Fessel mein Herz (German Edition)
den Armen in die Kammer. Lina war ein schlaksiges Ding mit Sommersprossen und rotem Kraushaar. Obwohl sie im Moment recht linkisch wirkte, zeigten ihre feinen Glieder, dass sie einmal eine schön gewachsene Gestalt haben würde und ihre großen, grünen Augen waren von langen Wimpern umrahmt. Montana war sich sicher, sie würde eine wunderschöne Highlandblüte werden.
„ Ich danke dir. Leg es dort auf den Schemel, ja?“
Mit einem kurzen Nicken und geröteten Wangen kam Lina der Anordnung nach.
„ Braucht Ihr noch etwas?“, fragte Lina zaghaft.
„ Ich könnte deine Hilfe beim Ankleiden gebrauchen“, sagte Montana freundlich.
„ Gewiss. Gern.“
„ Ich bin gleich fertig.“
Montana wusch noch ihr Haar und erhob sich dann aus dem Zuber. Lina reichte ihr das Trockentuch und half ihr, ihre Sachen wieder anzuziehen. Montana hatte sich an die Unterröcke noch immer nicht gewöhnen können.
Bhreac brauchte nur halb so lange für sein Bad, wie Montana und als er frisch rasiert und sauber aus der Kammer trat, verkündete Molly, dass das Essen fertig sei.
Sie setzten sich alle an den großen, roh gezimmerten Tisch und Bhreac wurde gebeten, das Tischgebet zu sprechen. Danach füllte Molly ihnen großzügig die Schüsseln. Montana glaubte, noch nie so etwas Köstliches gegessen zu haben. Molly hatte zwei große Leibe Brot aufgeschnitten, welches sie in den Eintopf tunkten. Zum ersten Mal seit Tagen aß Montana sich richtig satt.
Die Unterhaltung bei Tisch war angeregt und Montana genoss es, unter Menschen zu sein. Sie lachte unbeschwert und freute sich, dass auch die schüchterne Lina langsam auftaute und sich als sehr gescheites Mädchen herausstellte.
Nach dem Essen schenkte Malcolm den Erwachsenen und den beiden halbwüchsigen Söhnen einen Whisky ein. Montana hätte es unter anderen Umständen sicher befremdlich gefunden, die vierzehn und sechzehn Jahre alten Jungen Whisky trinken zu sehen, doch immerhin blieb es bei einem halben Becher für die Jungen, während die Erwachsenen noch einen zweiten Becher eingeschenkt bekamen.
Montana merkte, wie sie langsam ein wenig benebelt wurde und lehnte sich an Bhreac, der zärtlich den Arm um ihre Schultern legte und sie an sich drückte. Einem dritten Becher wehrte sie entschieden ab und bald beteiligte sie sich nicht mehr an dem Gespräch, bis die Stimmen von weither zu kommen schienen und sie langsam in den Schlaf abdriftete.
Sie erwachte, als Bhreac sie auf das duftende Heu niederlegte.
„ Bin ich eingeschlafen?“, murmelte sie.
„ Ja. – Und du hast geschnarcht“, verkündete Bhreac mit einem Augenzwinkern und lachte.
„ Nein! Das habe ich bestimmt nicht!“, wehrte Montana entschieden ab.
„ Nur ein wenig. Ganz leise“, sagte Bhreac und legte sich kichernd neben sie ins Heu.
„ Du Scheusal!“
„ Wenigstens warst du nach einem Becher wieder fröhlich, nachdem du den ganzen Tag so griesgrämig warst“, zog Bhreac sie auf.
Montana warf sich auf die Seite und kehrte ihm den Rücken zu.
„ Was ist denn jetzt schon wieder mit dir“, fragte Bhreac verwirrt.
Verstand einer die Frauen!
„ Nichts!“, gab Montana ätzend zurück.
„ Na denn!“, meinte Bhreac und legte sich seufzend auf den Rücken.
Beide lagen schweigend da, bis Bhreac meinte, leises Schluchzen zu hören. Er hob den Kopf und sah zu Montana hinüber. Ihre Schultern bebten. Jetzt verstand er gar nichts mehr.
„ Weinst du?“, fragte er.
„ Nein!“, schniefte Montana.
Bhreac fasste sie bei der Schulter und drehte sie sanft auf den Rücken. Ihr Gesicht war tränenfeucht.
„ Du weinst doch!“
Bhreac wischte sanft die Tränen von ihren Wangen und eine knisternde Spannung breitete sich zwischen ihnen aus. Ihrer beiden Herzen klopften wild und Montanas Tränenstrom versiegte.
Langsam beugte sich Bhreac zu ihr hinab und leckte zärtlich eine letzte Träne von ihrer Wange. Dann bedeckte er ihr Gesicht mit Küssen, bis sie die Arme um seinen Hals schlang und sich ihm aufstöhnend entgegenhob.
„ Montana“, stöhnte er erregt. „Wenn du aufhören willst, dann sag es mir. Ich will dich nicht ...“
„ Ich will nicht, dass du aufhörst“, sagte sie verzweifelt. „Es sei denn, du willst mich nicht“, fügte sie schluchzend hinzu.
„ Dich nicht wollen?“, keuchte Bhreac. „Dich nicht wollen? Du dummes Weib. Ich brenne vor Sehnsucht. All die Nächte habe ich mich so nach dir verzehrt.“
„ Aber warum hast du dann nicht ...“
„ Weil ich ein Trottel bin“,
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