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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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Ich hielt den Atem an.
    »Wer sagt denn, dass er nicht verheiratet ist?«, gab Jonas zurück und versetzte mir dadurch einen Schlag in die Magengrube.
    »Wie?«, quietschte ich auf. »Willst du damit sagen, dass er eine Frau hat?«
    »Das habe ich nicht gesagt.« Um seine Augen hatten sich Fältchen gebildet.
    »Ja, was denn nun?«
    »Ich könnte jetzt doch ein Schmerzmittel gebrauchen.«
    Ich schnaubte frustriert, zog aber schnell etwas Fentanyl auf, weil ich sonst wohl kaum eine Antwort bekäme. Mit der Spritze fuchtelte ich vor seiner Nase herum. »Nun?«
    »Bitte recht viel«, sagte er nur und zeigte ein zufriedenes Grinsen, als ich das Mittel in seine Vene injizierte.
    Sein Blick suchte mein Gesicht nach jeder Regung ab, bevor er schließlich weitersprach. »Raphael ist geschieden. Schon seit zwei Jahren.«

Erfolg nach Rezept
     
    Aus »Das Rezept seines Erfolgs: Raphael Richter – eine Biografie« von Barbara Olivier
     
    Es war ein glücklicher Zufall, als ein Redakteur des Senders im Frühjahr 2010 Hunger bekam. Raphael stand noch ganz am Anfang seiner Karriere. Die Neueröffnung seines Restaurants lag erst wenige Wochen zurück, erste Rückschläge machten ihm zu schaffen. Da war der Ärger mit Lieferanten, die nicht dasselbe Verständnis von Frische hatten wie er selbst. Personal, das plötzlich absprang oder seine Arbeit vernachlässigte. So auch an diesem Frühlingstag:
    Ein Gast beschwerte sich über das Benehmen des Kellners, der daraufhin unter unflätigen Beleidigungen seine Kollegen im Stich ließ. Raphael versuchte, den Missmut des Gastes mit einer spontanen Kocheinlage auszubügeln. Persönlich brachte er ihm einen köstlichen Gruß aus der Küche an den Tisch.
    Das besänftigte den Gast nicht nur, sondern brachte ihn auch ganz ungezwungen mit Raphael ins Gespräch. Der berichtete geradezu euphorisch von seiner Leidenschaft. Dem Redakteur, der die Szene beobachtet hatte, fiel der äußerst charismatische Koch sofort auf, plante man ohnehin gerade ein neues Kochformat. Und nachdem Raphael sich von seinem Gast verabschiedet hatte und zurück in seiner Küche verschwinden wollte, wurde er von ihm bis in die heiligen Räume verfolgt. Der Redakteur schilderte ausführlich die Pläne des Senders, und obwohl Raphael davon gar nicht besonders begeistert war, ließ er sich zu einem Probedreh überreden.
    Alles Weitere ist Geschichte:
    Mit seinem guten Aussehen, seiner charmanten Art und dem lockeren Umgangston gewann er sofort alle Sympathien. Das Testpublikum fraß Raphael aus der Hand. Man wollte mehr. Viel mehr.
    Verträge wurden aufgesetzt und bereits wenige Wochen nach diesem denkwürdigen Tag im Restaurant drehte man die Pilotfolge auf einem alten Anwesen in Rodenkirchen . Denn man war der Meinung, dass ein rustikales, natürliches Ambiente perfekt zu einem Mann passte, der in seiner Freizeit nur Jeans trug und gerne auch mal auf offenem Feuer briet.  
    Was seine Mutter bereits wusste, seit er ein kleiner Junge war, seine Frau aber in zweijähriger Ehe nicht zu akzeptieren verstand – der Sender hatte es sofort erkannt:
    Raphaels kochende Leidenschaft hatte so viel Potential, dass ganz Deutschland das einfach erleben musste.

Kapitel 22
     
    »Oh.« Irgendwie schockierte mich Jonas’ Antwort. Dabei hätte ich mir eigentlich denken können, dass ein Raphael Richter in diesem Alter unmöglich noch frei herumlaufen konnte. Die Frauen mussten sich um ihn reißen. Vielleicht waren die Groupies seiner Ehe in die Quere gekommen? Gewundert hätte mich das nicht, er wäre schließlich nicht der erste Fernsehstar, der seinen Unterleib nicht unter Kontrolle halten konnte. Obwohl ich persönlich ja für seine Leidenschaft schon sehr dankbar gewesen war, dachte ich seufzend.
    »Es ist übrigens vorbei.«
    »Keine weiteren Fragen mehr?«, erkundigte sich Jonas.
    »Ich meine die Operation. War gar nicht so schlimm, oder?«
    »Danke.«
    »Ein bisschen kannst du aber noch liegen bleiben. Du bekommst noch einen schönen, blütenweißen Verband um deine Hand gewickelt. Hat Dr. Biber gesagt, wie lange du nicht arbeiten darfst?«
    »Vier Wochen. Das ist ganz großer Mist. Wenn ich nicht arbeite, verdiene ich auch nichts.«
    »Aber das war doch ein Arbeitsunfall«, gab ich zu bedenken. »Und wenn dein Chef doch so nett ist, dann kann er dich vielleicht woanders einsetzen. Es gibt doch bestimmt noch genug zu tun.«
    »Wofür ich aber nicht qualifiziert bin.«
    »So schwer kann es doch nicht sein, irgendwelche

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