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Fesseln der Erinnerung

Fesseln der Erinnerung

Titel: Fesseln der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Sophia nichts lieber als aussteigen. Sie war nie klaustrophobisch gewesen, aber in einem Wagen mit einem schweigend vor sich hin brütenden Max zu sitzen, war … beunruhigend.
    Er nahm mehr Platz ein, als er sollte. Die Hitze seines Körpers erfüllte den ganzen Wagen. Es war, als würden heiße Wellen von ihm ausgehen, die ihren Körper streichelten – und bei einer Frau, die seit Jahren nicht mehr berührt worden war, löste das Fluchtreflexe aus.
    „Was ist denn mit den Codes für die Alarmanlage?“, fragte Max, als sie die Stufen hinaufgingen, seine Stimme war wie Sandpapier auf der Haut.
    Wieder eine Berührung, ohne dass er sie tatsächlich berührt hatte. Damit konnte sie weder umgehen noch ihr ausweichen. „Habe ich bekommen.“ Sie öffnete die Eingangstür und ging zum Fahrstuhl, die behandschuhten Finger rutschten von dem Paneel ab. Dann nahm sie sich zusammen.
    Sie zittert, dachte Max, Sophia zittert.
    „Eine sehr exklusive Wohnanlage.“ Sie klang ruhig, barg die verräterische Hand auf dem Rücken, als sie auf den Fahrstuhl warteten. „Vales Stellung bei Ratsfrau Duncan hat es ihm ermöglicht, seine Privatsphäre in hohem Maß zu schützen.“
    „Warum hätte er das tun sollen?“ Max verschränkte die Arme vor der Brust, denn obwohl sie sich gestern noch fremd gewesen waren, spürte er das Bedürfnis, unter Sophias Haar zu greifen, um den warmen Nacken zu spüren, sie an sich zu ziehen und sich mit einem sanften Kuss dafür zu entschuldigen, dass er sie zu früh und zu stark bedrängt hatte.
    „Bevor es diese Todesfälle gegeben hat“, sagte er und musste sich mit aller Macht zusammenreißen, um dem gegen alle Regeln zivilisierten Benehmens verstoßenden Wunsch nicht nachzugeben, „war der Beraterposten bei Nikita Duncan doch nicht mit einem hohen Risiko verbunden. Warum dann diese Sicherheitsmaßnahmen?“
    „Menschen“, sagte sie, „und manchmal auch nichträuberische Gestaltwandler erwarten oft Dinge von Medialen, die unmöglich sind.“ Ein bedeutungsvoller Blick aus unglaublich lebendigen Augen. „Wahrscheinlich wollte sich Vale einfach vor Leuten schützen, die ihm als Person zu nahe kommen wollten.“
    Die Fahrstuhltüren öffneten sich. Im selben Augenblick betrat eine Frau die Eingangshalle und zog eine Karte über den Scanner. „Bitte warten Sie auf mich.“
    Max tat ihr den Gefallen und bemerkte, dass Sophia sich in eine Ecke drückte.
    „Danke.“ Das rubinrote Lächeln der Frau verriet, dass sie ein Mensch war. „Ziehen Sie hier ein? Ich habe Sie noch nie zuvor gesehen.“
    Die Fremde sah ihn von oben bis unten an, Max wusste, was das bedeutete. Frauen hatten ihm schon Angebote gemacht, bevor er volljährig gewesen war. Und er hatte gelernt, sie abzuweisen, ohne ihre Gefühle zu verletzen – denn trotz allem, was die Frau, die ihm das Leben geschenkt hatte, ihm angetan hatte, hatte er nie Hass auf sie oder ihre Geschlechtsgenossinnen empfunden. Ein Teil von ihm hatte sie immer schützen wollen – selbst als Kind hatte er gewusst, dass, gleichgültig, wie sehr sie ihn verletzte, ihr eigener Schmerz älter und größer war und sie innerlich in Stücke riss.
    Er schenkte der Fragenden ein kleines Lächeln und sagte: „Wir sehen uns nur um.“
    „Na dann“, meinte sie, als die Türen sich auf ihrem Stockwerk öffneten, „wenn Sie Fragen zur Gegend haben, rufen Sie mich an.“ Sie reichte ihm beim Hinausgehen ihre Karte, ihr Parfüm hing schwer in der Kabine.
    Sophia kam aus ihrer Ecke. „Sie hat sich verhalten, als wollte sie ein Date.“
    Max hatte die Visitenkarte in den kleinen stählernen Abfallbehälter werfen wollen, ließ sie aber jetzt in die Tasche gleiten. Wenn Eifersucht die wahre Sophia an die Oberfläche brachte, dann würde er das ohne Schuldgefühle ausnutzen – wenn einen eine Frau dermaßen stark interessierte, war alles erlaubt.
    Und er wollte die einzigartige Person hinter der Maske der perfekten J-Medialen, diejenige, die ihm gesagt hatte, Bonners Opfer sollten nicht ewig draußen im Dunkeln liegen, unbedingt näher kennenlernen. „Man nennt das Flirten.“ Er sah sie absichtlich ein wenig provozierend an. „Das haben Sie sicher schon vorher bei Menschen beobachtet.“
    „Ist das der Frauentyp, der Sie anzieht?“ Sie hätte es auf sich beruhen lassen sollen, doch als sie auf den Flur trat, auf dem Vales Wohnung lag, konnte sie sich nicht mehr zurückhalten. „Groß, schlank und nach der neusten Mode gekleidet.“
    Max zeigte nach links in den

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