Fessel mein Herz (German Edition)
dauerte es eine ganze Weile, ehe sie endlich in den Schlaf fiel.
14
Vier Tage waren sie nun unterwegs und Bhreac kümmerte sich liebevoll um Montana, doch wenn sie sich nachts aufs Lager legten, dann rührte er sie nicht an. Montana sehnte sich so sehr nach seinen Zärtlichkeiten, seiner Leidenschaft, doch es war, als würden Bruder und Schwester das Lager miteinander teilen. Vielleicht hatte sie ihn doch missverstanden. Möglicherweise liebte er sie nicht so, wie sie ihn. Offensichtlich waren seine Gefühle eher brüderlicher Natur. Eigentlich sollte es Montana recht sein. War es nicht genau das, was sie sich immer gewünscht hatte? Ein Mann, mit dem sie sich gut verstand, der liebevoll mit ihr war, sie aber nicht bedrängte und sie nicht in die Gefahr brachte, die Kontrolle über sich zu verlieren? Warum dann fühlte sie sich so unzufrieden, so unerfüllt? Diese Grübeleien machten sie mürrisch.
*
„ Sie müssen hier durchgekommen sein“, stellte Bhreac fest.
Er strich über die Wagenspur, neben der er kniete und schnippte einen Pferdeapfel über den Weg, der von dem Haufen stammte, den er gerade untersucht hatte.
Montana antwortete nicht. Er hatte schon bemerkt, dass sie den ganzen Tag lang äußerst kurz angebunden, wenn nicht gar schweigsam gewesen war und wunderte sich, was sie haben mochte. Vielleicht war es, weil sie gegen diese Reise nach Amerika war oder sie litt noch immer unter den schrecklichen Ereignissen, die hinter ihr lagen. Aus Rücksicht auf ihre Beinahe-Vergewaltigung, hatte er davon abgesehen, sie mit seiner Lust zu belasten. Es fiel ihm wirklich nicht leicht, Nacht für Nacht neben ihr zu liegen und sie nicht anzurühren, ihr nicht zu zeigen, wie sehr er sie begehrte. Er wollte ihr Zeit geben, sich von dem Erlebten zu erholen.
Seufzend erhob er sich und ging zurück zu Montana, die auf einem umgestürzten Baum saß, die Zügel des Hengstes in der Hand haltend.
„ Wir werden dort vorne nach rechts abbiegen, dort muss eine Farm liegen. Eine Schüssel Porridge und vielleicht ein Bad. – Würde dir das gefallen?“, fragte er sanft.
Seit Tagen hatten sie nicht vernünftig gegessen. Nur Fisch oder Kleinwild, wie Hasen oder Vögel. Und er war sich sicher, dass sie genauso wie er den Wunsch nach einem Bad verspürte. Er konnte sich noch genau erinnern, wie glücklich sie gewesen war, als sie nach Tagen in der Wildnis endlich auf Broch Dubh ein heißes Bad hatte genießen können. Da waren sie sich offenbar ähnlich.
„ Woher weißt du, dass es dort eine Farm gibt?“, wollte sie wissen und es klang ein deutlicher Hoffnungsschimmer in ihrer Stimme.
„ Weil dort hinten Rauch zu sehen ist und ich habe eine Ziege gehört. Du bekommst also vielleicht sogar einen Becher mit Ziegenmilch.“
„ Das Bad würde mir schon reichen“, murmelte sie erschöpft. Sie war es nicht gewohnt, tagelang im Sattel zu sitzen und nachts auf hartem Boden zu schlafen.
„ Na komm. Dann lass uns aufbrechen. Morgen verfolgen wir die Spur weiter. Für heute genießen wir den unschlagbaren Luxus eines Bettes im Heu.“
Er grinste spitzbübisch und zu seiner Freude zeigte sich endlich ein leichtes Lächeln auf ihren Zügen. Vielleicht war sie gar nicht mürrisch, sondern nur sehr erschöpft. Eine Nacht im weichen Heu nach einer anständigen Mahlzeit und einem heißen Bad, würde ihr sicher helfen.
*
Wohlig streckte sich Montana in dem heißen Wasser. Zwar war der Badezuber mal wieder zu klein, doch es war trotzdem himmlisch. Man hatte ihr eine kleine Kammer für ihr Bad zur Verfügung gestellt, in der sonst die siebenköpfige Familie schlief. Aus dem einzigen anderen Raum dieser Hütte, der Wohnzimmer, Esszimmer, Arbeitszimmer und Küche in einem war, drang ein köstlicher Geruch nach Eintopf zu Montana in die Kammer hinein. Bhreac hatte mit Malcolm, dem Herrn des Hauses, einen Fasan gejagt und Molly, Malcolms Frau, kochte nun ein leckeres Abendessen daraus.
Vor ihrem Bad hatte Montana von der freundlichen Frau einen Becher Ziegenmilch und einen verschrumpelten Apfel vom letzten Herbst bekommen. Nach der einseitigen Diät der letzten Zeit, hatte Montana sogar die etwas streng schmeckende Ziegenmilch köstlich gefunden und der Apfel war trotz seines schrumpeligen Äußeren sehr lecker gewesen.
Es klopfte an der Tür.
„ Ja bitte?“
„ Ich bins, Lina. Ich bringe euch ein Trockentuch.“
„ Komm rein!“
Die Tür öffnete sich und die zwölfjährige Tochter des Hauses kam mit einem Trockentuch in
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