätigte Frau Richter. »Wirklich bewundernswert!«
    Raphael wurde blass. »Ach«, sagte er.

Kapitel 21
     
    »Du hast nicht gesehen, wie sein Kaumuskel mahlte!«, rief ich in den Telefonhörer.
    »Er hat damit gemalt?«
    Ich schnaufte. »Nicht gemalt! Er hat gemahlt , so wie eine Getreidemühle mahlt.«  
    »Ach so«, Gaby atmete tief ein und aus. »Du meinst, wie das in diesen Fantasy-Pornos beschrieben steht, wenn sich beim Helden die Haut über dem stahlharten«, sie blies Luft in den Hörer, »Kiefer spannt.«
    »So ähnlich.« Ich kratzte mich am Kopf. »Ich dachte, du liest keine Fantasy?«
    Das andere Ende der Leitung blieb still.
    »Ist ja auch egal. Auf jeden Fall war er völlig entsetzt.«
    »Warum hast du nicht direkt gesagt, dass du Brahms nur Mist erzählt hast?«
    »Das konnte ich nicht. Ab August ist er mein Boss. Da kann ich doch schlecht zugeben, dass ich ihn angelogen habe, um ihn loszuwerden.«
    »Ich finde ihn übrigens charmant«, sagte Gaby.
    »Wen?«
    »Brahms natürlich.«
    Ich schluckte eine Erwiderung herunter, denn gerade hegte ich noch weniger Sympathie für Brahms als ohnehin schon. Es war reine Profilierungssucht, dass er sich als mein Oberarzt vorgestellt hatte, obwohl er diese Position offiziell noch gar nicht

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