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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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Sofa«, sagte ich und ließ mich schnell wieder auf das Polster fallen. »Und du?«
    »In der Küche. Ich kämpfe mit einer Kartoffelreibe.«
    »Ich wusste nicht, dass du im Restaurant bist.«
    »Bin ich auch nicht, heute ist doch Montag. Ich koche nur für mich.«
    »Und was? Irgendwelche superexotischen Spezialitäten?«
    »Das kann man wohl sagen.« Ich meinte förmlich zu hören, wie er grinste. »Ich hatte Heißhunger auf Reibekuchen. Wenn das nicht superexotisch ist, dann weiß ich auch nicht.«
    »Ich liebe Rievkooche.«
    »Mit Apfelmus oder ohne?«
    »Selbstverständlich mit! Mein Bruder hat früher anstatt Apfelkompott immer Appel-auf’m-Kopp gesagt«, plapperte ich weiter. »Aber am besten schmecken sie auf der Kirmes.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du einen Bruder hast.«
    »Habe ich das noch nie erwähnt?«
    »Nicht bei unserem letzten Treffen.«
    »Na gut, dann weißt du es eben jetzt. Es sind sogar zwei. Frédéric ist der Älteste von uns und Claude ist drei Jahre jünger als ich.«  
    Vermutlich redete ich mich gerade um Kopf und Kragen. Aber wie es den Anschein hatte, kannte Raphael diese Jacqueline kaum. Da fand ich es erstaunlich, dass er unbedingt mit ihr Schaf essen wollte. »Hast du auch Geschwister?«
    »Nein.«
    »Hab ich mir gleich gedacht. Du wurdest bestimmt von vorn bis hinten verwöhnt.«
    »Das kann ich leider nicht abstreiten.«
    Ich musste lachen. Aber dann blieb mir der letzte Gluckser im Halse stecken, denn Raphael sagte:
    »Ich würde dich gerne von vorn bis hinten verwöhnen.«  
    Es ist mir sehr unangenehm, aber das war wieder einmal der Moment, wo mein Hirn sich verabschiedete und der Papagei übernahm:
    »Du würdest mich gerne verwöhnen?«
    »Das sagte ich gerade.«
    »Nun, äh, ich bin aber pappsatt.«
    »Ich habe dabei auch nicht ans Essen gedacht.«
    »Nein? Puh. Woran denn?«
    »Liegst du bequem?«

Kapitel 25
     
    Wie hätte ich da verneinen können?
    Das darauffolgende Gespräch war nun ganz und gar nicht jugendfrei. Und auch nicht völlig frei von Themen, die mit Essen zu tun hatten. Denn es kamen durchaus Erbsen und, äh, Stangensellerie darin vor.
    Jedenfalls erleichterte mich eine Sache ungemein: Auch einem Raphael Richter kann beim Kochen schon mal was anbrennen.
    »Ich fasse es nicht, dass du mich da geküsst hast!«, sagte Raphael, nachdem er fluchend die Pfanne vom Herd gestoßen hatte.  
    Ich lächelte. »Du meinst, am Corpus spongiosum?«
    »Diese lateinischen Begriffe machen mich total an.«
    »Aber das habe ich doch bloß so gesagt«, behauptete ich.
    »Es hat sich aber echt angefühlt.«
    »Fand ich auch«, gestand ich und seufzte ein bisschen.
    Sein Atem ging immer noch schwer. »Mir reicht es aber nicht, das nur am Telefon zu tun. Ich möchte dich spüren. Von innen. Ich werde wahnsinnig bei dem Gedanken, dass du vielleicht nur wenige Kilometer von mir entfernt bist.«
    »Ich habe schon oft daran gedacht. Nur –«
    »Dann lass mich zu dir fahren, und wir machen all das, woran du gedacht hast.« Seine Stimme klang belegt.
    Es fiel mir unglaublich schwer, ihn abzuweisen. Zum Teufel mit dieser blöden Jacqueline! Wenn sie nicht wäre, dann …
    Ja, was dann?
    Dann hätte mich Raphael nicht einmal angerufen. Dieser Gedanke gefiel mir nun überhaupt nicht.
    »Es geht nicht«, sagte ich widerstrebend. »Ich wünschte wirklich, ich könnte, aber es geht einfach nicht.«
    »Das ist doch idiotisch, J-Jacqueline.«
    »Ich bin nicht … Ich bin immer noch nicht gesund, und da möchte ich dich nicht anstecken.«
    »Das hast du aber bereits getan. Liebling.«
    Liebling?
    Mir wurde ganz weich und fluffig im Bauch. Es klang so zärtlich, wie er das sagte. So zärtlich, dass ich fast glaubte, ihm die Wahrheit gestehen zu können. Aber wenn ich das fertigbrachte – jetzt, nachdem wir ein so intimes Gespräch über Erbsen und Sellerie geführt hatten, dann würde er mir das bestimmt nie verzeihen. Mein Gott, er dachte doch, er würde mit Jacqueline telefonieren! Weiß der Himmel, was das für ein vollbusiger Vamp sein mochte! Ganz sicher hatte sie keinerlei Ähnlichkeit mit mir. Diese Weibchen der Stars waren doch alle so jung und schön und langbeinig.
    Und ich war bloß Jo.
    Und jeder Mensch wusste, dass Anästhesisten nicht so ganz klar im Kopf sind. Sie trinken zu viel Kaffee, atmen regelmäßig Narkosegase ein und sind überhaupt ständig übermüdet und deshalb auch keine geistreichen Gesprächspartner. Und Raphael war ein wahnsinnig aufregender Mann. Ich

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