Fessel mein Herz (German Edition)
Montana zahlreiche Tabletts und Schüsseln und nötigte sie, sich reichlich zu bedienen, dabei war sie sich nicht sicher, ob sie überhaupt einen Bissen hinunterbringen konnte.
„ Warum hattet Ihr so komische Hosen an?“, meldete sich plötzlich ein etwa sechjähriger Junge zu Wort.
„ Willy!“, fuhr Lady Isabell ihren Sohn scharf an. „Verzeiht bitte das ungehörige Benehmen meines Sohnes“, sagte sie an Montana gewandt. „William Robert! Du darfst einer Lady nicht solche Fragen stellen! Das war sehr ungehörig von dir!“
Der Junge senkte den Kopf und machte einen Schmollmund.
„ Ist schon in Ordnung“, wiegelte Montana, der die ganze Sache sehr unangenehm war, ab. „So sind Kinder eben.“
Eine Weile widmeten sich alle schweigend dem Essen. Montana merkte, dass sie doch hungriger war, als sie gedacht hatte und so hatte sie bald ihren Teller fast leer gegessen.
Als sie von ihrem Essen aufblickte, begegnete sie dem intensiven Blick von Bhreac, der sie über den Tisch hinweg ansah. Hastig wandte sie den Blick wieder ab und sie war froh, als das Essen endlich zu Ende war und sie sich entschuldigen konnte. Unter dem Vorwand, dass sie von den Strapazen der Reise ganz erschöpft sei, zog sie sich auf ihr Zimmer zurück.
*
Es war noch dämmrig, als Montana am nächsten Morgen erwachte. Eine Weile wälzte sie sich in dem breiten Bett hin und her, doch sie konnte nicht mehr schlafen. Ergeben schwang sie die Beine aus dem Bett und stand auf. Es war recht frisch im Zimmer und sie fröstelte. Aus dem Haufen Kleider, die man ihr überlassen hatte, suchte sie einen Umhang heraus und legte ihn um. Das war besser.
Was sollte sie jetzt tun? Es war sicher noch niemand auf und sie hatte weder Bücher, noch sonst irgendetwas, um sich zu beschäftigen. Vielleicht gab es unten Bücher, überlegte sie. Es könnte sicher nicht schaden, einmal nachzusehen. Also verließ sie das Zimmer und stieg die Treppe zum Erdgeschoss hinab. Unten hörte sie Stimmen, die aus dem Salon kamen. Die Tür zu dem kleinen Empfangsraum stand ein Stück weit offen. Leise schlich Montana näher und spähte hinein. Bhreac saß dort mit seiner Mutter bei einem Glas Whisky.
„ Ich glaube nicht, dass Duncan und James noch leben Mutter. Wenn sie nicht auf dem Schlachtfeld umgekommen sind, dann wurden sie hinterher von den Sassenachs umgebracht“, hörte sie Bhreac sagen.
Lady Gwen stieß einen gequälten Seufzer aus.
„ Wir sind hier nicht sicher. Wir müssen von hier weggehen. Am besten mit dem Schiff nach Amerika. Ich weiß, dass einige Highlander dies schon getan haben, seit die Zeiten hier so schlecht geworden sind. Auch jetzt werden sicher noch viele folgen. Wir sollten dieses Chance nutzen. Noch können wir gehen. Doch die Rotröcke werden nicht mehr lange auf sich warten lassen. Sie werden alle verfolgen, die den Stuarts zugeneigt waren“, redete Bhreac auf seine Mutter ein.
„ Die Reise nach Aberdeen wäre auch sehr riskant. Dort wimmelt es sicher nur so von Rotröcken. Ich glaube nicht, dass die uns so einfach auf ein Schiff lassen werden.“
„ Ich gebe dir recht. Ich hatte auch nicht Aberdeen im Sinn, sondern Thurso. Das ist zwar eine weite Reise, aber es ist machbar. Wir haben genug Pferde und Wagen.“
„ Ich will hier nicht weg Junge. Dies ist meine Heimat. Dieses Haus hat dein Vater gebaut und hier habe ich euch Kinder entbunden. Ich glaube auch nicht, dass Isabell oder Marie hier weg wollen. Vielleicht kommen Duncan und James noch. Sie könnten verwundet sein und dadurch die weite Reise nach Hause scheuen. Wenn sie erst genesen sind, dann ...“
„ Mutter! Ich will dir wirklich ungern diese Hoffnung nehmen, aber sie entbehrt jeder Grundlage. Ich bin sicher, dass die beiden nicht wiederkommen werden. Und uns bleibt nicht viel Zeit, ehe die Sassenachs hier auftauchen.“
„ Ich bin zu alt, um noch einmal von vorne anzufangen. Du solltest gehen aber wir Frauen und Kinder sind doch keine Gefahr für die Engländer. Sie werden uns vielleicht plündern, aber wenn wir ihnen bereitwillig alles geben, dann ...“
„ Lieber Gott! Mutter! Hast du denn wirklich so wenig Ahnung von Soldaten?“, rief Bhreac verzweifelt. „Sie werden euch Frauen vergewaltigen und zumindest die Jungen umbringen. Noch sind es nur Kinder, aber aus Jungen werden Männer und die Sassenachs werden es nicht zulassen, dass sie zu Männern heranwachsen, die später zu Kriegern werden. Sieh das doch ein! Wenn ihr Frauen hier bleibt, gefährdet ihr
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